Serie: Percy Jackson, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Seit Percy erfahren hat, dass er der Sohn von Poseidon und damit ein Halbgott ist, verläuft sein Leben alles andere normal. Immer wieder muss er sich des Angriffs von Monstern erwehren, die für andere Menschen getarnt wie normale Mitbürger erscheinen, aber von dem verlangen erfüllt sind, alle Halbgötter zu töten. Und als ihn Alpträume plagen, in denen sein bester Freund Grover (ein Satyr) von einem Zyklopen gefangen gehalten wird, ist für Percy sofort klar: Dieser Traum ist eine Vision und kein einfacher Traum. Zu allem Überfluss wird sein Besuch über den Sommer im Camp Half-Blood getrübt, denn jemand hat den Baum der Thalia vergiftet und nun sind die Grenzen des Camps für Monster durchdringbar. Percy ist aber noch mehr überrascht, als er feststellen muss, dass sein etwas behäbiger Schulfreund Tyson ein Zyklop und zu allem Überfluss Poseidons Sohn und damit Percys Halbbruder ist. Doch für Percy zählt zunächst Grovers Sicherheit und so macht er sich mit Tyson und Annabeth, seiner besten Freundin unter den Halbgöttern, auf, um ihn zu finden.
Der zweite Band der Percy Jackson Reihe geht genau so weiter, wie Band 1. Autor Rick Roirdan erzählt seine Geschichte mit viel absurden Humor und irren Wendungen. Z. B. wird der Ausbilder in Camp Half-Blood, der Zentaur Chirion, durch Tantalus ersetzt. Hier bekommt der Leser nun einen Crash Kurs in griechischer Mythologie, denn Tantalus wurde vor allem durch seine Bestrafung berühmt: Er sollte Wasser und Nahrung immer in seine Nähe haben, aber sobald er danach greifen sollte, entzog es sich seiner Reichweite und im Buch wird diese immer wieder in verrückter Weise in den Vordergrund gerückt. Verständlich, dass Tantalus kein sonderlich fröhlicher und engagierter Ausbilder war. Dieses Beispiel ist passend für den gesamten Roman: Dem Autor gelingt ein gelungene Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Vor allem aber bekommt der Leser eine subversive Harry Potter Variante gebot, die auch erwachsenen Lesern Spaß macht. Außerdem ist die Geschichte durchaus gelungen, nicht zu Letzt auch wegen der vielen Anspielungen auf die Odyssee.
Kein Wunder also, dass sich die Percy Jackson Romane so gut verkaufen und dass dieses Buch die Grundlage des inzwischen zweiten Kinofilms bildet und wohl auch die restlichen drei Bücher verfilmt werden. In dieser kostengünstigen Sonderausgabe findet der Leser zudem farbige Bilder aus dem Film, die die Visualisierung des Stoffs verdeutlichen.
Erneut ist die Umsetzung von Robert Venditte gelungen. Die Geschichte wurde auf 128 Seiten gekürzt, aber kein wesentlicher Teil des Buchs fehlt. Die Zeichnungen von Attila Futaki sind gelungen und dem Stoff angemessen. Im Gegensatz zum ersten Band der Comicumsetzung wurde mit Tamás Gáspár ein neuer Kolorist ins Team aufgenommen. Im Gegensatz zum vorangegangen Band gewinnen die Seiten nun an Tiefe und ebenso an Details. Manchmal wurde der Bogen überspannt und es wurden zu viele Reflexionen und Schatten. Computerprogramme zum Kolorieren sind eine große Hilfe und bieten viele Möglichkeiten. Die Kunst daran ist aber, die Möglichkeiten nicht zu sehr einzusetzen und die Kontrolle über die Arbeit zu behalten. Aber natürlich ist die Farbgebung eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur Retro 80er Kolorierung von José Villarrubia Arbeit in Band 1. Außerdem wirkt das Resultat nun viel einheitlicher – alles wirkt wie in einem Guss produziert. Hervor zu heben ist der feste Einband der deutschen Ausgabe und der durchaus attraktive Preis für ein so hochwertiges Produkt. Die Gestaltung ist wirklich gelungen.
Insgesamt ist „Im Bann des Zyklopen“ eine gelungene Fortsetzung der Percy Jackson Reihe, die auch die große Rahmenhandlung der Reihe behutsam voran treibt und den Leser gespannt auf das kommende macht.
8 von 10 Punkten.