Serie/Zyklus: Scheibenwelt Zyklus Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Terry Pratchetts Scheibenwelt ist eine Welt voller seltsamer, ja skurriler Wesen, die dem Leser in bereits neunundzwanzig Romanen ans Herz wuchsen. Dem britischen Autor gelingt es immer wieder, neben den altbekannten Figuren neue Wesen und damit Personen des öffentlichen Interesses zu schaffen, die bald in der Haupt- manchmal auch Nebenrolle die Geschichte auf ihre Art und Weise beeinflussen. So ist es auch mit dem Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork, Herzog Sam Mumm. Einen gewissen Karotte, der in Wachen! Wachen! eine Hauptrolle spielte, sucht man hier vergebens. Dafür lernen wir Sam bereits zu Beginn sehr ausführlich kennen, wie er sich während des Rasierens vom Butler aus der Zeitung vorlesen lässt. Bis hin zur Seite acht der Gazette, wo sich immer die Karikaturen eines Otto Chierks finden. (Ähnlichkeiten mit einem Österreicher sind rein absichtlich).
Sam Mumm hat natürlich so seine Probleme. Als Herzog, als Kommandeur, als Ehemann. Vor allem jedoch als Kommandeur. Kurz vor dem Jahrestag der historischen Schlacht zwischen Trollen und Zwergen bauscht sich alles ein wenig auf, vor allem weil die Leiche des ewigen Querulanten Grag Schinkenbrecher gefunden wird. Ein toter Zwerg mag ja noch irgendwie hingenommen werden. Wenn jedoch als Beweismittel eine Trollkeule dort liegt, dann werden alte Erbfeindschaften mit neuer Nahrung versehen. Dann erinnert man sich an:
Klonk! - So klang es, als Zwergenaxt auf Trollkeule traf, damals, bei der historischen Schlacht von Koomtal. Auf jener verheerenden Keilerei gründet seither die Erbfeindschaft zwischen Trollen und Zwergen. Dass sich niemand mehr erinnern kann, wer damals wen in einen Hinterhalt gelockt oder am Ende gesiegt hat, tut dem tief verwurzelten Hass keinen Abbruch. Gefundenes Fressen für die Fundamentalisten beider Lager, die den alten Konflikt immer wieder anfachen.
Kommandeur Mumm muss sich an seinen Nachnamen halten und selbigen zusammennehmen. Der Zwergenmord könnte einen Bürgerkrieg nach sich ziehen, den es zu verhindern gilt, soll es keine zweite Schlacht bei Koomtal geben. Doch wie will man einen geschichtlich gewachsenen Zwist unter Kontrolle halten? Und überhaupt, es kann sich doch niemand mehr daran erinnern, wie es damals wirklich war. Nur sogenannte Hardliner auf beiden Seiten scheinen es zu wissen - oder tun so, als ob. Und Schuld waren immer die anderen.
Das ist das große Problem des Kommandeurs. Andererseits wurde gerade eine Vampirin in die Wache aufgenommen und muss nun ausgerechnet mit der Werwölfin Angua zusammen in der Wache dienen.
Eine Revision der Stadtwache durch einen stadteigenen Inspektor steht ebenso auf der Liste unerledigter Arbeiten wie diverse Pressetermine, bürokratische Arbeiten und und und ...
Und dann gibt es da auch noch die Ehegattin Sybil des Kommandeurs, die alle Originalkarikaturen aufkauft, auf denen ihr Mann, und wenn es nur sein großer Zeh ist, abgebildet wird.
Den Leser erwartet eine Erzählung, die durch Terry Pratchetts Humor und eigenwilligen Charme geprägt wird. Andreas Brandhorst gelingt es gut, Humor in der Erzählung umzusetzen. Ich kann die Arbeit, die er leistet, nicht ganz beurteilen, da ich das Original, Thud!, nicht gelesen habe. Weil mir das Buch jedoch gut gefällt, kann es nur gute Arbeit gewesen sein. Der Roman bietet für Einsteiger den Vorteil, dass keine Kenntnisse der Scheibenwelt nötig sind. Zusammengefasst ist der neue Roman, der vor zwei Jahren als Buch bei Manhattan erschien und nun als Taschenbuch vorliegt, eine kurzweilige und spaßige Angelegenheit. Überraschende Wendung der Handlung sorgen dafür, dass immer wieder neue Ideen eingeflochten werden.
Klonk! - die Rezension von Rupert Schwarz