Serie / Serie / Zyklus: Scheibenwelt, A Story of Discworld #2 Titel: Kleine freie Männer Besprechung / Rezension von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher). |
Die neunjährige Tiffany Aching lebt auf der Schaffarm ihrer Eltern und hilft tatkräftig mit. Eine ihrer Aufgaben ist das Aufpassen auf ihren kleinen Bruder Wentworth. Doch etwas liegt in der Luft, und Tiffany glaubt etwas im Fluß neben der Farm gesehen zu haben. Unwissend, daß sie von einer Hexe durch ihre Kristallkugel beobachtet wird, stellt das Kind fest, daß ein Monster im Fluß lauert. Und nun zeigt sie aus welchem Stoff sie gemacht wurde, sie besorgt sich eine Tüte Bonbons und eine Bratpfanne, dann geht sie zusammen mit Wentworth zum Ufer, bindet die Bonbontüte fest und setzt ihren kleinen Bruder dazu. Tiffany muß nicht lange warten, daß Monster kommt und will sich den kleinen Jungen schnappen und macht schmerzlich Bekanntschaft mit der Bratpfanne. Die Hexe ist mehr als beeindruckt und beschließt sich das Kind näher anzuschauen.
Das Monster aus dem Fluß ist jedoch nicht die einzige seltsame Begebenheit, ein kopfloser Reiter (!) wird in der Auffahrt gesichtet und kleine (ca. eine Handspanne große) blaue Männer in Kilts und mit fürchterlichem Akzent suchen die Farm heim. Als sich Tiffany diesem Problem annehmen will, wird ihr kleiner Bruder entführt - sie gibt sich die Schuld, hätte sie doch auf ihn aufpassen müssen.
So werden die Nac Mac Feegles, die Wee Free Men, wie sich die blauen Kerlchen nennen, zu ihren Verbündeten, denn diese sind auf der Suche nach einer Hexe (Tiffany hat dieses Potential von ihrer Großmutter geerbt), die nach dem Tod ihrer Matronin, den Stamm regiert und sich um sie kümmert, die kleine Sache einer Heirat zwischen einem Nac Mac Feegle und der neuen Matronin, ist eines der leichteren Probleme für das Mädchen. Nun muß sie sich mit den nicht vorhandenen Manieren der Wee Free Men herumschlagen, die aus dem Feenland wegen Trunkenheit und schlechtem Benehmens verbannt wurden und der Königin von der anderen Seite, dem Land in dem Träume wahr werden ( - nur fragt sich welche Träume), die ihren Bruder und noch so manchen anderen entführt hat. Als einzige Hilfsmittel hat sie eine Bratpfanne und das Buch ihrer Großmutter: "Krankheiten der Schafe" und die Kraft, die ihr die Erde gibt, auf der sie geboren wurde...
Viel zu viele Motive, als daß ich sie alle benennen könnte, hat Terry Pratchett als Vorlagen für dieses Buch genommen. In der Hauptsache aber sind es Märchen wie Die Schneekönigin von H. C. Andersen und Lewis Carolls Alice's Adventures in Wonderland und Through the Looking Glass, die dieses Buch maßgeblich beeinflussen. Wer jetzt denkt: "Aha, ein Jugendbuch à la Harry Potter!", der wird enttäuscht sein, denn wie schon in The Amazing Maurice and his Educated Rodents zeichnet sich dieses gut zu lesende Buch durch einen dunkleren und irgendwie realistischeren Grundton aus, auch wenn man meint bei dem Inhalt wäre das nicht möglich. Aber es werden hier Themen wie Vernachläßigung, Ausgrenzung, Diebstahl und Vorurteilen ganz deutlich angesprochen ohne überzogen zu wirken und wenn die Hauptfigur ein kleines Mädchen ist, so ungewöhnlich Tiffany auch sein mag, dann ist das schon streckenweise starker Toback.
Aufgelockert wird das Ganze durch Anspielungen aller Art und die Titelgeber, diese Bande von Halunken ist wieder einmal typisch Pratchett. Locker, flockig dahingeschrieben kann man den kleinen Rabauken irgendwie nichts übelnehmen, auch wenn ihr Credo: Stehlen, Trinken und Kämpfen ist, und so mancher Dialog reizt zu hemmungslosen Gelächter.
Sehr schön auch das Cover, in dem alle "kleinen" wichtigen Elemente des Buches liebevoll vom neuen Hauszeichner Pratchetts: Paul Kidby, dargestellt werden, dazu kommen die kleinen Zeichnungen, mit denen jedes Kapital beginnt, sehr schön das!
Alles in allem ein sehr gelungener zweiter Band in der Terry Pratchetts Reihe für junge Leser.
10 von 10 Punkten
- März 2004 -
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Kleine Freie Männer - Rezension von Rupert Schwarz Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
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