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Titel: Der Hexenspiegel
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt einen altertümlich wirkenden, zersprungenen Spiegel, in dem man einen Teil eines menschlichen Gesichts (hauptsächlich die Augen) erkennen kann. Ein interessantes Cover mit deutlichem Bezug zum Inhalt des Buches – allerdings keines, das mich wirklich begeistern konnte.
Alles beginnt mit einem geheimnisvollen Amulett, das Ellys Arbeitgeber für eine mysteriöse Dame duplizieren soll – eine Arbeit, die stets bei verhüllten Spiegeln durchgeführt werden soll. Als eines der spiegelbedeckenden Tücher verrutscht, nimmt das Unglück seinen Lauf. Das Amulett wird gestohlen, der Körper ihres Arbeitgebers von eines der Wesen aus dem Spiegel besetzt. Und die Pläne des Diebes verheißen noch weitaus Schrecklicheres.
Elly ist eine ziemlich typische Jugendliche, heimlich verliebt in den tollsten Typ der Schule, der natürlich bereits eine gutaussehende Freundin hat. Selbiger wünscht Elly allerhand böses, nur um dann ebenso wie ihre Mitschülerinnen überaus erschreckt zu sein, als tatsächlich etwas passiert. Eine kleine Anekdote aus ihrer Kindheit klärt den Leser schnell darüber auf, dass dies kein Einzelfall war und macht sehr offensichtlich deutlich, dass Elly nicht so normal ist, wie es zunächst scheint. Bei der kleinen Anekdote und dem Vorfall an sich bleibt es dann aber auch. Abgesehen von dem Schmuckladen in dem Elly arbeitet und ihrer Faszination für Steine und Schmuck erfährt man nicht viel über die Protagonistin, ihre Familie oder Freunde. Selbst von Ellys bester Freundin Mareike erfährt man gar nichts – und im weiteren Verlauf des Buches verliert sie sogar völlig an Bedeutung (so sie denn je welche hatte). Mit dem Diebstahl des Amuletts rücken neue Figuren in den Vordergrund: Die Junghexe Ruby und der mysteriöse, aber süße unbekannte Neue der Schule. Spätestens jetzt war für mich zumindest der Beziehungsplot ziemlich vorhersehbar – und auch der Zickenkrieg zwischen Ruby und Elly war zwar recht amüsant, aber nicht wirklich überraschend. Insgesamt fehlt es aber sämtlichen Figuren (inklusive der Hauptperson) deutlich an Tiefe.
Der Plot selbst ist nicht unbedingt außergewöhnlich, dafür recht unterhaltsam: An der Seite der Heldin gilt es, das Schmuckstück wiederzubeschaffen und das Eindringen weiterer Wesen aus der Spiegelwelt zu verhindern. Nebenbei erkennt Elly die Nützlichkeit von dunkler Magie, um ihren Schwarm (oder auch andere) zu beeindrucken oder wie man mit Outfittips von der erfahrenen Junghexe und kleinen magischen Tricks sogar Modeshowtauglich wird. Die Teilnahme an selbiger ist für die Vereitelung des Plans nämlich obligatorisch – und lässt vermuten, dass die Geschichte eher für die junge weibliche Leserschaft geschrieben wurde.
Es gibt aber auch einige Aspekte, die mich durchaus begeistern konnten: Zum einen diverse Kleinigkeiten, wie ein durch ein plötzlichen Magieschub fliegendes Buch oder ein Blick in den Spiegel, der die Auswirkungen eines Fluches optisch sehr deutlich zu vermitteln weiß, zum anderen Geschichte und Hintergründe für das, was hinter den Spiegeln lauert. Letzteres ist ziemlich gut und wirklich atmosphärisch beschrieben.
Mit Susanne Rauchhaus "Die Messertänzerin” kann “Der Hexenspiegel” bei weitem nicht mithalten. Gerade für Vielleser ist die Geschichte – trotz kleiner Überraschungen und Abwechslungen – viel zu vorhersehbar und die Figuren eindeutig zu flach. Schlecht würde ich die Geschichte dennoch nicht nennen, sie versteht es durchaus zu unterhalten – und einige der Aspekte sind wirklich gut gelungen. Insgesamt richtet sich das Buch damit wohl eher an jüngere Leserinnen, die damit sicherlich ein paar schöne Lesestunden verbringen können.