Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist – passend zum Titel – in Blau- und Schwarztönen gehalten. Im Hintergrund kann man Sterne und einen Baum erkennen, während der Vordergrund von zwei durchscheinenden Menschen eingenommen wird – vermutlich die Protagonisten des Romans. Die Titelgestaltung selbst ist etwas gewöhnungsbedürftig, reichen das “l” des Blau und das “z” des Schwarz doch in die anderen Wörter hinein. Die Vögel, die vom “z” des Schwarz abheben, gefallen mir dafür ziemlich gut.
Nach dem plötzlichen Umzug ihrer Familie verschwand Nick aus Gwens Leben – und von ihrer gemeinsamen Kindheit blieb nur die Erinnerung. Bis zu dem Zeitpunkt, als Nick Gwen vor einer Vergewaltigung rettet – und die Täter tot zurück lässt. Nick hat sich in den Jahren ohne Gwen weit mehr verändert als sie. Mit ihrem Wiedersehen offenbart er Gwen sein dunkles Erbe. Nun ist es an ihr, sich zu entscheiden.
Schon die erste Begegnung zwischen Nick und Gwen hat mich in den Bann geschlagen. Es ist eine Begegnung, die nicht nur den Leser prägt. Aber auch eine Begegnung, die Nick und Gwen innerhalb kürzeste Zeit einen Weg in das Herz des Lesers finden lässt. Wie könnte man auch einen Jungen, der sich vor ein kleines Mädchen stellt um sie zu beschützen, nicht mögen? Und auch Gwens offene Art – trotz des Erlebten – macht sie einfach sympathisch. Die Art, wie Nick die anderen vertrieben hat, ist hier (noch) völlig nebensächlich.
Das nächste Wiedersehen, an dem der Leser teilhaben kann, findet Jahre später statt – und ist deutlich brutaler. Das ist allerdings der Situation geschuldet und zumindest Nicks Brutalität lässt sich in diesem Fall wohl noch entschuldigen. Nach der ersten Erleichterung ob ihrer Rettung befindet sich Gwen allerdings in einem Zwiespalt: Auch ihr Leben hat sich in den letzten Jahren verändert und mittlerweile lebt sie mit jemanden zusammen. Jemanden, dem es gar nicht passt, Gwen jetzt teilen zu müssen. Eine Eskalation ist damit vorprogrammiert. Innerhalb weniger Tage steht Gwens Leben Kopf und lässt sie alles in Frage stellen, an das sie bisher geglaubt hat. Nick ist nicht vollständig von ihrer Welt – und die Wesen, zu denen er zum Teil gehört, sind vor allem eines: dunkel. Sie wollen vor allem eines: Dass Nick bei ihnen bleibt und nicht seinen menschlichen Schwächen erliegt. Und damit verwandeln sie Gwens anfängliches Hochgefühl ob des Wiedersehens mit Nick langsam in Todesangst. Ein Gefühlchaos, das auch den Leser nicht kalt lässt.
Und während Nicks dunkle Seite immer mehr offenbart wird, fragt sich nicht nur Gwen, ob sie wirklich an seiner Seite sein sollte. Wie sie schwankt man ständig hin und her – und das, obwohl man deutlich mehr weiß als sie. Mit dem Ende, einem Ausflug in Nicks Welt und etwas göttlichem wie ungöttlichem Wirken ist dann wieder alles offen und als Leser fragt man sich nur noch eines: Wie geht es weiter?
“Wenn Blau im Schwarz ertrinkt” ist eine Geschichte, die einen von der ersten bis zur letzten Seite (und darüber hinaus) in ihrem Bann hält. Neue Wesen, nicht einzuschätzende Situationen und Protagonisten sowie die durchgängigen Grautöne (wo ist eigentlich das Blau geblieben?) halten die Spannung hoch und den Leser am Ball – mit dem Ende bleibt dieser dann allerdings ziemlich in der Luft hängen. Vor dem Hintergrund der noch in weiter Ferne liegende Fortsetzung ist das meiner Meinung nach schon ein wenig gemein.