Titel: Die Runen der Macht Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt eine junge Frau vor einem weißen Hintergrund, in dem man eine fast geisterhaft wirkende Stadt erkennt. Durch die Farblosigkeit des Hintergrundes wird die Frau deutlich vom Rest des Covers hervorgehoben. Der Lichtball in ihrer linken Hand lässt magische Kräfte vermuten, ihre Bewaffnung, dass sie auch im Kriegshandwerk bewandert ist. Vermutlich handelt es sich bei dieser Frau um die Hauptperson der Geschichte, Sorcha – und das Cover macht definitiv Lust, sie kennen zu lernen.
Geister, die jegliche Regel, die die Welt für Geister zu kennen scheint, außer Kraft setzten. Eine aktive Diakonin, mit deren Kraft sich keiner messen kann. Ein junger Sensibler, der an ihrer Seite den Geistererscheinungen auf den Grund gehen soll. Ein verbannter Prinz, der die Geisterwesen anzieht wie eine Motte das Licht. Zwischen ihnen besteht eine Verbindung. Eine Verbindung, die die Grundfeste der Welt ins Wanken bringen könnte.
Der Anfang des Buches ist war für mich trotz des actionreichen Einstiegs etwas zäh.
Irgendwie hat es Phillipa Ballantine hier nicht gleich geschafft, den Funken überspringen zu lassen. Und das, obwohl sie gleich mit richtigen Spannungsgeschützen aufgefahren ist: Die Geschichte beginnt mit einem spannenden Kampf gegen einen Geist, der jeglichen Regeln trotzt. Einen Geist, den die Diakonin Sorcha nur unter Einsatz einer streng gehüteten Runenmacht bannen kann. Und ein Kampf, der einige Verletzte fordert – unter anderem Sorchas Partner Kolya. Sorcha ist während dieses Kampfes jedenfalls ziemlich unnahbar, vermutlich einer der Gründe, warum mich der Einstieg in die Geschichte nicht wirklich packen konnte.
Der zweite Protagonist, der auf der ständigen Flucht lebenden Prinzen Raed, hat mich da schon eher begeistern können. Auch wen er mich eher an einen Piraten als einen Adligen erinnert hat (vielleicht, weil er kein Königreich, sondern bloß ein Schiff samt Mannschaft besitzt). Ich bin jedenfalls nicht die einzige, die seinem Charme schnell erlegen ist – aber keine Sorge, auch wenn es paar Sexszenen und Liebäugeleien gibt: Von einen Liebesroman ist das Buch weit entfernt.
Mit Sorchas Auftrag, den Unruhen im weit entfernten Ulrich nachzugehen, nimmt die Geschichte langsam wirklich Fahrt auf. Zudem bekommt Sorchas Unnahbarkeit langsam Risse. Ihr Ärger über ihren neuen Auftrag samt ihrem neuen Partner Merrik macht sie zwar nicht sympathischer, aber deutlich menschlicher – außerdem hat mir ihr Ärger das ein oder andere Mal ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Mit der Sorge um Merrick, der die Verärgerung über ihn langsam weichen muss, beginnt Sorcha dann auch Sympathiepunkte zu sammeln. Ihre gemeinsame Anziehungskraft, was Ärger unterschiedlichen Ausmaßes angeht, treiben derweil die Spannung stetig weiter nach oben.
Mit dem Aufeinandertreffen von Sorcha und Raed kann sich der Leser auf einige Wortgefechte freuen. Wortgefechte, auf die bald richtige Gefechte Seite an Seite folgen – sobald Sorcha den Ort ihres Auftrags erreicht hat. Und während Protagonisten und Leser erst einmal auf falsche Fährten geführt werden, werden im Hintergrund dunkle Fäden gezogen und Intrigen gesponnen. Das Trio begibt sich mitten ins Herz dieser Intrigen und die Spannung damit zum Höhepunkt. In zwei dicht aufeinanderfolgenden Showdowns werden die Fronten ge- und die Intrigen aufgeklärt.
Das Ende (diesen Bandes) lässt Philippa Ballantine dann eher ruhig auslaufen, so ruhig, wie das in den Sonnenaufgang segelnde Schiff. Damit kann man das Buch rundum zufrieden schließen – und das, obwohl man weiß, dass die Protagonisten noch einiges erwarten wird. Ihr Zusammentreffen war jedenfalls weit mehr als nur Zufall – und ein weiteres ist so gut wie vorherbestimmt.
Mich hat das Buch damit trotz des für mich eher mäßigen Anfangs (der mich die englische Version hat zurück auf den SUB legen lassen), mit jeder Seite mehr in den Bann gezogen. Mit interessanten Figuren, spannenden Kämpfen – mit Klingen und Magie – aber auch sanften Tönen hat Philippa Ballantine eine Mischung geschaffen, die es in sich hat – und die mich ganz sicher auch nach der Fortsetzung greifen lassen wird.