| Titel: Die Welt in 10 Millionen Jahren Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Für Fans von Zeichentrickfilmen ist Ralph Bakshi längst ein Begriff. Er ist jedoch auch aus der Filmgeschichte im Allgemeinen nicht mehr wegzudenken. Wem der Name des Regisseurs und Künstlers nichts sagt, der kennt sicherlich einen seiner Filme oder hat mindestens schon einmal davon gehört. Eine seiner ersten Produktionen hieß „Fritz the Cat“ und galt damals (1972) schlichtweg als Skandal. Er wurde als X-rated eingestuft, was bis dahin nur Pornofilmen vorbehalten war. Heute ist dieser Film schlicht und ergreifend Kult. Weitere bekannte Produktionen Bakshis sind die Trickfilmversion von „Herr der Ringe“ (1978) und der Fantasy-Trickfilm „Fire and Ice“ (1983), der jedoch an den Kinokassen floppte.
Als sein kunstvollster Film wird „Wizards“ bezeichnet, der 1977 mit einigem Erfolg in den Kinos lief. In Deutschland erhielt er den Titel „Die Welt in 10 Millionen Jahren“ und erzählt eine Geschichte, die Jahrhunderte nach dem Atomkrieg spielt. Es existieren nur mehr wenige Menschen auf der Erde. Sie teilen sich den Planeten mit Feen, Elfen, Mutanten und Zwergen. Doch herrscht keineswegs Frieden. Denn die Welt ist in zwei Reiche aufgeteilt. Das eine heißt Montagar und wird von dem Zauberer Avatar regiert. Das andere Gebiet heißt Scortch. Dort herrscht der böse Zauberer Blackwolf. Dieser möchte mithilfe seines Wissens über die alte Technologie und die Handhabung von Nazipropaganda die gesamte Welt beherrschen. Aus diesem Grunde begibt sich Avatar zusammen mit seiner Freundin Elinore, dem Roboter Frieden und dem Elb Weehawk in das Reich Blackwolfs, um dessen Plänen ein Ende zu bereiten.
Wie auch bei „Herr der Ringe“ und „Fire and Ice“ verwendete Bakshi die so genannte Rotoskopietechnik. Das heißt, Szenen, in denen echte Schauspieler agierten, wurden von Zeichnern übermalt und in den restlichen Film eingebunden. Dadurch wirken die Mutanten und Untoten, aus denen die Armee Blackwolfs besteht, noch unheimlicher und lebendiger. Dies wirkt sich großartig auf die Schlachtenszenen aus, in denen Blackwolfs Horde gegen die Armee Avatars antritt. Der Film selbst ist ein surreales Meisterwerk. Seine traumartigen Bilder sind liebevoll und detailliert gestaltet. Man sollte sich die einzelnen Szenen sehr genau ansehen, da Bakshi gerne Symbole, Gesichter und Randgeschehnisse darin versteckt. Die einzelnen Figuren besitzen zum Teil recht komplexe Charaktere, was ihnen eine interessante Lebendigkeit einhaucht. Doch Bakshi liefert mit seinem Film zugleich unverkennbare Kritik. Er zeigt ein sehr düsteres Bild des Menschen und stellt die technische Entwicklung als eine äußerst negative Erscheinung dar, die letztendlich den Untergang der Welt hervorrufen wird. So verbindet er Technik mit Krieg und Versklavung. Im Gegensatz dazu sieht er eine Welt ohne Technik als lebenswerter und freier an. Es wird dadurch offensichtlich, dass sich die Aussagen der ausgehenden Hippie-Ära in seinem Film widerspiegeln und dieser dadurch ein Beispiel ist für den phantastischen Film der 70er Jahre. „Wizards“ ist ein sehr schön gestalteter Trickfilm, der durchaus zum Nachdenken anregt, zugleich aber auch sehr fasziniert.
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