Titel: Geheimnisvolle Bibliotheken Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Den Einband von “Geheimnisvolle Bibliotheken” ziert ein Cover, das sicherlich jeden Bücherliebhaber zu einem zweiten Blick verleihen wird: Ein schmaler dunkler Gang, dessen Wände von Regalen gesäumt werden. Am Boden kann man zwei aufgeschlagene Bücher entdecken und wer genau hinschaut, kann drei Paar leuchtenden Augen in der Dunkelheit entdecken – ein kleiner Hinweis auf die zum Teil doch sehr düsteren Geschichten, die in dem Buch stecken.
Wie Titel und Cover schon verraten sind es Geschichten über Bibliotheken, die “Geheimnisvolle Bibliotheken” mit Worten (und Bildern) füllen. Eines haben alle diese Bibliotheken gemeinsam: Sie sind nicht im Geringsten gewöhnlich …
Schon im Vorwort verrät Carolin Gmyrek, dass es finstere Bibliotheken sind, von denen sie erzählen. Bibliotheken, in denen so mancher verschwindet und nie wieder auftaucht. Bibliotheken, die einen zum Fürchten verleiten. Schon die erste Geschichte stellt diese Furcht bildlich da, handelt es sich doch bei “Ohne Worte” von Stefanie Hammes um eine von drei Graphic Novels im Buch, die jede für sich vollständig ohne Worte auskommt.
Die meisten der Geschichten sind ziemlich düster – und das nicht nur wegen der schlechten Beleuchtung und Kälte in den bücherbergenden Räumen, es sind Geschichten, die nicht nur von Büchern, sondern auch von Wahnsinn und Tod erzählen. Geschichten, die nicht wirklich in mein Beuteschema passen, mich aber dennoch gut unterhalten haben. Einige haben mich sogar trotz des Gruselfaktors faszinieren können, so zum Beispiel Christian von Asters “Zwei Kisten Weisheit”, eine Geschichte über eine Bibliothek, die vollkommen ohne Bücher auskommt. Und auch Susanne Haberlands “Ein Schatz von unermesslichen Wert” hat mir trotz der untoten Hauptpersonen ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert.
Wirklich genossen habe ich vor allem die weniger (bis überhaupt nicht) gruseligen Geschichten: Die Staubquasten und Engerlingsschnüffler aus Serena Hiranos Geschichte würde ich wirklich gerne mal mit eigenen Augen sehen. Und die Bibliothek, die “Das Herz des Theaters” aus Fabienne Sigmunds Geschichte ausmacht, ist sicherlich auch einen zweiten oder dritten Besuch wert. Charlotte Erpenbeck zeigt dem Leser, wie wichtig die Arbeit eines Bibliothekars ist – und das man ihn besser öfter besuchen sollte. Nicht, dass sich noch ein Frostdämon in der Bibliothek einnistet. Mein persönliches Highlight war allerdings “Die Bibliothek von Bärbel” von Olaf Lahayne. Hat nicht jeder Leser schon einmal davon geträumt, wie die Protagonistin das Flüstern der Bücher tatsächlich zu hören? Eine deutlich besserer Kontakt jedenfalls als der mit den Geistern der Schreiberlinge, zumindest, wenn man der Geschichte von Karsten Klein-Ihrler Glauben schenkt.
Faszinierend ist sicherlich jede der Geschichten, für mich persönlich war die Sammlung allerdings deutlich zu düster. Buchliebhaber der dunkleren Literatur werden ganz sicher ihrer Freude daran haben, aber auch für die Leser weniger gruseliger Fantasyromane sind einige Schmankerl dabei. Einen Blick hinein ist das Buch allemal wert.