Titel: Oil Storm Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Hurrikan der Kategorie 4, Julia, trifft auf die US-Küste im Golf von Mexiko. Amerikas größte Ölförderanlage und -raffinerie in Port Fourchon, Louisiana wird schwerstbeschädigt und fällt aus. Landesweit steigt der Ölpreis in bisher unbekannte Höhen und bringt Amerikas Wirtschaft in arge Bedrängnis. Die US-Administration drängt Saudi-Arabien dazu, die Ölproduktion um 1 Million Barrel pro Tag zu steigern. Nur kurze Zeit später greifen Terroristen ein großes Einkaufszentrum in Riad an und töten 300 Amerikaner. Die bisher in Saudi-Arabien stationierten US-Truppen werden drastisch verstärkt, was große Proteste in der einheimischen Bevölkerung auslöst. Zwei weitere Ereignisse bringen die Krise vollends ins Laufen: Im Golf von Houston stoßen zwei Supertanker zusammen. Wegen des beschädigten Hafens von Fourchon müssen die Tanker die weitaus gefährlichere Route nach Houston nehmen - was nun zur Katastrophe führte. Während in Amerika ein bitterkalter Winter zu erhöhtem Verbrauch von Öl führt, greifen Terroristen die arabischen Förderanlagen in Ras Tanura an und beschädigen diese schwer. Über einhundert amerikanische Soldaten verlieren bei diesem Angriff ihr Leben. Die US-Administration befindet sich nun in ihrer schwersten Stunde. Außenpolitisch versuchen die USA Öl zu bekommen, koste es, was es wolle. Russland als alternativer Öl-Produzent sieht sich in der Rolle als lachender Dritter und spielt die USA und China gegeneinander aus, um den Preis des schwarzen Goldes weiter nach oben zu treiben. Innenpolitisch brechen in fast allen größeren Städten der USA Unruhen aus, da die Menschen aufgrund der massiven Arbeitslosigkeit und Ölknappheit hungern und frieren. Kurz vor dem Kollaps kann man einen rettenden Deal mit Russland vereinbaren - die US-Wirtschaft ist knapp vor dem Ruin doch noch gerettet. Was bleibt, ist das Bewusstsein in den Köpfen der Menschen, dass man sich nie mehr wird auf das Öl verlassen dürfen. Der Film ist als Dokudrama konzipiert. Vorhandene Fernsehbilder von Unfällen, Katastrophen, Unruhen etc. wurden in einem neuen Kontext zusammengeschnitten und mit fiktiven Interviews beteiligter und repräsentativer Familien vermischt. So verfolgt der Zuschauer die erfundene Geschichte chronologisch von Juni 2005 bis September 2006. "Oil Storm" ist wohl ein besonderes Beispiel, wie nahe sich Fiktion und Realität sein können. Nahezu zeitgleich mit der Ausstrahlung des Dokudramas prallte der Hurrikan Katrina auf die Küste bei New Orleans. Im Film gezeigte Szenen, wie der Evakuierung New Orleans, der Öffnung des Superdomes als Zufluchtsort in der Stadt und der Schließung Port Fourchons, wurden Realität. Ebenso wie im Film stieg der Ölpreis in den USA von unter zwei auf drei, teilweise sogar bis 6$ pro Gallone und mussten vielerorts Tankstellen mangels Benzinnachschub schließen. Natürlich war der Schaden, den der fiktive Sturm Julia anrichtete, weitaus schwerer - die Parallelen drängen sich jedoch geradezu auf. Im Film greift Al-Kaida die arabische Förderanlage in Ras Tanura an - in der Realität erfolgte von derselben Gruppe ein Angriff auf die benachbarte Förderanlage in Abqaiq - jedoch mit weitaus geringeren Schäden. "Oil Storm" ist ein an amerikanische Bürger gerichteter Aufruf, sich von der Fessel Öl zu lösen und sich nach Alternativen umzusehen. Mit einfachen Ereignissen wird dem Amerikaner klar gemacht, auf welch tönernen Füßen seine Wirtschaft steht. Die kurz nach der Ausstrahlung erfolgte Bestätigung des Filmes in der Realität beweist nur die Weitsicht des Autoren-Teams und die Erbarmungslosigkeit der wirklichen Welt.