Biographie von Kaus Bernstein
Biographie
Peter Abraham ist der Sohn eines Bäckers (später Gebrauchsgraphiker). Seine Mutter war Stenotypistin und starb schon 1942. Als Kind lebte Peter Abraham versteckt bei verschiedenen Familien, da sein Vater einer illegalen Widerstandsgruppe angehörte. Nach 1945 war er in Kinder- und Lehrlingsheimen zu Hause. 1950 beendete er die achtklassige Volksschule. Anschließend lernte er von 1950 bis 1953 Verlagsbuchhändler und war von 1954 bis 1956 in diesem Beruf tätig. 1956 - 1960 studierte er an der Hochschule für Filmkunst in Babelsberg und arbeitete dann als Dramaturg beim Fernsehen der DDR. 1974/75 wurde er Lehrer in Potsdam, 1976 - 1984 Redakteur und Theaterkritiker in Berlin, 1986 - 1993 Mitarbeiter der Zeitschrift Die Zeit, seit 1994 freier Schriftsteller.
Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, u. a. 1973 die Erich-Weinert-Medaille, 1983 den Alex-Wedding-Preis und 1987 den Nationalpreis der DDR.
Peter Abraham schrieb Romane, Erzählungen, Kinderbücher und Fernsehfilmszenarien. Verständlich, daß viele seiner Bücher von seinen Kindheitserlebnissen geprägt sind. So finden sich allein drei Romane, in denen die antifaschistische Untergrundtätigkeit bzw. das Leben und Überleben im Drittten Reich zum Thema gemacht werden (Die Schüsse der Arche Noah (1970), Pianke (1980) und Fünkchen lebt (1987)). Dabei werden die Begebenheiten angenehm unspektakulär geschildert, fernab von dem sonst bei diesem Thema üblichen überhöhten und falschen Pathos.
Wie man sieht ist Peter Abraham kein spezieller Phantastik-Autor, doch finden sich bei ihm etliche Werke, die man durchaus diesem Genre zurechnen kann. In Kaspar oder das Hemd des Gerechten (1976) benutzt er das beliebte Motiv der Romanfigur, die plötzlich lebendig wird und seinem Schöpfer, dem Romanautor, entgegentritt. Nur daß hier der Autor am Manuskript eines biographisch gefärbten Romans arbeitet und die Romanfigur deshalb er selbst ist, bzw. er selbst, wie er in seiner Jugendzeit war, voller Ideale und bereit auch für diese zu kämpfen. Dem Autor, der inzwischen zugunsten seiner Karriere und der Bequemlichkeit halber längst nur noch mit hohlen Phrasen seine ehemaligen Ideale der Wirklichkeit anpaßt, ist das natürlich sehr unangenehm und so versucht er mit allen Mitteln die "Gespenster" seiner eigenen Vergangenheit zu beseitigen. Ein interessantes Buch, in dem wahrscheinlich jeder DDR-Leser die Wirklichkeit des "real existierenden DDR-Sozialismus" erkannt haben wird. Natürlich zeigt es auch allgemein die private Ebene, und jeder, egal wo er lebt, kann sich hier an seine Jugendideale erinnern lassen.
Ähnlich phantastisch und doch zugleich realistisch ist Peter Abraham in seinem Kinderbuch Das Schulgespenst (1978). Die Hauptfigur, Carola Huflattich, ist ein Mädchen, das in der Schule am liebsten die Pausen und die Ferien hat und ihre Hausaufgaben meistens von Mitschülern abschreibt. Sie denkt sich so intensiv ein "Schulgespenst" aus, daß dieses dann tatsächlich erscheint. Daraufhin tauscht sie mit dem Gespenst die Rollen, daß heißt, das Gespenst muß für sie in die Schule gehen und Carola darf befreit von allen Zwängen "herumgeistern". Nun entpuppt sich das Schulgespenst als das ganze Gegenstück von Carola, es ist sehr fleißig, hält Disziplin; kurz und gut ein Schulkind, wie es wahrscheinlich nicht nur sozialistische Lehrer am liebsten haben, brav und angepaßt. Das gefällt Carola gar nicht, und sie versucht mit allen Mitteln den Tausch wieder rückgängig zu machen, was ihr zuletzt nur mit großer Mühe und mit Gewalt gelingt. Am Schluß ist sie wieder sie selbst, und, entgegen aller zu erwartenden pädagogischen und Kinderbuchlogik, genauso faul und unangepaßt wie vorher. Ein eindeutiger Apell für das Recht auf Individualität und eine Absage an die Normen und Zwänge der Leistungsgesellschaft.
Carola Huflattich ist auch wieder Hauptfigur in dem phantastischen Kinderbuch Der Affenstern (1985). In diesem Buch fliegt sie mit ihren Freunden auf den Affenstern, um dort verschiedene Abenteuer zu erleben. Sie begegnen Affen, die skrupellos Waffen an Freund und Feind verkaufen, forschenden Affen, die nicht wissen wollen, wozu die Ergebnisse ihrer Forschungen benutzt werden, solchen Affen, die jeden Umgang mit Andersdenkenden strikt ablehnen usw.. Wie man sieht, ist dieser Affenstern der Erde verdammt ähnlich. Dies klingt sehr didaktisch, und dies ist das Buch auch, aber zum Glück wird alles durch eine große Portion Humor und Ironie gebrochen.
Pseudonyme:
Karl Georg von Löffelholz
Bibliographie (Auswahl):[Auf fictionfantasy.de rezensierte Bücher sind mit Link unterlegt und fett gekennzeichnet.]
Romane | ||
Titel | Auflagen | © Jahr |
Kaspar | - Neues Leben; Berlin; 1976; (252; Ill.) | 1976 |
Das Schulgespenst | - Kinderbuchverlag; Berlin; 1978; (80 S.) | 1978 |
Der Affenstern | - Kinderbuchverlag; Berlin; 1985; (208 S.) | 1985 |
Kurzgeschichten | ||
Titel Anthologie / Originaltitel / Buchdaten | Titel | © Jahr |
- Neue Deutsche Literatur; | Der Drachner | 1976 |
Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
Autoren, Buch- und Film-Rezensionen