|
Titel: Schatten der Vergangenheit
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nach exakt 21 Heften wurde „Savage Hawkman“ im Juli 2013 von DC quasi in den Lokus entsorgt (die Gründe lässt der vorliegenden Sammelband erahnen). Damit teilt Katar Hol aka Carter Hall aka Hawkman das Los anderer im Zuge des 52'er-Relaunches erweckter- bzw. wiederentdeckter Helden. Der vorliegende Sammelband enthält nicht nur neben der Null-Nummer – nomen est omen - die abschließenden 8 Hefte der Serie, sondern auch zwei Cross Over - Green Arrow #14 und Deathstroke #14, wobei letztere Reihe (verständlicherweise) ebenfalls nach 21 Ausgaben ein Ende bereitet wurde. Die Story, die aus Rob Liebfelds Feder stammt, also der eines Mannes, der insbesondere in zeichnerischer Hinsicht ehedem dem Genre den Todesstoß zu versetzen suchte, ist so simpel, wie Liebfelds Figuren einst physiognomisch fehlproportioniert und/oder – Epileptikern gleich – in abstruse Protektoren gehüllt waren:
Die thanagarische Prinzessin Shayera ist mit einer kleinen Armee auf die Erde gekommen, um ihren Ex-Geliebten Katar Hol, den sie für den Tod ihres Bruders, Corsar, verantwortlich macht, zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht zuletzt dank Green Arrows Unterstützung, der etwas dagegen hat, dass Außerirdische seine Stadt zum Schlachtfeld erkoren haben, gelingt es Hawkman, die Gefahr für Leib und Leben abzuwehren, obgleich zunächst Deathstroke auf Shayeras Seite kämpft. Allerdings hat der Söldner andere Motive als das Kopfgeld, das auf Hawkman ausgesetzt ist, denn er möchte lediglich mehr über die NTH-Rüstung erfahren, die er selbst trägt; Deathstrokes Thanagarer-Liebe geht sogar soweit, dass er Hawkman zur Seite steht, als Shayeras Mannen einen neuen Angriff starten; doch auch er kann nicht verhindern, dass Carter Hall in Gefangenschaft gerät, da die pösen Puben seine irdische Freundin als Druckmittel benutzen. Ein bisschen Folter hier, ein bisschen Quälerei dort und die auch für Shayera unerwartete Rückkehr ihres tot geglaubten Bruders Corsar bringen neuen Schwung in Beziehungskisten und Kloppereien.
Was ursprünglich als Relaunch eines altgedienten Helden gedacht war, endet – man kann es kaum anders bezeichnen – in einem Desaster: auch nach 21 Heften kommt nicht nur der Hauptprotagonist als unnahbares, humorloses, hölzern gezeichnetes Abziehbild eines Machos mit NTH-Eiern daher, der markige Krieger-Sprüche absondert und ansonsten so sympathisch wirkt wie ein Furunkel am Arsch des Universums, sondern die gesamte Serien- und Heft-Dramaturgie hat bestenfalls die Qualität einer drittklassigen Seifenoper, ist ohne Verve, ohne Eloquenz, ohne eigenständige Ideen, angefüllt mit dumpfester Action und getragen von (Neben-)Figuren, die selbst als Pappkameraden überfordert wirken.
Kaschiert werden soll das Nichts an Handlung und der Mangel an Tiefe in jeglicher Hinsicht durch ein überdynamisches Artwork, das in Perspektiven und Schnitt an Video-Collagen erinnert, das zwar die heroische bzw. pathetische Pose – gerne auch in ganzseitiger Darstellung – als Mittel zum Zweck erkoren hat, das jedoch mit seinen sich in Bewegungen und Formen auflösenden, überladenen Bildern visuell langweilig und breiig wirkt, weil dem Auge Ruhepunkte und größere Kontraste fehlen.
Fazit:
Erzählerisch in der Fokussierung auf Dumpfbacken-Action und charakterliches Nichts ein regelrechter GAU, künstlerisch überdynamischer Bilder-Brei, dem eine nervige Videoclip-Ästhetik innewohnt. Für mich zusammen mit Green Arrow die bis dato und mit Abstand schwächste Serie des 52'er-Relaunches.