| Titel: Superman Archiv, Band I und II Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
"Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Superman!"
Dieser Satz ist das Synonym für einen der erfolgreichsten Superhelden der Comicgeschichte. Eine Welt ohne SUPERMAN ist schwer vorstellbar. Im Lauf von fast 6 Dekaden kämpfte der Stählerne mit zahlreichen Schurken, Monstern, Außerirdischen und fand sogar den Tod, von dem er noch strahlender zurückkehrte. Auch wenn der Kryptonier für viele mittlerweile an Reiz verloren hat, behaupten sich die Comicserien, die ihn zur Hauptfigur haben, immer noch auf dem sehr wechselhaften Markt. Natürlich geht man heute etwas unkonventioneller an ihn heran als vor vielen Jahren, wie beispielsweise die TV-Serie SMALLVILLE beweist. Doch wie begann die Erfolgsstory des Außerirdischen mit den unvorstellbaren Kräften? Die beiden hier besprochenen Bände versuchen darauf eine Antwort zu geben.
Die DC Archiv Edition ist ein Projekt von DC Comics, in dem hauptsächlich Werke aus dem Golden und Silber Age wiedergegeben werden. So bekommt man einen Einblick, wie die Comics gestrickt sind, die teilweise vor über 50 Jahren erschienen. Dabei werden so populäre Serie wie BATMAN, THE JUSTICE LEAGUE oder GREEN LANTERN näher beleuchtet. Die Bände 5 und 7 der DC Archiv Edition befasst sich mit den ersten acht SUPERMAN-Comicheften, die zwischen 1939 und 1940 herausgebracht wurden.
Damals unterschied sich der Kryptonier noch sehr von der Version, die man heute kennt. Fliegen konnte er noch nicht, dafür übersprang er Wolkenkratzer. Seine Schnelligkeit beschränkte sich auf die eines Zuges und seine Unverwundbarkeit war nicht absolut wie in späteren Zeiten. Interessanterweise halten sich Jerome Siegel und Joe Schuster, die die Figur geschaffen haben, in dem ersten Abenteuer von SUPERMAN nicht lange mit seiner Vorgeschichte auf, sondern steigen gleich in die Handlung mit SUPERMANS Alter Ego Clark Kent ein, der sich für einen Job als Reporter des Daily Star bewirbt. Er braucht diese Arbeit, um möglichst schnell an Informationen zu kommen, um immer dann zur Stelle zu sein, wenn man ihn braucht. Natürlich bekommt er den Job und muss sich mit einer starken Konkurrentin auseinandersetzen: Lois Lane. Diese ist überhaupt nicht begeistert von Clark Kent, der sich in ihrer Gegenwart als schwächlicher Feigling entpuppt. So wie sie Kent verachtet, so bewundert sie SUPERMAN, der sie schon gleich in seinem ersten Auftritt vor bösen Gangstern rettet ...
Auch wenn die Themen bodenständig und oft nicht so komplex sind, wie man sie von heutigen Comics gewohnt ist, bieten die alten Action Comics, die Hauptserie, in der SUPERMAN seit 1939 auftritt, einen interessanten Blick zurück in die amerikanische Vorkriegszeit. Der Stählerne schlägt sich hier noch sehr selten mit Superschurken herum; vielmehr sind es kleine Gauner, Verbrechersyndikate oder die Aufklärung von Mordfällen, die im Vordergrund stehen. Schon bei den ersten Abenteuern fällt auf, dass damals die Stories nichts anderes als Variationen ihrer selbst sind. Dies ändert sich allerdings mit späteren Ausgaben, an denen andere Autoren gearbeitet haben. Auch die Zeichnungen wirken aus heutiger Sicht etwas steif und antiquiert, doch es ist wohltuend, ein Comic zu sehen, das aus einer Zeit stammt, in der noch nicht alles mit dem Computer koloriert wurde. Das macht sie nicht nur aus antiquarischen Gründen interessant.
Die hier besprochenen Bände stammen noch aus dem Dino Verlag, der einige Zeit die Rechte an den DC Comics in Deutschland hatte und mittlerweile zu Pannini Deutschland gehört. Die deutsche Version der DC Archiv Editionen ist auf sehr hochwertigem Papier gedruckt, auf dem die kräftigen Farben gut zur Geltung kommen. Eingeleitet werden die Bände durch ein sehr interessantes Vorwort des SF- und Comicautors Ron Goulart, der die Gelegenheit nutzt, um die Entstehungszeit der SUPERMAN-Comics etwas näher zu beleuchten. Dabei verweist er teilweise auf Helden, die schon lange in der Versenkung verschwunden sind. Als ebenfalls hochwertig erweisen sich der Einband sowie das Coverdesign unter dem Schutzumschlag. Ebenfalls interessant sind die Übersetzungen von Marc Hillefeld, die sich sehr nah an den Originaldialogen bewegen. Sie wirken zwar stellenweise etwas naiv, spiegeln aber die Zeit wieder, aus denen die Comis stammen. Insgesamt kann man mit der Umsetzung der deutschen DC Archiv Edition mehr als zufrieden sein, was man durchaus für den stolzen Preis, zu dem die Bücher verkauft wurden, verlangen kann. Auf jeden Fall sind die DC Archiv Edtionen eine Bereicherung für jede Comicsammlung und sehr lesenswert.