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Reihe: Zwölf Wasser, Band 2
Eine Rezension von Christel Scheja |
E.L. Greiff eine in Kapstadt geborene und heute in den Niederlanden lebende junge Autorin gelang gleich mit dem ersten Band ihrer Trilogie „Zwölf Wasser“ einen Überraschungserfolg, weil sie „Zu den Anfängen“, zwar als High Fantasy anlegte, aber einen etwas anderen Hintergrund wählte. Nun setzt sie mit „In die Abgründe“ die Handlung fort. Alles beginnt damit, dass die Wasserstände sinken und Quellen plötzlich versiegen. Der Grund dafür ist weder offensichtlich noch leicht zu erkennen, aber die Folgen sind unübersehbar. Die Undae, weise und magiebegabte Frauen, die mit den Kräften der Natur und übernatürlichen Wesen Kontakt aufnehmen können und selbst die kleinsten Zeichen lesen, wissen, dass etwas in Gange geraten ist, was aufgehalten werden muss. Auf jeden fall dürfen sie nicht tatenlos zusehen. So machen sich drei Frauen aus ihrer Mitte auf, um herauszufinden, was eigentlich passiert und wer hinter den Entwicklungen steckt. Auf ihrer Reise finden sie schnell Gefährten, die ebenso Interesse daran haben, mehr zu erfahren, aber sie treffen auch auf Widerstände und Gefahren. Mittlerweile haben sie sich aufgeteilt. Utate und Kerstet wollen sich in Nord Kwothien eine Quelle ansehen, doch die Einheimischen machen es ihnen nicht leicht. Nicht viel besser sieht es bei Smirn und Marken aus, die erkennen müssen, dass gerade dieses Land kurz vor heftigen Auseinandersetzungen steht. Während Felt und Reva in den Schleierfeldern unterwegs sind, müssen sie sich immer mehr Sorgen um ihren Begleiter Babu machen, der körperlich und geistig immer mehr verfällt. In der Heimat, die Städten Pram und Agen spitzt sich derweil die Lage zu, weil die Menschen zunehmend in Panik geraten und der Obrigkeit als letztes Mittel nur noch Gewalt einfällt. Fünf voneinander getrennte Handlungsebenen ziehen sich durch das Buch, die scheinbar nicht viel miteinander zu tun haben, aber dennoch Teil des Ganzen sind. Jeder der Gruppen – drei um die Undae, die vierte um die ehemalige Ehefrau von Felt, die in Pram die Stellung hält und die Fünfte 8m den Gelehrten Helgend, der in und um Agen zu tun hat, erfährt Dinge, die nur auf eines hindeuten: Das Böse in Gestalt des Dämonen Aising ist im Begriff in die Welt zurück zu kehren – doch ist er der Auslöser und Drahtzieher oder nur ein Nutznießer. Die Inhalte erschließen sich allerdings nur langsam, da sich die Autorin Zeit nimmt, die Figuren in Ruhe in den neuen Kulturen agieren zu lassen. Die Abenteuer werden von vielen alltäglichen Momenten unterbrochen, die Interaktion zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern nimmt einiges an Raum ein. Daher ist die Spannung auch eher durchschnittlich – die Handlung schreitet durch die vielen ausführlichen Szenen eher gemächlich voran, und es gibt so auch keine wirklichen Höhepunkte, nur Antworten, die gleich weitere Fragen aufwerfen. Durch die Vielzahl der Figuren werden nur wenige Helden ausgearbeitet. Ausgerechnet die Undae bleiben sehr blass und sind kaum vorstellbar, wohingegen Feld und Marten, Estrid und Helgend eher Raum bekommen, um sich zu entfalten und entwickeln. Immerhin überzeugt die Autorin durch eine in sich stimmige Atmosphäre. Die Magie ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung und nicht nur Selbstzweck oder Werkzeug, die Geheimnisse werden erst enthüllt, wenn man auf sie aufmerksam und neugierig gemacht wurde. Ein richtiges Ende gibt es nicht, ebenso sollte man den ersten Band gelesen haben, um alles verstehen zu können, denn eine Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse gibt es leider nicht. Alles in allem erweist sich „In die Abgründe“ als solider Mittelband der „Zwölf Wasser“-Serie. Von der Geschichte angesprochen werden vermutlich Leser, die sorgfältig ausgestaltete Welten und Kulturen mögen, viel Interaktion zwischen den Figuren und magische Geheimnisse. Nur sollte man nicht all zu viel Spannung und Dramatik oder gar Action erwarten, dazu wird die Geschichte viel zu ruhig erzählt.