Serie: Ehapa Comic Collection Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Der vierte Sammelband der edlen Hardcover-Edition des Ehapa-Verlags enthält die drei Alben „Isnogud der Listige“ (Iznogoud l'acharné, 1991), „Der Sündenbock“ (La Tête de Turc d'Iznogoud, 1991), und „Düstere Aussichten“ (Les Cauchemars d'Iznogoud (Tome 1), welches zunächst vom Bouiselle-Löhmann-Verlag 1989 unter Titel „Die Alpträume des Isnogud - Teil 1“ in Deutschland erstveröffentlicht wurde.
Während die ersten beiden Alben die gewohnt hinreißenden Kurzgeschichten beinhalten, präsentiert „Düstere Aussichten“ ausschließlich One-Pager (einseitige Comics), die original im wöchentlichen Turnus ab 1974 in der Sonntagszeitung „Journal du Dumanche“ erschienen.
Beginnen wir mit dem Gewohnten: Einmal mehr entführen uns die beiden Väter Isnoguds in einen zauberhaften Orient und lassen uns ein ums andere Mal am ebenso vorhersehbaren wie jederzeit urkomischen Scheitern des geradezu tragisch-obsessiven Plans des Großwesirs, Kalif anstelle des Kalifen zu werden, teilhaben.
Kein Versuch, sich des gutmütigen Herrschers zu entledigen, trägt Früchte - sei es mittels des magischen Bestellkatalogs „Ottoquell“, dessen vollmundige Werbebotschaften richtig interpretiert werden wollen, eines verwunschenen Himmel-und-Hölle-Spiel, welches die Spieler in Kinder verwandelt, oder des Gesangs einer Sirene, der die Zuhörer in Statuen verzaubert.
Durch hintergründigen Humor, Wortwitz und viel Gespür für Situationskomik belegen sowohl Goscinny als auch Tabary hier, dass sie ganz in ihrem Element sind.
Für die One-Pager des dritten Albums, „Düstere Aussichten“, trifft das leider nicht zu. Nach dem Motto „Wenn ich [...] wäre ...“ lässt der Autor den Gernegroß Isnogud in unterschiedlichsten Ämtern und Funktionen - vom Arbeitsminister über den Energieminister bis hin zum Delegierten bei der UNO - sein verschlagenes Wesen ausleben.
Nicht nur, dass es der Mehrzahl der Strips schlichtweg an spritzigen, komischen Pointen bzw. am Timing fehlt und sie uninspiriert wirken, viele der dort getätigten Anspielungen beziehen sich auf vergangene (französische) Tagespolitik und sind somit alles andere als zeitlos oder problemlos verständlich.
Ähnlich traurig wirkt das Artwork dieses Teils des Sammelbandes: maximal sechs lieblos gestaltete Panels, denen es oft an exotischem Reiz und liebevollen Details mangelt, hinterlassen gerade im vorliegenden Großformat vor allem eins: ein Gefühl der Leere.
Dünn fällt auch diesmal der redaktionelle Teil aus. Auf nur vier Seiten entführt uns Horst Brenner einmal mehr in die publizistische Vergangenheit der Isnogud-Serie, wobei alleine auf Grund seiner Kürze der Artikel deutlich stringenter wirkt als gewohnt.
Fazit: zweimal hui, einmal pfui. Zwei Drittel grandiose, urkomische Comic-Kunst, ein Drittel müdes Einerlei. Dennoch: Wer auf leichten, hintergründigen Humor steht, kommt auch an Band Vier nicht vorbei.