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Titel: Mission Basilisk
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nach „Hawkman“und „Red Hood und die Outlaws“ist die „Suicide Squad“der dritte Titel des „The New 52“-Relaunches, dessen kompletter erster Jahrgang –hier sogar zuzüglich der Null-Nummer und dem „Resurrection man“-Tie-in –in einem einzigen fetten Sammelband veröffentlicht wird.
Nachdem Spezial-Agentin Captain Amanda Waller während eines paramilitärischen Einsatzes gegen Meta-Wesen ihr gesamtes Team verloren hat, reift in ihr der Plan, selbstmörderische und schmutzige Missionen nur noch mit Soldaten durchzuführen, die a) entbehrlich sind und b) ihr mögliches Schicksal verdient haben. Und wer anderes als Superschurken käme da in Frage?!
So lässt Waller 37 solcher Verbrecher entführen, um sie einem grausamen Rekrutierungsprozess mit sadistischen Folterungen zuzuführen, an dessen Ende zunächst sechs Überlebende übrigbleiben: Deadshot, Black Spider, Harley Quinn, El Diablo, Voltaic und King Shark. Das so gewaltsam aus der Taufe gehobene Team namens Task Force X –aka Suicide Squad - sieht sich umgehend mit einem Auftrag konfrontiert, der selbst für Soziopathen eine Nummer zu großsein könnte; und nicht nur deshalb versichert sich Waller der Loyalität der Rekruten dadurch, dass sie ihnen Nano-Bomben ins Genick implantieren lässt: die sechs Mörder sollen ein ganzes vollbesetztes Football-Stadion auslöschen –60.000 Menschen, die durch einen tödlichen Virus infiziert wurden –und eine Person aus dem Chaos bergen.
Schon während dieser ersten Mission zeigt sich, dass nicht nur die einzelnen Mitglieder des Teams sehr unterschiedlich ethische Sichtweisen besitzen, sondern dass Waller auch über die Leichen ihrer Rekruten geht, denn einer von ihnen ist als Sündenbock für das Massaker zum Sterben verdammt.
Während des folgenden Auftrags, in dem weitere meta-menschliche Söldner das Team unterstützen, wird immer deutlicher, dass sie alle nichts gemeinsam haben, außer der Furcht vor den Nano-Bomben und dem Hass auf Waller. Und dann gelingt Harley Quinn tatsächlich die Flucht.
Dass obige Zusammenfassung nur einen flüchtigen Eindruck über rund 320 Seiten atmosphärisch intensiver Handlung vermitteln kann, versteht sich von selbst; dennoch sollten die Schwerpunkte bzw. bestimmenden Merkmale dieser Serie deutlich werden: „Suicide Squad“biete in erster Linie Dystopien, brutale Orgien der Gewalt in einer zynischen, kaputten Welt, in der der Zweck jedes Mittel heiligt und in der eine Gruppe von Psycho- bzw- Soziopathen nur durch eine nicht minder kranke Figur –Amanda Waller - mit ausgeprägter psychopatholgischer Symptomatik im Zaum gehalten werden kann. Auch wenn es in diesem Setting keine sympathischen Helden gibt, so zerfließen zuweilen dennoch die Grenzen zwischen Gut und Böse, da das Seelenleben der Figuren vergleichsweise komplex aufgearbeitet wird und ein Diskurs über den jeweils richtigen Weg ihre Missionen begleitet, wobei sich insbesondere El Diablo und Black Spider oftmals zum Fürsprecher der Opfer machen, sodass als einzig durch und durch verachtenswerter Charakter Amanda Waller verbleibt.
In künstlerischer Hinsicht bietet „Suicide Squad“ mit seiner klaren Strichführung, den detailreichen Bildern, der hohen Dynamik im Seitenlayout und der Panelgestaltung sowie der zwar farbenfrohen, unterm Strich jedoch ins düsteren spielenden Koloration gefälligen Mainstream, in dem ganz die Inszenierung der Figur und der Action im Vordergrund, im Mittelpunkt des einzelnen Bildes steht und weniger der jeweilige Handlungsort.
Fazit: Eine in Dramaturgie und Artwork moderne, dynamische Mainstream-Reihe, in der das Seelenleben einiger Super-Schurken (der zweiten Reihe) seziert wird, ohne dass diese zu Helden stilisiert werden. Dieser vergleichsweise origineller und spannende Ansatz verdient ein „Empfehlenswert!“