Reihe: Schattenwelt-Dilogie, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Noelle |
Mechthild Gläser sorgte mit ihrem ersten Band der Schattenwelt-Dilogie in den Kritiker-Kreisen für viel Lob und erhielt sogar von der Phantastischen Akademie eine Auszeichnung in der Kategorie „Bestes Debüt“. Inzwischen ist der zweite Band mit dem Titel „Nacht aus Rauch und Nebel“ erschienen.
Flora gehört zu den Wandernden. Sie ist in der Lage im Schlaf bewusst ihren Aufenthalt in Eisenheim, der Schattenwelt, zu erleben. Seitdem Flora in dem ersten Band den „Weißen Löwen“, einen Stein mit außergewöhnlichen Kräften, vor dem von Allmachtsfantasien besessenen Kanzler versteckt hat und vorgibt sich nicht mehr erinnern zu können, wo der Stein ist, nimmt ihre große Liebe Marian Abstand zu ihr. Grund dafür ist, dass er ohne den Stein seine Schwester nicht befreien kann, jedoch darf Flora darauf keine Rücksicht nehmen, denn dieser Stein kann in die falschen Hänge geraten und dann auch für die reale Welt gefährlich werden.
Doch in Eisenheim gehen weitere bedrohliche Dinge vor sich. So schreitet das Nichts in der Stadt immer weiter voran und verschlingt Teile von Eisenheim mitsamt der Seelen. Niemand weiß, wie es weiter geht und ob dies nicht vielleicht das Ende von Eisenheim bedeutet. Zudem versucht der Kanzler nach wie vor Flora das Leben schwer zu machen...
Bevor ich mit der Lektüre begann, wusste ich nicht, dass es sich um den zweiten Teil einer Dilogie handelt. Das hat sich als großes Problem herausgestellt, da mir das gesamte Hintergrundwissen fehlte und ich die Figuren und Ereignisse gar nicht einzuordnen konnte. Bis zum Ende blieben somit bei mir viele Fragen offen und ich konnte mich in die Geschichte nicht richtig einfinden. Mechthild Gläser versucht zwar immer wieder Informationen aus dem ersten Band einzuflechten, aber für jemanden, der bisher noch nichts über Eisenheim gelesen hat, reicht dies einfach nicht aus, um einen umfassenden Überblick über die Zusammenhänge und Verstrickungen zu erhalten. Wer „Nacht aus Rauch und Nebel“ lesen möchte, sollte somit auf jeden Fall mit dem ersten Band „Stadt aus Trug und Schatten“ beginnen, um sich die Lektüre nicht unnötig zu erschweren.
Abgesehen von diesem Kritikpunkt handelt es sich um eine spannungsgeladene Geschichte mit sympathischen Charakteren. Immer wieder springt die Handlung zwischen der Schattenwelt und der Realität hin und her – im Traum befinden sich Flora und Co. in der Schattenstadt Eisenheim, wachen sie auf, dann bewegen sie sich in der realen Stadt Essen. Die Stimmung ist düster und gefährlich, sodass stets unterschwellig eine beunruhigende Bedrohung mitschwingt. Besonders beeindruckt hat mich die detaillierte und atmosphärische Beschreibung von Eisenheim. Mechthild Gläser hat an dieser Stelle eine ungewöhnliche Welt geschaffen, die mir in dieser Form noch nicht in anderen Büchern begegnet ist.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Flora geschildert, die mit ihren teils pubertären Problemen vor allem für junge Mädchen eine gute Identifikationsfigur sein dürfte. Doch das bedeutet nicht, dass dieses Buch lediglich etwas für Jugendliche ist. Obwohl ich das Jugendalter bereits überschritten habe, war ich von der Schattenwelt und den damit zusammenhängenden Ereignissen fasziniert.
Fazit: Zweiter und letzter Teil einer Reihe, die man unbedingt mit dem ersten Band beginnen sollte, da sonst Hintergrundwissen fehlt. Abgesehen von dieser Einschränkung handelt es sich um eine düstere Geschichte mit lebendigen Figuren und einem ungewöhnlichen Plot.