Titel: Kampf um Queen Industries Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Seit nunmehr über sieben Dekaden schwingt sich DC's „Robin Hood“-Version mit „Errol Flynn“-Coolness in grünen Spandex-Hosen durch zahllose Serien, als Gaststar wie als Protagonist mehrerer eigener Reihen. Dass ein solch comic-historisch bedeutsamer Held beim „The New 52“-Relaunch des DC-Universum nicht einfach hinten runterfallen durfte, leuchtet jedem Comic-Fan genauso ein, wie die erneute Neuerfindung des Charakters, denn Comic-Fans wissen, dass jeder altgediente Held durch dieses Tal der Tränen muss und in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen im Sinne des Zeitgeistes aufgepimpt wird. Auch den Green Arrow traf diese Los in der Vergangenheit das eine oder andere Mal, sodass auch die aktuelle Version nicht die letzte sein wird … glücklicherweise.
Uns Ollie Queen ist kaum dem Teenager-Alter entwachsen und erster blonder Flaum sprießt auf seinen milchigen Wangen, als er als neureicher Erbe des multinationalen Konzerns Queen Industries beschließt, seinem Müßiggänger- und Playboy-Leben etwas Würze dadurch zu verleihen, dass der fürderhin in seiner Freizeit mittels eines Bogens und allerlei Hi-Tech-Equipment den Pösen Puben die Leviten liest.
Zwar vernachlässigt er dadurch seine konzerninternen Pflichten – wie immer die auch aussehen –, darf sich jedoch dafür mit wirklich bösen Schurken rumärgern, die andere – echte - Helden bestenfalls als skurril, eher jedoch als putzig, betrachteten: zunächst erledigt er ein Team von jugendlichen Übeltätern, die sich für ihre Gewalttaten in sozialen Netzwerken von einer riesigen Communtiy feiern lassen, dann bringt er eine – Zitat! - Ninja-Psycho-Schlampe und ihren hochtoxischen Partner zur Strecke, nur um anschließend einem Typen namens Leer in die Hände zu fallen, der nicht nur drei genetisch aufgepeppte Töchter – Drillinge – sein eigen nennt, sondern er auch noch am Erbgut polarer Fauna rumpfuscht. Ein Kampf mit einem robinhoodnesken Gaunerpärchen und einem chinesischen Magnaten, der Queen Industries in seinen Fänge bekommen will runden das Elend ab.
Mein Gott! Green Arrow hat schon einige Inkarnationen durchgemacht, von denen die eindringlichsten sicherlich jene mit einer harten Grim'n'gritty-Attitüde waren, in denen ein gebrochener Held rücksichtslos die Grenzen zum Vigilantismus überschritt. Und nun das: ein gelangweilter und langweiliger Milchbubi ohne nennenswerte vorbildfähige Charaktereigenschaften fuchtelt mit seinem Männerspielzeugen und kämpft sich durch unspannende, zusammenhangslose Storys, deren Plot-Löcher größer sind als Chuquicamata und die vor Antagonisten strotzen, die ob ihrer Lächerlichkeit und Vordergründigkeit allenfalls verständnislose Kopfschütteln hervorrufen.
So mies die Geschichten, so zwiespältig das Artwork: in großen Teilen wird zwar guter amerikanischer Mainstream geboten – dynamisch, kontrastreich und von visueller Tiefe -, aber es existieren eben auch jene Hefte, für die Harvey Montecillo Tolibao verantwortlich zeichnet und deren animehafte Visualisierung des Helden Oliver Queen nicht nur noch windelnäher erscheinen lässt, sondern die sämtlichen Protagonisten kajalumwölkte Augenpartien und damit ein höchstes Maß an Lächerlichkeit verleiht.
Fazit: Die bedauernswerte Demontage einer ehemals interessanten Comic-Figur; Jugendwahn, gruseliges Storytelling und ein durchwachsenes Artwork machen den neuen Green Arrow zweifelsohne zu einem der schwächsten Titel des „The New 52“-Relaunches.