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Titel: Blutrecht
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
"Falcio ist der Anführer der Greatcoats. In der Kunst des Kampfes ebenso geschult wie im Gesetz des Reiches Tristia, ziehen die Greatcoats als reisende Gesetz-eshüter durchs Land, um Gerech-tigkeit zu bringen und das Wort des Königs zu verbreiten. Sie sind Helden. Oder vielmehr waren sie es, bis sie tatenlos zusahen, wie die dunklen Herzöge von Tristia das Königreich übernahmen und den Kopf des Königs auf einen Pfahl spießten. Nun bewegt sich Tristia am Rande des Untergangs, und die Barbaren an den Grenzen warten nur darauf, ins Land einzufallen. Die Herzöge regieren mit Willkür und Chaos, und die Greatcoats sind weit verstreut, gebrandmarkt als Verräter, Diebe und Mörder. Ihren legendären Uniformen sind nur noch Fetzen, die an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnern. Alles, was ihnen geblieben ist, ist ein letztes Versprechen, dass sie ihrem getöteten König gaben. Das Versprechen, eine letzte Mission zu erfüllen. Doch wenn sie damit Erfolg haben wollen, müssen sie sich wieder vereinen – oder miterleben, wie die Welt um sie herum in Feuer untergeht ..." (Klappentext)
Die Geschichte spielt im mittelalterlich anmutenden Land Tristia. König Paenis hatte eine Art Polizei, die ihren Namen von ihrer Kleidung herleiten. Bei einem Greatcoat handelt es sich um einen schweren Ledermantel, der zur Abwehr von Hieben und Stichen mit Einlegeplättchen verstärkt ist. Zudem ist er sehr günstig geschnitten und verfügt über sehr viele Taschen. An diese Männer, die ähnlich wie Musketiere pflichtbewusst, ehrenhaft und loyal handeln, konnte sich jeder im Land wenden, wenn es darum ging, Recht im Namen des Königs zu sprechen.
Bevor der König starb, liess er die Männer kommen, versorgte jeden mit einem Auftrag und entliess sie wieder an ihre Arbeit. Mit dem Tod des Königs rissen die Herzöge die Macht an sich. Da es keinen legitimen Nachfolger in direkter Blutlinie gibt, schalten und walten die Herzöge nach ihrem Gutdünken. Die erste Tat war jedoch, die Gemeinschaft der Greatcoats aufzulösen. Somit konnte niemand mehr auf Recht durch den König pochen.
Im Mittelpunkt steht Falcio val Mond, der gemeinsam mit Kest, dem besten Fechter der Greatcoats und Brasti, einem sehr guten Bogenschützen unterwegs ist. Falcio ist flink im Denken und ebenso flink mit seinem Degen. Brasti ist der Meister des Bogens und auch Kesten hat seine Stärken mit dem Degen. Die drei schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch, halten sich aber ansonsten an die Vorgaben und Prinzipen des verstorbenen Königs. Die drei gehen mit ihrem lockeren Umgangston sehr freundschaftlich miteinander um. Die Dialoge zwischen ihnen sind witzig, ironisch, sarkastisch und das hat die Handlung sehr gelockert. Es gilt, den Auftrag des verstorbenen Königs auszuführen, der da heisst, nach den Edelsteinen, Charoiten genannt, zu suchen. Nur ist nicht ganz klar, wieviele Edelsteine oder ob die Edelsteine selbst gemeint sind oder ist es eine Umschreibung für etwas anders.
Ihr neuster Auftrag endet völlig anders als erwartet, denn Lord Tremondi, den sich beschützen sollten, wird getötet.und Falcio, Kest und Brasti befinden sich auf der Flucht, da sie als Mörderclique beschuldigt werden. Ihnen ist schnell klar, man will ihnen den Mord anhängen. Um nicht den Kopf für andere hinhalten zu müssen, gilt es, die Stadt zu verlassen und sich auf den Weg nach Süden zu machen. Im Süden des Landes soll Gerüchten zufolge die Charoite aufzufinden seien. Daher versuchen sich die drei Freunde einer Karawane anschliessen. Auf ihrer Flucht in den Süden werden sie in weitere Intrigen und Ränkespiele verwickelt. Die Gefahren, in die sie immer wieder geraten kosten ihnen fast das Leben.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Falcio val Mond erzählt. Falcio erzählt aus seiner Sicht, dass er zu den Greatcoats gehört, jene perfekt ausgebildeten Frauen und Männer, die für den König als reisende Gesetzeshüter unterwegs waren. Als solche führen sie die Gesetze des Königs in dessen Namen und Auftrag aus. Über die Männer und Frauen des Königs erhält der Leser interessante Informationen. So geht es um Recht und Ordnung und welche Regeln sie selbst beachten müssen, welche Waffen sie benutzen, welche sozialen Strukturen bestehen etc.
Die Erzählung spielt in der Gegenwart von Falcio, immer wieder von Rückblicken in die Vergangenheit begleitet. Diese beziehen sich auf seine Kindheit und Jugend genauso, wie an die nahe Vergangenheit, als vor fünf Jahren König Paenis ermordet wurde. Daraus ergibt sich eine interessante, persönlich gefärbte Sicht auf die Vorkommnisse, sowie einen Eindruck, inwieweit Falcio selbst darin verwickelt war. Da den Greatcoats eine Mitschuld am Tod des Königs angelastet wird, werden sie durchaus offen verachtet und finden nur wenige Helfer, und kaum Freunde. Durch die Art der Welt, mit ihren Schwertkämpfen und Duellen ist sie oft grausam und blutig. Aber nie so, dass diese Kämpfe in Flüsse aus Blut enden.
Der erste Teil der Greatcoats-Chroniken ist eine Geschichte, die mit Herzblut und Pflichtgefühl, Spannung und vielen überraschenden Wendungen und Enthül-lungen aufwartet. Die Welt kennt man nicht von Beginn an, so dass hier auch der Entdecker im Leser angesprochen wird. Und wer Fantasy nur mit dem Einsatz von Magie gleichsetzt, ist hier verkehrt. Denn es ist in der Tat eher eine mittelalterliche Welt, die durchaus mit der Zeit der Musketiere unserer Welt gleichgesetzt werden kann.
Das Titelbild ist sehr gut gelungen und sehr ansprechend. Aber auch von der Art her bekannt.