Serie: Die vierte Macht, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Mit „Insel D-7“ kehrt Gimenez zu den Anfängen der ersten Trilogie zurück, die auf dem Planeten Nebula Alpha mit der Jagd auf Mega, eine der Persönlichkeiten Gal Kenningtons, begann.
Noch immer - 10 Jahre nach dem großen Krieg und nach dem QB4-Fehlschlag - suchen Militärs beider Seiten - der terranischen Allianz sowie der Konföderation Krommion - zwar nicht mehr nach der ultimativen Waffe, sind jedoch ständig bemüht, ihr Arsenal auf den neuesten Stand zu bringen.
Zu diesem Zweck hat sich die Zentralregierung der Union einen perfiden Plan einfallen lassen: Auf dem Planeten Nebula Alpha, der nach Jahrhunderten des Kampfes kaum mehr als eine radioaktiv verseuchte Wüste ist, dürfen zwei Rüstungskonzerne die Schlagkraft ihrer Waffen in einem inszenierten Mini-Krieg unter Beweis stellen, auf dass der Sieger einen lukrativen Auftrag erhalte. Zwei bis an den Rand mit modernster Technologie angefüllte Raumkreuzer - die Freibeuter und die Feuerstrahl - sollen hierzu je eine kleine Armee aus Freiwilligen - Verbrechern und ehemaligen Kriegsgefangenen - auf dem Schlachtfeld absetzen. Um zu verhindern, dass die „Spieler“ desertieren oder die Spielregeln ignorieren, wurde jedem zuvor eine Sprengkapsel implantiert, die von einem Beobachtungssatelliten aus gezündet werden kann.
Während die Feuerstrahl unbehelligt landet, erleidet die Besatzung der Freibeuter ein tödliches Schicksal, dem nur einer aus ihren Reihen entkommt und das den Verdacht nahelegt, dass erstens eine dritte Partei in den Mini-Krieg eingegriffen hat und zweitens die Auftraggeber des Spektakels die Kontrolle verloren haben.
Nebula Alpha ist allerdings nicht nur der Austragungsort des perfiden Konfliktes, er ist auch das Versteck Gal Kenningtons, die glaubt, dass die radioaktive Strahlung der dortigen Zivilisationstrümmer ihre supramentalen Fähigkeiten kaschiert. Als Zuflucht hat sie sich die künstliche Insel D-7 ausgesucht, welche allerdings nicht unbewohnt ist: Der 10-jährige Rob, der über ähnlich starke supramentale Fähigkeiten wie sie selbst verfügt, sowie seine Mutter Miriam, die in einem kryogenischen Schlaf ruht und die ihren Geist auf Grund einer Erkrankung in den Zentralcomputer der Insel transferieren musste, führen dort - behütet von 1500 bionischen Wächtern - ein einsames Leben.
Als der Wettstreit der Konzerne die drei Menschen einholt, ist es fraglich, ob sie das Spiel überleben. Dass sie Partei ergreifen wird, steht für Gal jedoch außer Frage, denn an Bord der Feuerstrahl befindet sich ihr alter Freund Glenn Verlog.
Nach wie vor gelingt Gimenez' malerischem, kühlem Artwork die mitreißende, atmosphärisch intensive Visualisierung eines Hard- bzw. Military-SF-Hintergrundes, wobei allerdings die Stärke des Künstlers vor allem in der Darstellung des technischen Ambientes und weniger der Figuren liegt, welche oft ein wenig hölzern und emotionslos wirken.
Während künstlerisch alles beim positiven Alten geblieben ist, hat Gimenez in erzählerischer Hinsicht einen spürbaren Sprung nach vorne getan. Die Geschichte ist nunmehr im Vergleich zu den ersten Bänden stringent konstruiert und verliert sich nicht länger in zu vielen Nebenschauplätzen, welche es dem Leser unnötig schwer machten, die Orientierung zu behalten. Daher kann man jetzt die originellen SF-Elemente, die Prise Erotik und nicht zuletzt den alles in allem spannend inszenierten Plot genießen, ohne sich ständig zu fragen, ob man Handlung und Beziehungsgeflechte überhaupt im Sinne des Autors durchdrungen hat. Die einzige nennenswerte Schwäche ist an dieser Stelle somit nur noch die Distanz zwischen Leser und Protagonisten, denn selbst nach mittlerweile vier Bänden will man mit den Figuren partout nicht warm werden; ein Phänomen, das im Genre der harten, militärisch ausgerichteten Science Fiction allerdings nicht unüblich ist.
Der redaktionelle Teil des Comic-Albums erschöpft sich in sechs Seiten voller Skizzen aus Gimenez Werkstatt, bei denen man leider auf Grund fehlender Text-Beiträge spekulieren muss, nach welchen Kriterien sie ausgewählt wurden.
Fazit: Grafisch ein Augenschmaus, weiß „Insel D-7“ - im Gegensatz zu den ersten drei Bänden - auch in erzählerischer Hinsicht zu überzeugen.