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Titel: Saga
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Comics zeigt zwei Wesen, die einer Fantasywelt entsprungen sein könnten: Eine schwarzhaarige junge, geflügelte Frau, die mit einer Hand ihr säugendes Baby und in der anderen eine Pistole hält. Dem Mann an ihrer Seite wachsen Widderhörner aus dem Kopf und auch er hält seine Waffe – ein Kurzschwert – fest im Griff. Eine junge Familie, die einer gefährlichen Bedrohung entgegensieht – und genau ihre Geschichte wird in diesem Buch erzählt.
Alana und Marko gehören zwei bis aufs Blut verfeindeten Rassen an – und doch haben sich die zwei ineinander verliebt. Nun sind sie mitsamt ihrem neugeborenen Kind auf der Flucht – vor ihren eigenen Volk und vor den Kopfgeldjägern, die auf sie angesetzt wurden. Um den Jägern zu entkommen, müssen sie eine mythische Rakete finden und es dafür neben ihren Verfolgern auch mit einer verdammt feindlichen Umgebung aufnehmen.
Es gibt viele Geschichten über Liebe zwischen eigentlich verfeindeten Menschen (oder auch anderen Wesen), die bekannteste ist wohl die von “Romeo und Julia”. Der Grundgedanke ist hier ähnlich, Alanas und Markos Geschichte wird allerdings später erzählt – dann, wenn die beiden Liebenden bereits zusammen sind und auf ihrer gemeinsamen Flucht ein weiterer Flüchtling das Licht der Welt erblickt: Ihre gemeinsame Tochter Hazel. Und da ihre Liebe keine heimliche und verborgene ist, steht der jungen Familie ein Kampf gegen eine Übermacht bevor. Kämpfe, Tod und Blut stehen damit – auch wenn sie nicht unbedingt für ein Neugeborenes geeignet sind – auf der Tagesordnung. Zum Glück nehmen es die Protagonisten – einschließlich Hazel, die die Geschehnisse immer wieder kommentiert (und manchmal sogar etwas vorweg nimmt) – die Geschehnisse humorvoll. Ihre Wortgefechte zaubern sogar dem Leser immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht.
Unterstützt von den sehr detaillierten Zeichnungen der Illustratorin Fiona Staples erzählt Brian K. Vaughan die Gesichte des Universums, aus dem Marko und Alana stammen, die Geschichte des Neugeborenen Hazels und die der Kopfgeldjäger, die sie und ihre Familie jagen. Neben ihren Waffen – die entweder magisch sind oder neuster Technik entsprechen – steht ihrer Familie auch ein jugendliches Geistmädchen zur Seite – das nur zu gern den Job als Hazels Babysitterin übernimmt.
Die Grundidee der Geschichte klingt ziemlich romantisch, viel Platz für Romantik bleibt auf der Flucht allerdings nicht. Kämpfe, Blut und Tod stehen auf der Tagesordnung und werden von Fiona Staples sehr – manchmal vielleicht zu sehr (die Gedärme des Geistmädchens hätte ich zum Beispiel nicht unbedingt sehen wollen) detailliert dargestellt. Die Blicke auf andere Teile des Universum sind zum Teil recht skurril, ein Mensch mit einem Bildschirm als Kopf wirkte auf mich zum Beispiel sehr befremdlich, andere fantastisch, wie die Lügenkatze des Kopfgeldjägers “Der Wille”; alle sind durchweg sehr interessant – auch wenn mich natürlich hauptsächlich die Geschichte der jungen Familie interessiert, habe ich mich nur zu gern in die anderen Winkel der Galaxis entführen lassen. Tatsächlich habe ich dabei sogar bei den Verfolgern ein paar gute Seiten entdecken können.
Schon mit den ersten Seiten, die mich doch recht überrascht haben – welche Geschichte beginnt schon mit der detaillierten Darstellung einer Geburt? – hat mich die Geschichte in den Bann geschlagen. Autor und Illustratorin haben mich einen Blick auf eine weit entfernte Galaxis werfen lassen um mich an dem Schicksal einer überaus faszinierenden Familie teilhaben zu lassen. Mit dem doch sehr offenen Ende hat sich diese noch weiter vergrößert und mich mit einem Grinsen zurückgelassen. Die plötzlich auftauchenden Schwiegereltern haben mit der Situation sicherlich ebenso zu kämpfen wie Alana und Marko – die Kommunikationsschwierigkeiten hier sind wahrscheinlich noch eine Klasse größer, als es sonst üblich ist.
Ich kann “Saga” damit tatsächlich fast uneingeschränkt (über die ein oder anderen blutigen Gedärme sollte man schon hinwegsehen können) empfehlen. Es ist eine faszinierende Geschichte, die neben dem romantischen Aufsetzpunkt auch spannende Kämpfe, gefährliche Verfolgungsjagden bietet, die mit eine gute Portion Humor und einer Mischung aus Magie und Technik gelungen abgerundet wird. Ich freu mich schon darauf, zu erfahren, wie es in “Saga 2″ weitergeht.