Titel: Wild Life: Welcome to the Club Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Als alte Techno- und Club-Szene-Hasen zeichnen die nicht mehr ganz taufrischen Karl Valentin Kopetzki und Jens Bringmann neben diversen sonstigen künstlerischen und organisatorischen Ausschweifungen seit mehr als einer Dekade für Comics und Cartoons verantwortlich.
Zu ihren bekannteren Arbeiten gehört die Comic-Reihe „Hotze“, die zunächst im Musikmagazin „Groove“ erschien und die ebenfalls im Rahmen der Ehapa Comic Collection neu aufgelegt wird, sowie die „Wild Life“-Cartoons, die in der Szene-Zeitschrift „Raveline“ einen festen Stammplatz innehatten bzw. haben. In „Wild Life: Welcome to the Club“ wird nun eine veritable Anzahl jener alten One-Panel-Cartoons in Form eines Sammelbandes neu herausgegeben, wobei vier gefühlsechte Comics - zwei One-Pager, zwei doppelseitige - den ersten Band dieser Ehapa-Edition abschließen.
Thematisch drehen sich die Bildchen um das Wohl und Wehe von deutschen Club- und Szene-Gängern, von Hip Hoppern, Ravern und den verlorenen, autistischen Seelen des Techno- und House-Milieus, von lauter Musik, freier Liebe und schlechten Drogen. Inhaltlich bedienen sich die Künstler zwar oft surrealer Überzeichnungen oder driften ab und an sogar gänzlich ins Fabelhafte bzw. Metaphysische ab, dennoch gelingt es ihnen, ihre Bild-Aussagen innerhalb des begrenzten Erfahrungshorizontes der Zielgruppe zu verankern. Auch wenn die Cartoons grundsätzlich unverbunden nebeneinander stehen, so gibt es einige Motive - wie Pinky auf der Suche nach der After von Schlotte -, die sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen.
Was sich zunächst bunt und unterhaltsam anhört, stellt sich allerdings bei näherer Betrachtung ein ums andere Mal als bieder und spießig heraus, ohne die anarchische Frische bspw. eines Gerhard Seyfried oder die ätzende, subversive Hintergründigkeit eines Robert Crumb. Stattdessen verrecken Bringmanns und Kopetzkis Pointen regelmäßig irgendwo zwischen unsympathischen Figuren und wenig originellen Situationen, was nicht heißt, dass nicht die eine oder andere Szene für einen herzlichen Lacher gut ist.
So bleibt als eigentliches Faszinosum der Cartoons das Artwork, die in kräftigen Farben kolorierten Szene-Typen, die wie ein Reigen aus deformierten Mutanten am Auge des Lesers vorbeiziehen, wobei es oft die kleinen, skurrilen Details sind, welche die Bilder lebendig und authentisch wirken lassen.
Fazit: grafisch bunt und grell, inhaltlich bieder und oftmals wenig originell.