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Serie: Bobiverse, Band 1 bis 3
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Bob Johansson hat gerade seine Software Firma verkauft und nun genug Geld, um alle seine Wünsche zu erfüllen. Sein erster führt ihn zu einer Cyro-Company: Nach seinem Tod soll er eingefroren werden bis die Medizin so weit fortgeschritten ist, dass er erfolgreich wiederbelebt werden kann. Unglücklicherweise wird er zwei Stunden später von einem Auto erledigt.
Über hundert Jahre später wird er wiederbelebt, doch nicht in der gewünschten Form sondern als AI. Im christlich, fundamentalistischen Amerika der Zukunft wurden er und alle anderen Schläfer als rechtlos deklariert. Doch leider wird für die interstellare Raumfahrt unbedingt eine AI benötigt und so hat man Bob und ein paar andere Schläfer digitalisiert. Es zeigt sich jedoch, dass der menschliche Verstand mit dem Umstand, nur noch als AI zu existieren, nur schwer damit umgehen kann. Bob jedoch findet dies aus seiner Nerd Sicht faszinierend und er beginnt die fast unbegrenzten Möglichkeiten seiner neuen Existenz zu ergründen. Schon bald ist er auf dem Weg nach Epsilon Eridani wo er nach 11 Jahren ankommt. Leider haben anderen Staaten, allen voran Brasilien, die sich mit Amerika in einem Fast-Kriegszustand befinden, ihrerseits Sonden hinterher geschickt, um Bob zu vernichten. Nur mühsam gelingt es Bob, sich seiner Widersacher zu entledigen, doch dann stellt Bob fest, dass er gar nicht weiß, was er nun machen soll. Zum einen will er Epsilon Eridani erforschen, zum anderen will er zurück zur Erde reise, denn er hat das Gefühl, dass auf seinem Heimatplaneten etwas schief gelaufen ist. Seit der Ankunft im System konnte er keinen Kontakt zum Sol System herstellen. Bob beschließt beides zu machen und repliziert sich einfach selbst. Und weil ihm das so gut gelang, schuf er weitere Replikanten, denn es fielen ihm noch viele weitere Dinge ein, die er machen wollte. Dabei griff er immer auf seine ursprünglich digitalisierten Erinnerungen zurück und so entstand jedes Mal eine etwas andere Version von ihm. Sein erster Klon, der sich selbst Riker nannte, wurde ins Solsystem zurück geschickt, Bill, der zweite Klone bleibt im System Epsilon Eridani und Bob sowie einige der anderen Klone sich entschieden sich, das Universum und die benachbarten Sternensysteme zu erforschen.
Im Sol System stellt Riker fest, dass die schlimmsten Befürchtungen bestätigt wurden. Die Erde ist nach einem weiteren Weltkrieg nahezu unbewohnbar geworden. Riker nimmt Kontakt zu den einzelnen noch verbliebenen Bevölkerungsgruppen auf und beschließt die verbliebenen ca. 20 Millionen Menschen von der Erde zu evakuieren - wohl wissend, dass so ein Projekt über 100 Jahre dauern wird.
Währenddessen trifft Bob auf die erste außerirdische Existenz. Diese befindet sich allerdings im Stadium der Steinzeit und ist kurz davor von dominanten Jägern ausgerottet zu werden. Bob beschließt zu helfen.
Und dann trifft ein weiterer Klon auf eine weitere intelligente Rasse, die eine Dyson-Sphäre baut und für die alle anderen Lebensformen bestenfalls Futter sind. Bob und den anderen Klonen wird klar, dass sie viel zu wenige sind um all diese Probleme zu lösen...
Der Roman ist geschrieben von einem Nerd für Nerds. Hauptfigur Bob Johansson ist auf jeden Fall durch und durch ein Nerd und durch alle drei Romane ziehen sich die Anspielungen und Hinweise auf Romane, Filme und Serien unserer Zeit. Das fängt bei den Namen an, die sich die Klone geben. Riker ist gleich mal ein Wortspiel, denn Captain Picard der Enterprise nannte ihn stets Number 1 und er ist ja auch der erste Klon. Interessant ist auch der Umstand, dass sich der Replikant stets selbst den Namen gab. Es gabt auch viele weitere, wie Homer, der seinem Gegenstück der Simpsons nacheifert, oder Mario, Phines, Ferb, Garfield, Bert, Ernie, Arthur, Hal, Fred, Barney, Mulder, Luke oder Bender. Das wirklich geniale an den Büchern ist, dass alles aus der ersten Person geschrieben wird und nur die Geschichte ohne Prolog umspannt mehr als 100 Jahre. Das fällt dem Leser allerdings nur auf, wenn er die Jahreszahlen in den Überschriften beachtet. Für Bob und seine Klone ist Zeit nicht mehr relevant, bzw. nur dann, wenn dritte Parteien betroffen sind.
Die Erzählung ist zwar in der ersten Person geschrieben, ist aber ab den letzten Drittes des ersten Bandes aus der Sicht der unterschiedlichsten Replikanten erzählt. D. h. der Protagonist wechselt, aber es bleibt bei der Erzählweise in der ersten Person. Allerdings klappt das ganz gut und da der Autor jedem Kapitel den Namen des Erzählers und die Jahreszahl angibt, kann man sich immer sehr schnell orientieren, so dass alles wunderbar flüssig zu lesen ist.
Die Geschichte ist zu Beginn sehr humorvoll geschrieben und erinnert in der sarkastischen Erzählweise an Romane von John Scalzi. Im weiteren Verlauf, spätestens ab Band 2 der Trilogie, werden die humorvollen Töne weniger (verschwinden jedoch nie ganz) und die Geschichte wird ernsthafter und teilweise sogar melancholisch. Der Konflikt mit den Others spitzt sich zu und die Bobs werfen alles in die Waagschale um nicht nur die Menschheit, sondern auch alle anderen intelligenten Rassen vor der Bedrohung zu schützen. In der ersten Hälfte des abschließenden Bands hat die Geschichte einen gewissen Tiefpunkt. Die Handlung plätschert ein wenig dahin und wiederholt sich, doch dann bringt der Autor seine Sage um Bob Johanssen zu einem runden und stimmigen Ende, das mehr als versöhnt.
Die Geschichte weist viele interessante Aspekte auf. Da ist zum einen die Replikanten-Gesellschaft aller Bobs, die sich später auch regelmäßig in Versammlungen treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Das sind die Others mit ihrer Dyson-Sphäre, deren Bau dazu führt, dass die Aliens Sternensystem förmlich ausschlachten um die notwendigen Ressourcen zu erhalten. Und da ist jener Sense of Wonder, der Leser wie mich früher erst zu Fans der Science Fiction Literatur gemacht hat, der aber in modernen SF Werken so selten zu spüren ist. Hier jedoch bekommt man die volle Ladung und eine ganze Reihe faszinierender Gedanken präsentiert.
Fazit: Die Trilogie um Bob Johanssen und seine Replikanten ist ein gelungenes, humorvolles Werk, dass all jene SF Leser ansprechen sollte, die kein Problem damit haben, dass eine Geschichte zwischen Humor und Ernsthaftigkeit hin und her pendelt. Die Trilogie ist sehr unterhaltsam erzählt und verfügt über einen durchaus gelungenen Handlungsbogen, der in ein sehr zufriedenstellendes Ende mündet. Aus meiner sich eines der besten SF Werke der letzten Jahre. 9 von 10 Punkten