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Reihe: Das Geheimnis der großen Schwerter aka Die Chroniken von Osten Ard, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Vor langer Zeit lebten im Land Osten Ard die Sithi, ein Elbenvolk. Dann kamen jedoch aus dem hohen Norden die Menschen und vertrieben die Elben mit ihrem kalten Eisen. Mit Hilfe schwarzer Magie gelang es Ineluki, dem Sohn des Elbenkönigs, die Reste seines Volkes zu retten. Ineluki Sturmkönig selbst soll dabei gestorben sein. Seit der letzten Schlacht ging die Herrschaft von einem Menschenkönig auf den nächsten über.
Der siebte König ist Johan Presbyter, der den Feuerdrachen Shurakai erschlug und sich aus dessen Knochen einen Thron bauen ließ. Als Johan mit über hundert Jahren stirbt, hinterlässt er zwei Söhne. Der ältere Sohn, Elias, wird der neue König von Osten Ard. Elias gerät dabei immer tiefer in die Abhängigekeit und den finsteren Einfluss seines Ratgebers Pryrates. Pryrates ist ein machtgieriger Zauberer, der selbst die Macht im Land an sich reißen will. Dabei versucht er den neuen König so zu formen, dass dieser nur als Marionette fungiert. Er redet Elias ein, sein Bruder Josua sei eine Gefahr für ihn. Aus diesem Grund schließt Elias einen Pakt mit den Nornen.
Die Nornen sind bleiche, in schwarz gekleidete und verhüllte Personen, von denen er das Schwert mit dem Namen Leid erhält. Leid ist - neben Dorn und Minneyar - eines der drei magischen Schwerter, die im Land Osten Ard existieren. Einer alten Legende nach können nur die drei Schwerter gemeinsam die Rückkehr des untoten Sturmkönigs verhindern. Als Gegenleistung für den Pakt versprach Pryrates den Nornen das Leben Josuas. Josua wird ohne Wissen von Elias von Pryrates in den Verliesen des Hochhortes gefangen gehalten. Dort findet ihn Simon Pilgrim, der wegen seines tollpatschigen Verhaltens von Rachel, der obersten Kammerfrau, ab und zu Mondkalb genannt wird. Simon ist ein neugieriger Küchenbursche, dessen Hauptaufgabe darin besteht, sich vor der Arbeit zu drücken, der viel lieber Abenteuer erleben würde, als den eintönigen Arbeiten in der Küche zugeteilt zu sein. Der Rotschopf ist Waise, sein Vater ertrank vor seiner Geburt, die Mutter starb während seiner Geburt. Er wurde vom Gesinde der Burg aufgezogen und erhält vom greisen Gelehrten Morgenes eine Unterweisung in Lesen und Schreiben sowie in der Geschichte des Landes Osten Ard.
