Titel: Gebannt. Unter fremdem Himmel Eine Rezension von Sonja Buddensiek |
Ein Stechen tief in seiner Nase ließ ihn hochschauen. Der Äther hatte inzwischen die Form eines kolossalen Strudels angenommen. Der Sturm stand dicht bevor und würde hart zuschlagen.
Perry ließ das Messer in seine Scheide zurückgleiten. Als er einen unterdrückten Schrei hörte, blieb ihm fast das Herz stehen.
Aria.
Inhalt:
Aria lebt seit ihrer Geburt in Reverie, einer Biosphäre, da die Außenwelt bedroht wird von bedrohlichen Ätherstürmen, die die Erde verbrennen. Doch eines Tages wird sie nach einer gefährlichen Aktion in die Wildnis verstoßen, damit sie nicht erzählen kann, was passiert ist. Gerettet wird sie von Perry, einem Außenseiter, "Barbaren", wie sie ihn nennt. Er ist auf der Suche nach einem entführten Neffen und kennt sich aus. Gemeinsam wollen die beiden Kontakt zu Arias Mutter aufnehmen - und auf der Reise kommen sich die beiden langsam näher. Doch dort draußen lauern schreckliche Dinge...
Buchaufmachung:
Die Gestaltung des Covers ist sehr schön und auffällig gelungen, vor allem das grün-weiß brennende "A"mit den daraus wachsenden Blumen und Blättern gefällt mir sehr. Natürlich ist auch das obligatorische Mädchengesicht zu sehen, das ich hier etwas seltsam finde, weil es sozusagen aus dem A herausschaut - meiner Meinung nach sieht das unfreiwillig komisch aus...
Unter dem schönen, glatten Umschlag, ist ein ebenso glattes Buch zu finden, das noch einmal das Mädchengesicht aufweist, das so aber deutlich besser aussieht.
Meine Meinung:
Von "Gebannt: Unter fremdem Himmel" hat man schon im Vorfeld viel gehört, hauptsächlich Positives. Die Dystopie klang für mich nicht wahnsinnig originell, aber spannend - genau das ist sie auch und dabei auch noch weitaus überraschender als gedacht.
Das Werk hat einen spannenden Einstieg und bleibt auch den Rest der Zeit weitestgehend auf diesem Level. Aria und ein paar Freunde brechen in einen gesicherten Trakt ein, was zu einem Feuer und einer Katastrophe führt, die nur ein unbekannter Retter für sie abwenden kann - danach allerdings wird sie verbannt. In der Wildnis trifft sie eben jenen jungen Mann wieder, Perry, und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu einem Freund dessen, der helfen soll, in Kontakt mit Arias Mutter zu kommen. Doch auf dem Weg begegnen sich nicht nur giftigen Beeren und Kannibalen, sondern sie entdecken auch Gefühle füreinander...
Die Geschichte wird abwechselnd aus Arias und Perrys Sicht erzählt, wobei ich letztere die meiste Zeit über interessanter fand. Perry ist ein Witterer und kann sowohl Gerüche als auch Stimmungen wahrnehmen, was die Autorin hier total interessant umsetzt. Er ist anfangs eher wortkarg und meist übel gelaunt, entwickelt sich aber im Laufe des Buches zu einem sympathischen, liebenswürdigen Charakter. Dabei ist er in keiner Weise wie die üblichen männlichen Helden: Mit Narben, barschen Worten und einer krummen Nase verkörpert er nicht unbedingt das Schönheitsideal, hat aber eindeutig etwas. Aria dagegen ist anfangs eher das nette Plappermäulchen und wird erst nach und nach zu einer starken, mutigen jungen Frau, der man gern in ihren Erzählungen folgt.
Über das Leben sowohl bei Perrys Stamm, den Tiden, als auch in Arias Biosphäre erfährt man im Laufe der Geschichte immer wieder eingestreut interessante Details, die sich so zusammenfügen wie zu einem Puzzle. Dadurch, dass diese Aspekte nicht von vornherein klar sind, bleibt die Spannung erhalten, weil immer wieder ein "Aha!"-Effekt einsetzt. Die Handlung besteht hauptsächlich aus Wanderungen durch die Wildnis - weswegen man auch keinen wirklich großen Einblick in die Gefühlswelt der Nebenfiguren erhält -, diese sind aber sehr fesselnd durch die Gefahren, in die sich die beiden immer wieder begeben [müssen]. Dabei kommt auch die Liebesgeschichte nicht zu kurz: War ich anfangs eher skeptisch, erfreute ich mich doch bald der Zuneigung der beiden, denn sie sind ein wirklich niedliches Paar.
Zum Ende hin nimmt die Spannung noch zu, es gibt wilde Hetzjagden, Kämpfe und scheinbar ausweglose Situationen. Natürlich schaffen sie es meistens unbeschadet da hinaus, dennoch werden diese Szenen nicht langweilig. Man merkt, wie die Gefühle der beiden immer stärker werden, während sie sich der Ausweglosigkeit der Situation bewusst sind. Einen wirklichen Showdown gibt es dann unerwarteterweise nicht, eher ein langsames Aufheizen für den nächsten Teil. Eine Sache wird allerdings überraschend noch aufgedeckt, mit der sogar ich nicht gerechnet hätte - obwohl ich sonst immer schon von vorherein Bescheid weiß. Das machte das Werk für mich zu einem sehr gelungenen Auftakt einer neuen Trilogie.
Fazit:
"Gebannt: Unter fremdem Himmel" ist von der Grundstory her nichts wirklich Neues, kann aber mit interessanten Aspekten und Details sowie einem sympathischen, sich weiter entwickelnden Paar, punkten. Die Spannung ist die meiste Zeit über da und auch die Dramatik lässt nicht zu wünschen übrig. Aufgrund der recht spärlichen Charakterisierung der Nebenfiguren gibt es allerdings nicht die volle Punktzahl. 4,5 Punkte - Lesenswert!