| Serie: Die Drachenkämpferin, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Licia Troisi, 1980 in Rom geboren, hat nach dem Abitur Astrophysik studiert und arbeitet derzeit als Museumsführerin in der Astrophysik-Abteilung des Römischen Observatoriums. An der Drachenkämpferin-Saga arbeitete sie knapp zwei Jahre, bevor sie das Manuskript unverlangt bei einem großen italienischen Verlag einreichte. Nur wenige Monate später wurde der erste Band veröffentlicht.
Die Drachenkämpferin ist der Auftakt einer Trilogie, deren erster Band, Im Land des Windes, jetzt auf Deutsch erschien. Die Erzählung um die Halbelfe Nihal ist für alle Altersgruppen geeignet. Aber es ist eindeutig ein Jugendbuch, da die einsame Heldin gerade mal fünfzehn Jahre alt ist. Der Beginn von Nihals Abenteuer fällt mit dem Angriff der Fammin zusammen. Die Fammin sind die Kreaturen des jüngsten Magiers, der je in den Rat aufgenommen wurde. Als er sein Ziel erreichte, ernannte er sich zum Herrscher, und seither erobert er Land um Land. Nihal muss aus der Stadt fliehen und mitansehen, wie ihr Vater, der Waffenschmied, stirbt. Nihal will eigentlich Kriegerin werden, doch auch Magie ist eine bezaubernde Sache, zumal Nihal gerade erst von einem zauberkundigen Jungen besiegt wurde. Erst bei der Schwester ihres Vaters, einer Magierin, erfährt sie, dass sie eine junge Halbelfe ist, die einen Angriff der Fammin überlebte, während ihr Volk ausgelöscht wurde. Der ehemalige Magier geht seit dreißig Jahren mit seinen Eroberungswünschen nicht gerade friedlich um. Die Fammin sind grausam, brutal, hinterhältig und ermorden ohne Unterschied Männer, Frauen und Kinder. Die Horden überfallen Salazar. Nur Nihal kann fliehen, mit einem Kristallschwert, das ihr Stiefvater extra für sie schmiedete. Die Fammin-Horden greifen auch den Bannwald an. Damit sind auch die kleinen Freunde von Nihal, die Kobolde, in Gefahr. Die kleine Gruppe flieht. Nihal will ihrer Berufung folgen, Kriegerin und Drachenreiterin zu werden. Also ersucht sie um Aufnahme in den Kriegerorden. Sie wäre die erste Frau, also weigert sich der Vorsteher so lange wie möglich. Letztlich gibt er nach unter einer Bedingung: Nihal muss ganz allein gegen zehn Männer kämpfen, die kurz vor der Aufnahme als Ritter stehen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war die Handlung ja noch ganz gut. Allerdings konnte Nihal reiten, ohne je auf einem Pferd gesessen zu haben. Der Kampf gegen die zehn Männer ist auch sehr übertrieben. Eine unausgebildete Kämpferin gegen zehn? Sie schafft den Kampf, hat aber ihre Probleme. Sie ist unbeliebt, wird härter rangenommen als ihre Mitschüler und muss die unangenehmsten Aufgaben ausführen. Nihal nimmt während der Ausbildung aber auch keine Rücksicht auf sich selbst. Sie ist getrieben vom Hass gegen die Fammin und deren Herrscher. Erst ihr direkter Ausbilder als Drachenreiter erkennt ihr Problem und stellt Nihal vor die Wahl: Entweder sie kommt mit sich selbst ins Reine, und das möglichst schnell, oder sie kann den Traum, Drachritterin zu werden, sofort aufgeben.
Das letztere scheint der Fall zu sein. Zumindest versucht uns die Italienerin Licia Troisi dies mit der gängigen Fantasy-Kost schmackhaft zu machen. Viel zu viele Klischees enthält der Roman. Rachefeldzug gegen einen Tyrannen, den Verlust von Familie, Volk und Identität. Damit einhergehend ein ständiges Misstrauen gegenüber jedem und allem. Frau Troisi erzählt uns eine der üblichen Questen, die aber nicht in einem unwiederbringlichen und heroischen Sieg endet. Die sympathische Heldin liegt ihr sehr am Herzen, und daher wird sie sehr gut geschildert, zumindest dort, wo es darum geht, sie als Drachenreiterin vorzustellen. Andererseits schwächelt Troisi in der Beschreibung, beziehungsweise wird sehr langatmig mit ständigen Wiederholungen. Wir sehen meist eine gefühlskalte Heldin, die nur an sich und ihr Ziel denkt, an anderer Stelle finden wir eine freundliche Person, die als junges Mädchen handelt und nichts anderes zu sein scheint. Licia Troisi gelingt dieser Spagat zweier so unterschiedlicher Seelen in einer Brust ausnehmend gut. Weil Nihal jedem, dem sie sich zuwendet, nur Unglück und Tod bringt, will sie lieber für sich bleiben. Notfalls sogar alleine gegen den Tyrannen kämpfen. Diese gefühlsmäßige Vereinsamung und der Zwiespalt, den Nihal dadurch erfährt, ist es, der die Hauptperson so sympathisch erscheinen lässt.