|
Titel: Rabenzauber Originaltitel: Raven's Shadow (2004) & Raven's Strike (2005) Autor: Patricia Briggs Übersetzung: Regina Winter Titelbild: Geoff Taylor Zeichnung: Robin Walker Karten: Michael Enzweiler Buch/Verlagsdaten: Wilhelm Heyne Verlag, April 2008, Taschenbuch, 990 Seiten, 14 €, ISBN: 978-3-453-52315-9 Eine Besprechung / Rezension von Petra Berger
|
Inhalt:
Seraph ist die letzte Überlebende ihres Clans, 16 Jahre jung, mit einer Verantwortung, die sich nicht zu tragen vermag.
Sie gehört zum Volk der Reisenden, das von den Menschen verachtet und gefürchtet wird, denn sie können Magie wirken oder besitzen außergewöhnliche Fähigkeiten, genannt Weisungen. Obwohl alle Reisenden geschworen haben, diese Talente zu Gunsten der Menschen einzusetzen, um eine alte Schuld zu begleichen, misstrauen die Menschen ihnen, verfolgen, jagen und töten sie.
Serpah verleugnet ihre Berufung und heiratet Tieragan aus Redern, der sie aus den Händen einer Bande von Meuchlern befreit, die auch schon ihren Bruder ermordet haben.
Doch Seraph muss bald erkennen, dass sie ihrem Schicksal nicht entkommen kann. Ihre drei Kinder werden ebenfalls mit Weisungen geboren. Jes als Hüter , unter dem Zeichen des Adlers, Lehr als Jäger und Fährtenleser, dessen Symbol der Falke ist und die kleine Rinnie ist eine Wetterhexe unter dem Zeichen des Komoran. Seraph selbst ist eine Magierin, ein Rabe. Nie gingen aus einer Ehe zwischen einer Magierin und einem Unbegabten drei so mächtige Kinder hervor, zumal in einer Zeit, da es immer weniger Talentierte gibt. Das Talent ihrer Kinder bestätigt Seraph in ihrer Vermutung, dass Tieragan kein einfacher Mensch ist, sondern ebenfalls über eine Weisung gebietet. Er ist eine Eule, ein Barde mit großer Überzeugungskraft, dem die Herzen der Menschen zufliegen.
Als Tieragan von einer geheimen Bruderschaft entführt wird, welche die Macht der verbliebenen Weisungen an sich reißen will, machen sich Seraph und ihre Söhne auf, den Barden zu finden. Doch mit der Entführung Tieragans holt sich die Bruderschaft einen Kuckuck ins Netz. Tieragan zeigt den jungen Anwärtern der Bruderschaft einen anderen Weg als Gewalt. Er achtet und respektiert die jungen Männer, die bisher nur verachtet wurden und durch seinen Respekt lernen auch sie, andere zu respektieren und zu achten. Während somit der Barde mit seinem Talent die Bruderschaft von innen heraus angreift, sammelt Seraph die Clans der Reisenden zu einem Angriff von außen.
Doch die Vernichtung der Bruderschaft und die Rettung des Kaisers sind nur der Beginn eines langen Kampfes. Der eigentliche Gegner bleibt im Hintergrund und rüstet sich zur Übernahme der Weltherrschaft. Menschen und Reisende müssen zusammen arbeiten und ihr Misstrauen überwinden, den nur gemeinsam können sie den Feind besiegen
Kommentar:
Falke= Jäger, Fährtenleser, Wegfinder
Adler= Hüter (Beschützer der ihm anvertrauten Menschen)
Komoran= Beeinflussung des Wetter
Lerche=Heiler
Rabe= Magier
Eule = Barde
Hier haben wir ein Fantasybuch ohne Kriege, große Schachten oder außergewöhnliche und fremdartige Geschöpfe. Es ist angenehm, einmal keinen alten, gebrochenen, versoffenen Helden zu haben, der in einem letzten Showdown auf unglaubwürdige Weise die Welt retten muss.
Hier haben wir einen netten, sympathischen jungen Mann, der eine Familie gründet und auf einem Bauernhof lebt. Auf Grund ihrer Fähigkeiten werden sie von den Menschen gemieden. Dies nur wegen ihrer Talente, welche die Menschen nicht verstehen und daher fürchten. Doch gerade diese Begabungen sind es, die dazu führen, dass Tieragan und seine Familie gegen das Dunkle antreten können.
Die Geschichte besticht durch ihre Einfachheit, ihre ausgefeilten Charaktere und ihren feinen Humor. Alleine die Beziehung zwischen Rinnie und dem Kaiser sorgt schon für viele Lacher. Das Verhältnis zwischen Tieragan und Seraph ist nichts außergewöhnliches, doch es erwärmt einem das Herz, wenn man liest, was Seraph alles auf sich nimmt, um ihren Mann zu retten. Eine Ehe, nicht auf Liebe gebaut, die sich in 20 Jahren aber zu einer wunderbaren und intensiven Beziehung entwickelt hat. Alles wirkt so normal, unscheinbar, trotzdem zieht es den Leser in seinen Bann .Vielleicht gerade, weil es normal ist, ohne maßlose Übertreibung. Eine langsame und ruhige Geschichte, von der man Anfangs wenig erwartet, die sich aber zu einem fesselnden Finale steigert.
Auch die Autorin ist somit eine Eule, eine Bardin, die den Leser in ihren Bann zieht und an genau den richtigen Stellen Gefühle entstehen lässt.
Das Buch ist wunderschön gestaltet. Das Cover ist in einem dunklen grün gehalten, vor einem keltisch anmutenden Symbol hockt ein Rabe. Im Inneren befinden sich zwei Karten. Eine Karte zeigt uns das gesamte Land, die andere stellt die verlorene Stadt dar. So kann der Leser stets dem Weg der Gefährten folgen und sich noch tiefer in die Geschichte hinein ziehen lassen. Wunderbar ausgearbeitet ist auch das Emblen vorne im Buch, dass die ineinander verschlungenen Weisungen zeigt, die in Form der ihnen zugeordneten Vöglen dargestellt werden.
Fazit:
Ein ruhiges, beschauliches, humorvolles und spannendes Buch mit einem packenden Finale. Für jeden, der von Elfen, Zwergen und Orks die Nase voll hat.