Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt den Oberkörper einer jungen Frau mit nachtschwarzen Haaren und roten Augen, die durch eine blau-lila gefärbte Umrandung betont werden. Ebenso schwarz wie ihr Haar ist ihre Umgebung, von der man nur Schemen erkennen kann. Ein Cover, das zu einem zweiten Blick verleitet – und dazu, das Buch aufzuschlagen, um mehr über diese Frau zu erfahren.
Nichts sehnt die junge Ferrin mehr herbei, als den Tag, an dem sie ihre eigene Maske bekommt – und damit zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft der Merdhuger wird. Als sich am Tage ihrer Zeremonie ein anderes Mädchen mit aller Gewalt gegen die Maske wehrt, reagiert sie mit Unverständnis. Denn nur die Maske kann einem Pheytaner die Freiheit geben.
Als sich ihre eigene Maske nicht an ihrem Gesicht halten kann bekommt sie jedoch die Schattenseite dieser Gesellschaft zu spüren. Ein Pheytaner ohne Maske ist recht- und schutzlos. Zusammen mit dem Mädchen, dass sie am Tag ihrer Zeremonie nicht verstand, soll sie in ein Arbeitslager überführt werden. Doch die beiden können gerettet werden. Und Ferrin bekommt die wahre Freiheit zu spüren – und ihre eigene Magie. Eine Magie, die durch die Masken unterdrückt wird, ebenso wie das Volk der Pheytaner.
Schon der Klappentext lässt den Leser vermuten, dass hinter den Masken mehr steckt als ein bloßer Initiationsritus, auch wenn die junge Ferrin zu Beginn des Buches nichts mehr herbeisehnt. Das Auftauchen der jungen Frau, Jasta, die sich mit aller Gewalt gegen die Maske wehrt, gibt dem Leser erste Hinweise darauf, dass hinter den Masken noch mehr steckt. Die abwehrende Haltung von Ferrins Eltern, was die Hintergründe für das Tragen der Masken betrifft, ist ein weiterer Hinweis. Aber erst mit Ferrin und Jastas Flucht in ein Lager weiter maskenloser Pheytaner zeigt sich das wahre Ausmaß der Masken – über die Hintergründe können jedoch auch die Rebellen bloß Vermutungen anstellen.
Durch die Flucht hat Ferrin nun die Chance auf wahre Freiheit, denn in ihr steckt weit mehr, als sie es je zu glauben wagte. Doch um diese Macht entfalten zu können muss sie ihre Vergangenheit und jahrelangen Glauben hinter sich lassen – und sich einer völlig neuen Realität stellen. Schon allein der Ausflug dorthin könnte ein Buch füllen, die Begegnungen und Erfahrungen, die Ferrin bei den Rebellen macht, sind beileibe nicht alltäglich. Wer könnte es schon von sich behaupten, mit einem Tiger gebadet zu haben? Und es macht Spass Ferrin dabei zu beobachten, wie sie in diese Welt hineinwächst und aus einem verschreckten Mädchen jemand wird, der für seine Sache einsteht.
Ferrin ist jedoch beileibe nicht die einzige Figur, die sich im Verlauf der Geschichte entwickelt – und auch nicht die einzige, die man als Leser lieb gewinnt. Als Hauptfigur ist sie zwar der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, aber ohne die anderen Figuren wäre sie sicher jemand ganz anderes geworden. Die Interaktion zwischen die Figuren – und deren Reaktion aufeinander – ist es, was diese Geschichte zu etwas besonderen macht. Und dabei gehe ich nicht nur von der sich in die Geschichte perfekt einpassenden Romanze aus. In Mara Langs Roman können auch die Lehrer durchaus noch etwas von ihren Schülern lernen.
Die Spannung wird in Masken auf zwei verschiedene Arten erzeugt. Zum einen durch die Entdeckungen, die Ferrin im Lager der Rebellen und in dem sie umgebenden Dschungel macht und die Entwicklung ihrer Magie – eine eher ruhige Art der Spannung, die den Leser trotz allem an der Geschichte hält – zum anderen die eher typischen Spannungselemente: Die Flucht vor den Soldaten der Merdhuger, die Befreiung von weiteren Pheytanern bis hin zum Spannungshöhepunkt, der Umsetzung ihres gefährlichen Plans zur Befreiung aller Pheytaner.
Damit sollte “Masken” einem wirklich breitgefächerten Leserspektrum gefallen. Es bietet die Möglichkeit, gemeinsam mit Ferrin eine faszinierende Welt und deren Magie zu entdecken; es lässt im Hintergrund eine Liebe über Jahre entstehen, um sie dann wunderschön in das aktuelle Geschehen einfließen zu lassen; es liefert fast aussichtslos scheinende Kämpfe und Ziele sowie die Möglichkeit, über die Herkunft der Masken zu rätseln – und zum Ende hin die Auflösung des ganzen Geschehens. Eine erfrischend abwechslungsreiche Mischung, die abgerundet durch das abgeschlossene Ende fast jedem gefallen dürfte – mir hat es das auf jeden Fall.