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Titel: Magical
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Schon das Cover mit dem weißen Tanzschuh auf einem lilafarbenen Kissen vor schwarzem Hintergrund lässt den Leser an eine märchenhafte Geschichte denken, Aschenputtel vielleicht. Aber auch wenn “Magical” eine etwas andere Art eines modernen Aschenputtel erzählt, bleibt es nicht nur bei diesem Märchen. Passend ist das Cover trotzdem, die Aspekte von Aschenputtel nehmen einen Großteil des Buches ein.
Kendra ist vierzehn, als die Pest im Jahre 1666 fast ihre ganze Familie dahinrafft. Einzig ihr Bruder Charlie ist ihr geblieben. Nur mit Hilfe von Magie kann sie sein Leben retten. Aus Angst vor einer Verfolgung als Hexe flieht Kendra mit ihrem Bruder – direkt in das Lebkuchenhaus einer alten Hexe. Doch das ist erst der Anfang von Kendras wenig märchenhaftem Leben.
Lesern von Alex Flinns “Beastly” wird der Name Kendra bekannt vorkommen. Tatsächlich handelt es sich bei der Hauptperson von “Magical” um eben jene Hexe, die den arroganten Kyle Kingsbury in eine Bestie verwandelte. Nach ein paar einleitenden Worten erzählt sie ihre eigene Geschichte (hin und wieder auch mit kleinen Verweisen auf “Beastly” gespickt). Die Geschichte, wie sie zu dem wurde, was sie ist: Eine ausgebildete Hexe – und stets auf der Flucht. Eine Geschichte, die den märchenbewandeten Lesern ziemlich stark an das Märchen von “Hänsel und Gretel” erinnert.
Aber die Zeiten ändern sich. Und nun steht Kendra vor der Entscheidung, jemandem beizustehen: Emma, deren Leben durch den Einzug ihrer Stiefschwester Lisette gehörig durcheinander gewirbelt wird. Die Hoffnung auf Freundschaft zwischen den Stiefschwestern erlischt schnell – und das, obwohl Emma mehr als nur Willens ist ihre Schwester willkommen zu heißen. In Fetzen und Asche geht Emma deswegen nicht, sie ist zumindest materiell gut abgesichert – und damit beileibe kein klassisches Aschenputtel. Ähnlich unglücklich ist sie vermutlich trotzdem.
Kendras Erinnerungen an und Erfahrungen aus den vergangenen Jahrhunderten, die Emmas Geschichte immer wieder unterbrechen, zeigen jedoch schnell, warum Kendra sich nicht voller Tatendrang an Emmas Unterstützung macht. Ihre früheren, durchweg gut gemeinten Einmischungen waren nicht immer von Erfolg gekrönt. Manchmal zwar erfolgreich für den Unterstützten (zumindest im Nachhinein), aber nicht für sie selbst. Andere hatten tatsächlich überhaupt kein gutes Ende – jeder kennt schließlich den Ausgang der Geschichte von der kleinen Meerjungfrau (auch hier war Kendra maßgeblich beteiligt). Die Einordnung der Märchen in den historischen Kontext, zum Beispiel den Untergang der Titanic, lassen sie dabei noch etwas wirklicher wirken als es Kendras Augenzeugenerzählungen allein tun. Man hat fast das Gefühl, die märchenhafte Magie in unserer Welt zu spüren.
Letzendlich geht es in “Magical” allerdings nicht um Kendra, sondern um Emma: Sympatisch und hilfsbereit, nicht gerade in, aber durch den Reichtum ihrer Eltern gut versorgt. Ihre Stiefschwester ist das Gegenteil: Absolut hip, aber quasi “bettelarm”. Sie erschleicht sich Emmas Zuneigung und nutzt diese dann gnadenlos aus – zumindest bis zum Tod ihres gemeinsamen Vaters. Danach bleibt ihr nur noch emotionaler Terror – der Emma ziemlich mitnimmt. Zum Glück steht ihr zumindest eine Mitschülerin zur Seite: Kendra. Die üblichen Highschool-Verwicklungen bilden da nur den üblichen, aber ziemlich amüsanten Hintergrund. Ich habe zumindest noch nie davon gehört, dass jemand von der Schulleitung aufgefordert wird, kürze Röcke zu tragen (ansonsten ließen sich ja Waffen darunter verbergen).
Die Charaktere sind sympathisch (zumindest die meisten), die einzelnen Märchenadaptionen amüsant (und weit genug vom Original entfernt, um nicht vollständig vorhersehbar zu sein) und die kleinen Verweise auf “Beastly” gelungen in die Geschichte eingearbeitet. Das ziemlich überraschende (und glückliche) Ende hat mich zum Schmunzeln gebracht (letzendlich ist nicht immer Magie von Nöten) und das Buch absolut zufrieden schließen lassen. “Magical” ist damit für mich mindestens so gut wie “Beastly” und weit besser als das doch sehr überfrachtete “Kissed”. Ich bin mir sicher, dass es den begeisterten Lesern von “Beastly” ebenso gut gefallen wird wie mir.