Serie: Ehapa Comic Collection Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Die Abenteuer des kleinwüchsigen Antihelden mit der großen Nase und der unverwüstlichen Konstitution gehen weiter. Dieser zweite Sammelband der auf neun Bände angelegten Reihe enthält die Alben „Die infamen Streiche des Großwesirs Isnogud“ (Iznogoud l'infâme, 1969), „Isnoguds Sternstunden“ (Des astres pour Iznogoud, 1969) sowie „Die Zauberkiste“ (Iznogoud et l'ordinateur magique, 1970).
Die Versuche des hinterlistigen und skrupellosen Kerls mit dem Riesenego, den gutmütigen, vertrauensseligen und trägen Kalifen Bagdads, Harun al Pussah, aus dem Weg zu räumen, treiben einmal mehr bizarre Blüten: Dschinnis, Unglücksdiamanten, wahnsinnig machende Kopfbedeckungen, Raketen, Zauberkreide oder -kisten, - kurz und gut: Jedes Mittel ist Isnogud recht, um zum ersehnten Erfolg zu kommen und Kalif zu werden anstelle des Kalifen. So viele Versuche er jedoch wagt, so oft scheitert er, obgleich ihm sein loyaler Mietsklave Tunichgud hilfreich zur Seite steht, und sei es nur, dass er als erste Testperson für neu entdeckte Kalif-Beseitigungs-Methoden herhalten muss.
Auch wenn die Qualität der Geschichten mehr als im ersten Band schwankt und insbesondere zwei der Storys - „Der große Talisman des Kalifen“ und „Die geheimnisvolle Salbe“ - etwas uninspiriert daherkommen, so ist das Niveau insgesamt gerade für Geschichten, die immer dem selben Grundmuster folgen, dennoch erstaunlich hoch.
Dass Isnogud neben Lucky Luke, Asterix oder Gaston zu einem der großen Klassiker des frankobelgischen Comic-Humors avancierte, liegt zum einen an dem zeitlosen Wortwitz, der in Texten, Dialogen und Namen offenbar wird, zum anderen an den zahlreichen kulturellen und mythologischen Anspielungen, die Goscinny augenzwinkernd in seine Geschichten entweder einfach nur en passant einbaut oder um die herum er eine satirisch überzeichnete, größere Handlung entwickelt.
Das Artwork Tabarys ist nach wie vor hinreißend zauberhaft. Dem Künstler gelingt es scheinbar mühelos, Goscinnys skurrile Entwürfe in lebendige, quirlige Bilder voller orientalischem Zauber zu bannen. Die zum Teil deutlichen Unterschiede in der grafischen Ausformung der Figuren erklären sich - wie gehabt - dadurch, dass Geschichten aus unterschiedlichen Schaffensperioden ohne nachvollziehbare Begründung durcheinander veröffentlicht wurden.
Der redaktionelle Teil besteht aus einem dreiseitigen, wenig stringenten Artikel Horst Bremers über den Beginn der Isnogud-Zeitrechnung sowie 13 Seiten, auf denen Reprints der französischen Originalfassung der ersten beiden Kurzgeschichten zu bestaunen sind.
Fazit: Intelligenter Sprachwitz, hinreißende Situationskomik und schräge Typen in zeitlosen Geschichten. Kaufen! Lesen!