Titel: Ender's Game – Das Große Spiel: Kampfschule Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Rechtzeitig zum angekündigten Filmstart von „Ender's Game – Das große Spiel“ im Oktober 2013 veröffentlicht Panini eine zwar gleichnamige, aber dennoch eigenständige Comic-Mini-Serie des Marvel-Verlags aus den Jahren 2008/2009. Film wie Comic basieren auf dem Roman „Ender's Game“ (Das große Spiel; dt. bei Heyne) aus dem Jahre 1985 des vielfach preisgekrönten US-Schriftstellers Orson Scott Card.
Schon zweimal wurde die Menschheit von einer Alienrasse, den Formics, angegriffen und stand kurz vor der Vernichtung; zweimal konnte der Angriff zurückgeschlagen werden. Um gegenüber einer dritten Invasion des Feindes aus den Tiefen des Raums gewappnet zu sein, rief die Internationale Flotte die Kampfschule ins Leben, eine Organisation, deren Ziel es ist, jenes Kind, gleichsam den Messias, zu finden, der als genialer Stratege und Taktiker die Raumflotte der Menschen zum Endsieg führt. In einem anspruchsvollen Selektionsprozess werden vielversprechende Kinder von klein auf mit Monitor-Chips versehen, beobachtet und ab etwa sechs Jahren auf einer eigens für diesen Zweck eingerichteten Raumstation geschult, trainiert und getestet.
Der aussichtsreichste Kandidat seiner „Generation“ ist Andrew „Ender“ Wiggin, das dritte Kind der Familie – ein sogenannter Dritt -, der den Platz seines an seiner Aggressivität gescheiterten Bruders Peter und seiner zu wenig ehrgeizigen Schwester Valentine einnehmen soll.
Nach einem kurzen ersten Test verfrachtet man das Kind auf die Raumstation, wobei die Ausbilder von Anfang an darauf bedacht sind, Ender nicht nur sozial zu isolieren, sondern mit Problemen und Ambitionen älterer Rekruten zu konfrontieren, um ihn an seinen physischen und psychischen Grenzen zu bringen. Tatsächlich stellt der kleine Ender in zahlreichen spielerischen Simulationen im virtuellen Cyber-Kosmos ein ums andere Mal seine taktischen Fähigkeiten unter Beweis, was ihm Respekt und Hass seiner Mitschüler einträgt, stets beobachtet von seinen mehr oder weniger wohlwollenden Ausbildern.
„Ender's Game“ hinterlässt einen ambivalenten Eindruck. Zwar bleibt die Geschichte auch in ihrer Comic-Adaption vergleichsweise differenziert in der Psychologiesierung der Figuren und die grafische Umsetzung der virtuellen Welten ist „State of the Art“, aber dennoch fehlt der Story der Sense of Wonder, die erzählerische Tiefe und die sozialpsychologischen Reflexionen, die den zu Grunde liegenden Roman nach wie vor zu einem der besten des SF-Genres machen. Enders Entwicklung, seine Beziehungen zu Ausbildern und anderen Rekruten werden quasi im Schnelldurchgang abgehandelt, denn der Fokus dieser Adaption liegt eindeutig auf der Inszenierung der virtuellen Realitäten, womit wir beim Artwork angelangt wären.
Isoliert betrachtet sind die einzelnen Panels durchaus dynamisch und gefällig gestaltet, mit netten grafischen Effekten wie Unschärfen und einer großen Palette an Farben, insgesamt aber wirkt das computerkolorierte Artwork zu glatt und in der Wiederholung der Kampfsequenzen deutlich monoton. Zudem fehlt es vielen Figuren an markanten äußerlichen Merkmalen, sodass auch sie zu einförmig daherkommen, um den Leser in den Bann zu ziehen.
Fazit:
In der Verkürzung der Handlung, der Beziehungsgeflechte und der sozialpsychologischen Reflexionen eine inhaltlich nicht vollends gelungene Adaption eines der besten SF-Romane des letzten Jahrtausends. Das bunte, aber letztlich monotone Artwork unterstreicht das Urteil: man verpasst nichts, wenn dieses Comic auslässt. Besser zum Roman greifen.