Titel: Die Abrechnung Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Irgendwann im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in einer kleinen amerikanischen, prosperierenden Goldgräberstadt namens Dalbart: im Büro der örtlichen Detektei, der Ronson Inc, tauchen zwei Angestellte der berühmten Pinkerton-Agentur auf, einer über die Grenzen Amerikas hinaus bekannten Detektiv-Agentur, deren Agenten sich nicht scheuen, auch Drecksarbeiten zu erledigen und für die Menschenleben nicht viel zählen. Der berühmten Agentur ist die kleine Ronson Inc ein Dorn im Auge, da es den Männern und Frauen um den Patriarchen Richard Ronson immer wieder gelingt, lukrative Aufträge an Land zu ziehen und Pinkerton-Kunden abzuwerben.
Statt sich von dem großen Namen einschüchtern zu lassen, tötet einer von Ronsons Leuten – Becker – einen der beiden Detektive, während man den zweiten, Hugh Ronson, den Sohn des Alten, der für die große Konkurrenz arbeitet, aus der Stadt treibt.
Doch dieser Besuch war erst der Beginn der Intrige eines zunächst Unbekannten, der keinerlei Skrupel kennt, morden und Zeugen gnadenlos aus dem Weg räumen zu lassen. Und als erster soll Hugh dran glauben, da er nicht nur seinen Auftrag vermasselt hat, sondern der auch zu einer Gefahr für den Drahtzieher werden könnte. Vor der Stadt lauern ihm zwei Schergen des Verbrechers auf, schießen auf ihn und lassen ihn für tot in der Wildnis zurück.
Unterdessen stellen die Angestellten Ronsons in einem Auftrag für den Goldminenbesitzer Henry Driscol ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten unter Beweis, nicht ahnend, dass auch dieser Einsatz zum perfiden Spiel des Unbekannten gehört.
Schon bald versinkt das kleine Städtchen in Blut, da die Mitglieder der Ronson-Truppe ebenfalls nicht sehr zart besaitet sind und keine Gnade mit Verbrechern und Pinkerton-Leuten kennen.
Nach „Comanche“ und „Wanted“ ist „Ronson Inc“ die dritte Große Western-Serie im Programm des Splitter-Verlags. Neben dem originellen Grundsetting um dem blutigen und intrigenreichen Konkurrenzkampf zwischen einer kleinen Detektei und den fast übermächtigen Pinkertons sind es vor allem die unglaublich coolen Charaktere, die den Leser sofort für sich einnehmen, seien es der schwarze Revolverheld Denny Forever, die toughe, schlagfertige Lesbe Diane Hoyland oder der fast schon psychopathisch wirkende Messerheld Becker, wobei auch die Nebenfiguren und weniger präsenten Charaktere durchaus einen kantigen Charme besitzen.
Das Artwork Minck Oosterveers ist zwar gefällig, vermittelt aber zum einen für das nicht nur moralisch schmutzige Setting einen etwas zu sauberen und klaren Eindruck, zum anderen vermisst man pittoreske und stimmungsvolle Western-Panoramen, sodass in visueller Hinsicht eine gewisse Enge herrscht. Zudem wirken in einzelnen Panels einige Figuren – insbesondere die blonde Inga – deutlich zu toonhaft.
Fazit: Ein frische, originelle und intrigenreiche Story, der es zwar ein klein wenig an erzählerischer und zeichnerischer Eleganz fehlen mag, die aber alleine auf Grund der saucoolen Figuren jedem Western-Fan bedenkenlos ans Herz gelegt werden kann.