Titel: Die gelbe Stadt / Aqua / Die weiße Stadt Eine Besprechung / Rezension von Judith Gor |
Noa ist eine sogenannte Sky Doll - eine Androidin, und zwar eine überaus attraktive. Sie gehört Gott, dem Besitzer der Astrowaschanlage Heaven. Noas Welt wird von der Päpstin Ludowika regiert, die der Bevölkerung mit Hilfe eines irrsinnigen Medienspektakels Wunder vorgaukelt und sich als religiöses Oberhaupt propagiert. Als Noa erfährt, dass die Sky Dolls nun auch den körperlichen Bedürfnissen der Kunden dienen sollen, bricht sie aus ihrem Leben aus. Mit Hilfe der päpstlichen Missionare Jahu und Roy gelingt ihr die Flucht vor Gott - hier beginnt ihre Reise durch eine Welt aus Illusionen und verborgenen Wahrheiten. Ist Noa wirklich nur eine einfache Sky Doll? Und wo ist Agape, die verschollene Päpstin?
Sky Doll ist ein extrem bunter, skurriler Comic, der momentan drei Bände umfasst: Die gelbe Stadt, Aqua und Die weiße Stadt. Alessandro Barbucci und Barbara Canepa führen den Leser durch eine bizarre Science-Fiction-Welt, die sowohl storytechnisch als auch zeichnerisch besticht. Die Geschichte um Noa wird voller Humor erzählt - stellenweise aber auch chaotisch. Mal mehr und mal weniger subtil schimmert Religions- und Gesellschaftskritik durch und auch wenn der gesamte Comic einfach nur freakig wirkt, erinnert die ein oder andere Szene an unsere Vergangenheit und Gegenwart.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Einzig Ludowika mit ihrer unfassbaren Arroganz wirkt geradezu abstoßend auf den Leser, das Genie der Wunder hingegen mystisch und Noa mit ihrer quirligen Art einfach nur herzig. Und unsere beiden Helden Jahu und Roy sind absolute Sympathieträger - nur leider sind manche Nebencharaktere etwas platt.
Die Zeichnungen sind wie schon erwähnt sehr farbenfroh, sehr plastisch, ein wenig kitschig und erotisch. Erstaunlich, wie wunderbar diese Mischung funktioniert. Sky Doll erfreut den Leser mit hochwertigen, kreativen Bildern, ohne, dass die Story zu kurz kommt. Wer Probleme damit hat, dass der Boss einer Astrowaschanlage Gott heißt, sollte lieber nicht reinschauen, denn in den drei Bänden versteckt sich der ein oder andere Seitenhieb, über den sich Gläubige aufregen könnten. Aber man sollte den Comic als Satire auffassen, denn nichts anderes ist er. Zudem werden die Gags über Staat und Kirche charmant verpackt und die Kritik geht nicht gegen den Glauben, sondern gegen jene, die ihn ausnutzen.
Fazit:
Sky Doll hat mich magisch angezogen, weil ich noch nie ein derart schrill gezeichnetes Comic gesehen habe. Und nach den ersten paar Seiten war mir klar, dass ich es haben muss - die Anschaffung hat sich gelohnt! Leider ist noch ungewiss, wann und ob ein vierter Band erscheint. Auf den dritten mussten die Leser schon sehr lange warten.