|
Reihe: Wächter, Band 5
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Seit Jahrhunderten bewachen sich Gut und Böse gegenseitig mittels eines komplizierten Vertrages der regelt, welche übernatürlichen Aktionen beide Seiten im durchführen dürfen. Es ist ein System aus Aktion und Reaktion: eine magische Intervention erlaubt der Gegenseite stets, eine vergleichbare Aktion ähnlicher Stärke durchzuführen. Anton ist Mitglied der Nachwache und gehört somit zu den Kräften des Lichts, die die Aktionen der Dunklen überwachen. Ein Routineauftrag führt ihn nun zum Flughafen, doch dort trifft er auf einen angehenden Propheten in Form des pummeligen Jungen Kescha. Mit den Propheten ist dies so eine Sache, denn ihre erste wirkliche Prophezeiung kann die Erde und das Machtgefüge erschüttern. Doch damit dies geschieht muss die Prophezeiung von einem Menschen vernommen werden. Eine Macht, das Zwielicht genannt, setzt alles daran, Propheten zu töten, bevor sie ihre erste Prophezeiung aussprechen können. Anton will das verhindern doch will er wirklich, dass die Prophezeiungen ausgesprochen wird? Wenn er nur wüsste, worum es in dieser Prophezeiung geht. Er sucht mehrere Magier auf, die bereits in Vergangenheit Kontakt zu Propheten hatten. Können Sie ihm entscheidende Hinweise geben?
Nach einigen Jahren setzt Kultautor Sergej Lukianenko seine Wächter Reihe mit einem fünften Band fort. Wieder erzählt er von dem labilen Gleichgewicht von Gut und Böse, in dem die Grenzen zwischen beiden Seiten verschwimmen. Im Gegensatz zu Wächter von Morgen kann der Autor nun wieder mehr überzeugen und lässt die tolle Atmosphäre der ersten Bände gemischt mit einer großen Portion russischen Lebensgefühls neu aufleben. Die Geschichte ist freilich nicht sehr innovativ. Das Wächter Thema ist mit den voran gegangenen Romanen schon recht ausführlich behandelt worden, aber dennoch ist der Roman gut zu lesen und versteht zu unterhalten.
Die zentrale Frage ist sehr philosophisch: Will ich die Prophezeiung hören, auch wenn sie etwas schlimmes verheißen kann, denn gleichermaßen kann sie auch etwas sehr gutes verheißen, dass nicht eintreffen würde, wenn die Prophezeiung nicht gehört werden würde. So schlägt sich also Anton, der als einziger in Lage wäre, die Antwort zu erhalten, mit einem gottgleichen Problem herum. Darum dreht sich die zweite Hälfte des Romans und das kann dem Leser nun gefallen oder nicht. Das hängt ganz von seinen Neigungen ab. Mir hat es gefallen, aber es wäre jetzt auch an der Zeit, dass Lukianenko wieder einen neuen, guten und eigenständigen Roman verfasst und nicht vom Ruhm der Vergangenheit lebt.
7 von 10 Punkten.