Als Simon Morgenes von seiner Entdeckung berichtet, befreien sie den jüngsten Königssohn. Pryrantes erfährt von der Tat und nun beginnt das Abenteuer, von dem der fünfzehnjährige Junge immer geträumt hat, allerdings mit dem Tod seines Lehrers. Simon flieht, nur mit einem Manuskript seines alten Meisters und einer vagen Wegbeschreibung, in das Land Naglimund, wo Elias sein eigenes Reich hat. Simon wird zu einem Gejagten, der allmählich begreift, dass etwas Unerhörtes im Gang ist. Der erste Teil seiner abenteuerlichen Reise führt Simon durch die Tiefen unter dem Hochhorst der Königsburg, die früher eine gewaltige Stadt der Sithi darstellte. Lange Zeit irrt er durch dunkle Gänge und Säle, treibt langsam in den Wahnsinn, bevor er endlich einen Ausgang findet. Auf seiner Flucht trifft er auf eine Anzahl von Reisegefährten. Während der Geschichte, vor allem der Reisen, kann man beinahe zusehen, wie sich Simon vom tolpatschigen Jungen zu einem tatkräftigen jungen Mann verändert. Er trifft etwa den freundlichen Troll Binabik und das Mädchen Marya. Oder gar den geheimnisvollen Sithi, den er aus einer Falle befreit und von dem er als Dank einen weißen Pfeil geschenkt erhält. Später wird der Sithi der Sithi Simon seinen namen enthüllen: Prinz Jiriki. Trotz aller Wagnisse gelingt es Simon mit Hilfe einiger menschlicher und nicht-menschlicher Gefährten, Prinz Josuas Burg Naglimund zu erreichen. Als Befreier des Prinzen wird ihm selbstverständlich Schutz geboten. In der Burg erfährt erfährt Simon von Prinz Josua viel über die Hintergründe der schrecklichen Herrschaft seines älteren Bruders Elias. Hier wird die Geschichte um die drei Schwerter bekannt gemacht, und weil als einziges Schwert Dorn in möglicher Reichweite ist, macht sich eine Reisegruppe auf, das Schwert zu bergen. Durch den frühen Winter - verursacht durch Sturmkönig Ineluki - kämpft man sich langsam zu Josua zurück. Unterwegs treffen sie auf einen Drachen, den Simon mit Dorn verletzt. Simons Haar wird dabei von Drachenblut besudelt und erbleicht, woraufhin er den Beinamen Schneelocke erhält. Unterdessen wird Naglimund von Elias angegriffen und fällt. Josua muss fliehen und nimmt Teile seines Hofstaates mit.
Ziemlich passend zu Tad Williams Geburtstag am 14.03. erschienen die ersten beiden Bände seiner Schwerter-Tetralogie.
Wie jedes Buch hat dieses seine guten und schlechten Seiten. Beschreibungen, wie die Charaktere oder der Stil von Tad Williams gefielen mir wirklich gut. Auf der anderen Seite besaß das Buch zahlreiche langweilige und für den Leser uninteressante Stellen, weil der Schreibstil von Tad Williams ziemlich ausschmückend ist. Unangenehm war das nervige Umblättern, wenn man im Glossar etwas nachschlagen wollte. Irgendwann habe ich dann aufgehört und mich nur noch von der Geschichte treiben lassen. Dennoch, der Roman ist wert, das jede seiner 957 Seiten gelesen wird. Was mir an der einen Stelle als langatmig bis langweilig erschien, wurde an anderer Stelle plötzlich wichtig und die Zusammenhänge wurden erkennbar. Das Land selbst besitzt eine eigene Geschichte und mit diesem sehr ausführlichen Hintergrund wird die Geschichte erlebbar. In vielen Dingen wurde ich dabei an J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe erinnert, obwohl hier eine eigene Geschichte vorliegt und kein Abklatsch des berühmtesten Fantasy-Werkes. Tad Williams schildert eine Welt und ihre Menschen, ihre Sitten, Sagen, Religionen und Sprachen so ausgefeilt und glaubwürdig, dass man sich im späteren Verlauf der Geschichte im höchsten Masse daran erfreuen kann. Die Genauigkeit der Einzelheiten der Welt von Osten Ard lässt eine spürbare Wirklichkeit und einen hohen Wiedererkennungswert aufkommen. Tad Williams Schreibstil ist sehr gefühlsbetont. Er passt sich der jeweiligen Stimmung der Handlung gekonnt an. Wenn Tad Williams von Simons Träumereien schreibt, ist die Erzählung schon fast träumerisch-schmeichelnd, wenn sich plötzlich Gefahr bemerkbar macht, wird der Stil schnell, fast gehetzt. Das führt dazu, dass man in die Geschichte abtaucht, sich darin fast verliert und das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Wer sich nicht darüber ärgert, altbewährte Erzählmuster und längst bekannte Ideen in diesem Buch vorzufinden, wer episch erzählte Fantasygeschichten liebt, wird mit Der Drachenbeinthron einen sagenhaften Auftakt zu einem wunderbaren Fantasy-Vierteiler lesen.