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Titel: Struwwelpeter: Die Rückkehr Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Viele Jahre sind seit den Abenteuern des Struwwelpeters vergangen, fort war der freche Wicht auf einer Weltreise. Doch nach seiner Rückkehr ist nichts mehr so, wie es war. Die aktuelle Regierung hat Unfug und Radau verboten, die Kinder spielen mehr oder weniger apathisch auf ihren Spielplätzen. Von Struwwelpeters Freunden keine Spur. So kann das natürlich nicht weitergehen, und so macht sich der ewig junge Rebell auf die Suche nach seinen damaligen Begleitern und versucht mit allen Mitteln, möglichst viel Unfug in möglichst kurzer Zeit zu verursachen. Und dabei ist er nicht gerade zimperlich.
Zusammen mit Hans-guck-in-die-Luft und Paulinchen (mit den Streichhölzern) geht er nun der Frage nach, wer hinter den absurden Gesetzen zu Ruhe und Ordnung steht und wie man den Kindern helfen kann, die einfach aus Apathie und Langeweile umfallen und nicht mehr erwachen.
Erst war ich sehr sehr spektisch, als ich David Fülekis Manga in die Hand nahm. Struwwelpeters Rückkehr? Was soll das denn? Und angesichts des Titelbildes erwartete ich ziemlichen Schrott.
Weit gefehlt.
Bekommen habe ich einen außergewöhnlich detailliert und liebevoll gezeichneten Manga in Schwarzweiß-Grafik. Selten habe ich in ähnlichen Werken ausgefeilte Hintergründe gesehen, die ohne Untertreibung zum Reingucken einladen. Wer genau hinsieht, kann einige Stars aus der Manga-Szene entdecken ... Aus dem für heutige Zeiten doch recht bieder anmutenden Struwwelpeter hat Füleki einen modernen rebellischen Punk gestaltet, der sich einen Dreck aus der Gesellschaft macht. Hauptsache, er hat Spaß! Mit dabei sind eine extrem psychotische Pauline, deren brennende Blicke allein schon auf der Seele schmerzen, sowie ein gnadenloser Hans-guck-in-die-Luft, der mehr als Rebellenführer durchgeht denn als der untadelige Junge, als den man ihn aus der Kindheit kennt. Und auch weitere, immer schön komplex gestaltete Charaktere trifft man auf diesen knapp zweihundert Seiten wieder - mehr zu verraten würde allerdings die Spannung zerstören.
Struwwelpeters Rückkehr hat mich überrascht - und zwar in positiver Weise. Der Manga ist gut gezeichnet, mit moderner und passender Moral versehen und äußerst unterhaltsam.