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Titel: Zeit der Finsternis
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Hawkman gehört seit seinem „Golden Age“-Debüt im Jahre 1940 in „Flash Comics #1“ zu den Charakteren, die mehrere Inkarnationen durchgemacht haben und die damit exemplarisch für die Unstetigkeit – ja Unübersichtlichkeit - des DC-Multiversums stehen. Im Rahmen des „The New 52“-Relaunchs, der unter anderem auch das Inkarnations- und Welten-Chaos zumindest abmildern und neuen Lesern einen Zugang zu immer komplexer gewordenen Story- und Timelines eröffnen sollte, ging DC zu den 1940'er-Wurzeln des Charakters zurück, und lässt ihn erneut – und nicht zum ersten Mal - durch Carter Hall, einen angesehenen Kryptologen und Historiker, verkörpern. Der vorliegende Sammelband enthält den kompletten ersten Jahrgang der Serie „Savage Hawkman“ des Jahres 2011, deren Einstellung mit Heft Nummer 20 mittlerweile von DC bekanntgegeben wurde – um es vorwegzunehmen: nicht überraschend, wenn man diese ersten 12 Hefte zum Maßstab nimmt.
Carter Halls Versuch, sich seiner Rüstung aus NTH-Metall zu entledigen und dadurch sein Hawkman-Alter-Ego metaphorisch zu Grabe zu tragen, scheitert. Stattdessen findet er sich schon bald in einem Kampf mit dem außerirdischen Wesen Morphicus wieder, das ihm nicht nur gewachsen, sondern deutlich überlegen ist. Die erste Schlacht verliert Hawkman, die zweite findet auf einem „Schlachtfeld“ statt, das der skrupellose Dr. Kane beherrscht, der die Fähigkeiten Morphicus' für seine düsteren Zwecke ausbeuten will. Auch diesmal steht Carters Alter Ego am Rande einer Niederlage, bis er Hilfe von unerwarteter Seite erhält. In der zweiten Geschichte versucht der „Gentleman-Geist“ Jim Craddock mittels des Leichengestirns in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Zwar findet Hawkman als erster das Artefakt in einem alten Grab, aber als er es in den Händen hält, erwachen ringsherum die Toten. Überwältigt von der bloßen Anzahl ist der Held nicht in der Lage, zu verhindern, dass Craddock sich das Leichengestirn aneignet. In weiteren Storys muss sich Hawkman mit Gestaltwandlern rumschlagen oder in einer obskuren Arena kämpfen.
Beginnen wir mit dem Positiven, dem Artwork! Auch wenn es in Hinblick auf Zeichenduktus, Detailgrad und Koloration entsprechend den beteiligten Künstlern deutliche Unterschiede gibt und auch wenn die Non-Metallic-Metal-Umsetzung der Hawkman-Rüstung insbesondere im ersten Handlungsbogen eher schwächlich ausfällt, so strahlen die tendenziell malerische Koloration, der dynamische Strich sowie das Spiel mit Tiefe und Verschattungen eine große visuelle Lebendigkeit aus.
Bedauerlicherweise lässt sich Ähnliches nicht über die Storys sagen! Vollkommen uninspiriert und konventionell, vorhersehbar in der Dramaturgie, voller schwacher bzw. schwach eingeführter „Monster of the Week“-Antagonisten und einem Protagonisten, dessen Motive vordergründig daherkommen und dessen Selbstmitleid rätselhaft bleibt, strahlt die Handlung vor allem Langeweile und Lustlosigkeit aus. Keine selbstironischen Reflexionen, keine Dialoge voller Esprit und Intelligenz erhellen die Düsternis der Handlung. So hat man Comic-Geschichten vor 30 Jahren erzählt, heute locken solche zusammenhangslosen Storys mit schwachen, vordergründigen Charakteren keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.
Fazit:
Artwork hui, Story(s) pfui! Dröge Dramaturgie, platte Plots und charismafreie Charaktere sind soweit von einem Wow-Effekt entfernt wie der Großflughafen Berlin-Brandenburg von seiner Inbetriebnahme.