Serie: Die Drachenkämpferin, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Nihal hat einen Traum: Sie will Kriegerin werden. Für ein 15-jähriges Mädchen ist dies ein sehr extremer Wunsch, und obwohl in der Ferne seit einigen Jahren ein unerbittlicher Krieg tobt, verschwendet in ihrer Heimat Salazar kaum jemand einen Gedanken daran. Ihr Vater jedoch lebt vom Krieg, denn er ist Waffenschmied. Er fertigt ihr einen kunstvollen Dolch an und andere Jugendliche fordern sie immer wieder heraus, um die Waffe zu gewinnen, doch es ist der Zauberlehrling Sennar, der ihr am Ende die Waffe mit einem Trick streitig macht. Nihal ist entschlossen, dass ihr so etwas nie wieder passiert, und als sie erfährt, dass ihre Tante Soana die mächtigste Zaubererin in Salazar ist, bricht sie auf, um ihre Schülerin zu werden. Dort jedoch erwartet sie eine Überraschung, denn deren einziger Schüler ist Sennar. Nihal gelingt es zwar, als Schülerin akzeptiert zu werden, doch ihre Talente liegen eindeutig im Kampf. Als der Krieg doch nach Salazar kommt und ihr Vater vor Nihals Augen von eindringenden Fammin-Kriegern erschlagen wird, müssen beide mit Soana fliehen. Ein Drachenritter nimmt sich Nihals an und schult sie, doch ihre unglaubliche Gewandtheit lässt ihre Herkunft erahnen: Nihal ist die letzte Überlebende des Volkes der Halbelfen. Die Fammin löschten alle im Auftrag ihres Herren aus. Von Hass auf den Feind getrieben, der ihr so viel genommen hat, bringt nun nichts Nihal davon ab, eine Drachenkämpferin zu werden.
Die Geschichte, das ist offensichtlich, strotzt von Fantasy-Klischees. Dennoch verwundert es mich, dass mir die Lektüre des Romans so gut gefallen hat. Licia Troisis Stil ist sehr flüssig und der Roman liest sich wunderbar. Die Geschichte weißt keinerlei Längen auf, was sich schon in der Tatsache ausdrückt, dass insgesamt 5 Jahre vergehen und Nihal am Ende eine erwachsene Frau ist. Es sind die Protagonisten, Nihal in ihrer sehr zornigen, sturen Art und Sennar, der Zauberlehrling mit einer großen Zukunft, die den Roman lesenswert machen. Der Jugendroman - das Buch ist definitiv nichts anderes - versteht zu unterhalten, obwohl nichts Neues geboten wird. Wenn man den Verlagsangaben Glauben schenken mag, dann ist die Autorin Licia Troisi Italiens Antwort auf Joanne K. Rowling und Christopher Paolini. Tatsächlich legt der Erfolg der Trilogie diesen Schluss nahe und Leser, die an Eragon Gefallen fanden, sind mit diesem Buch nicht schlecht beraten. Doch dies sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Autorin hier und da manchmal den Bogen überspannte und zu viel ihrer Heldin zuschrieb. So besiegt Nihal, um als Drachenkämpferin ausgebildet zu werden, zehn Kämpfer in Folge - allesamt Elite-Rekruten am Ende ihrer Ausbildung. Aber es gibt auch sehr schöne Szenen am Ende des Romans, als Nihal mit ihrem Zorn nicht mehr zurecht kommt und gezwungen wird, ihren Frieden mit sich selbst zu finden. Solche Szenen hoben den Roman aus dem Mittelmaß heraus und machten das Lesen zum lohnenswerten Zeitvertreib.
Fazit: gediegene Fantasy-Unterhaltung, die sich durchaus weiter von gängigen Klischees hätte entfernen können, aber durchaus zu unterhalten verstand.
7 von 10 Punkten