Reihe: Für Immer Trilogie, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Sandy Härtling |
Der Plot…
Die sechzehnjährige Amerikanerin Cole verbringt mit ihrer Schwester Kat und ihrem Vater die Ferien im weit entfernten London. Sie genießt den Trip aus vollen Zügen, hat jedoch immer wieder das Gefühl, schon einmal an verborgenen Orten Londons gewesen zu sein. Ein Déjà-vus? Nein, dazu fühlen sich all die Bilder vor Coles innerem Auge viel zu realistisch an. Während einer Besichtigung am London Tower fühlt sie sich nicht nur zunehmend unwohl, sondern wird von unheimlichen Visionen heimgesucht die es ihr schwer machen, Traum und Realität voneinander zu trennen. So denkt sie wahrhaftig, dass sie plötzlich einer vor über 500 Jahren zurückliegenden Enthauptung beiwohnt. Emotionen wie Angst, Trauer und Furcht überwältigen sie. Cole glaubt den Verstand zu verlieren und fällt in Ohnmacht.
Als sie erwacht liegt sie in den Armen eines jungen Mannes namens Griffon. Es folgt ein kurzes Beisammensein mit aufkeimenden Gefühlen auf Coles Seite. Danach trennen sich ihre Wege und Cole glaubt, eine Chance verpasst zu haben. Doch kurze Zeit nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt San Francisco, steht der mysteriöse Griffon plötzlich vor Cole. Zufall oder Schicksal? Cole ist sich da nicht sicher, insbesondere weil er auf sie zunehmend vertrauter wirkt als möglich. Nicht unbegründet, denn Griffon offenbart ihr zu spüren, was in Cole vorgeht. Er erzählt ihr von Menschen, die mehrere Leben über Jahrhunderte hinweg leben und sich an jedes dieser Leben erinnern. Er erzählt ihr, dass er einer dieser Menschen ist und diese Fähigkeiten auch in Cole erwachen. Doch kann sie dem Mann, der große Gefühle in ihr erweckt, wirklich trauen? Woher kommt die Gefahr, auf die Griffon sie aufmerksam macht, in Wahrheit wirklich?
Meiner Ansicht nach…
Das Thema Reinkarnation hat mich schon immer interessiert. Das Gefühl, man war schon einmal an einem bestimmten Ort – obwohl wir wissen, dass es nicht sein kann – beflügelt die Fantasie. Stell dir vor, man fühlt etwas Besonderes während man einen Ort oder eine Person zum ersten Mal erblickt. Ein Gefühl, welches tiefer sitzt und nicht nur als Déjà-vu abgetan werden kann. Der Gedanke, dass wir nicht nur schon mehrmals gelebt haben sondern uns an jedes Detail dieser Leben erinnern, ist ungeheuer faszinierend.
Aus diesem Grund war ich auf “Für immer die Seele” (engl. Titel “Transcendence”) sehr neugierig. Ich bin Themen, die noch nicht zu sehr auf dem (Jugend)Buchmarkt ausgeschlachtet worden sind, gegenüber offen. C. J. Omololu hat mit dem Ursprung der Akhet – Menschen, die immer wieder geboren werden und sich an ihre vergangenen Leben erinnern – Einfallsreichtum bewiesen. Sie hat für mich überwiegend gut die Welt der Akhet erklärt. Mit Voranschreiten der Geschichte sind natürlich Fragen aufgekommen, die nicht alle für mich geklärt werden konnten. Es handelt sich jedoch um einen Auftakt, bei dem Klärungsbedarf erst in den Folgebänden nötig ist. Schließlich soll das Dynamit nicht gleich am Anfang in voller Menge verschossen werden.
Zum Aufbau der Geschichte hatte ich während des Lesens gemischte Gefühle. Der Beginn des Buches (die ersten ca. 50 Seiten) las sich sehr vielversprechend. Hauptfigur Nicole (Spitzname ist Cole) verbringt ihre Sommerferien im fernen London. Ein Schauplatz, den ich immer gern in Büchern sehe. Cole empfand ich zunächst als etwas blass, was sich im Verlauf noch ändern konnte.
Aus der Ich-Perspektive lässt Protagonistin Cole an der Besichtigung durch den Londoner Tower, welchen sie mit ihrer Schwester Kat besucht, teilhaben. Die Atmosphäre in der sie sich umgibt, nahm mich angenehm schnell für sich ein. Die erste Vision ereilt sowohl Cole als auch den Leser sehr schnell. Die Bilder sind überwältigend und reichen zurück in eine Zeit vor hunderten von Jahren. Ich sah Frauen in üppigen Kleidern, Männer mit Gehstock und Zylindern auf Kutschen sitzen. Das alte London zu Jack the Ripper-Zeiten. Wahnsinn!
Coles Visionen sind jedoch sehr kurzweilig und reißen sie sehr schnell wieder zurück in die Gegenwart. Und dort liegt sie plötzlich einem attraktiven, dunklen Mann namens Griffon in den Armen. Ich freute mich schon sehr darauf mehr über diesen mysteriösen Typen zu erfahren. Doch Griffon verschwindet genauso schnell, wie sich das Setting änderte. Kurze Zeit nach dem seltsamen Zusammentreffen der beiden, waren Coles Ferien bereits vorbei und sie war wieder Zuhause in San Francisco. Das empfand ich als sehr schade, da sich im Laufe der Handlung immer wieder Fragen auftun, welche ich gerne in der englischen Metropole auf den Grund gegangen wäre. Meine Hoffnung ist daher, dass London auch in der Fortsetzung als Kulisse dienen wird.
Es interessierte mich aber auch in die Welt der Amerikanerin Cole zu blicken. Die Autorin schildert sehr bildlich Coles Leben in San Francisco. Und es stellt sich heraus, dass Cole als Cellistin eine große Karriere prophezeit wird. Ein Wunderkind mit einer übereifrigen Mutter im Nacken. Das war etwas gewöhnungsbedürftig. Ich begegnete Cole als unsicheres Mädchen, welches sich lieber brav ihrem Cello widmet als mit Freunden abends wegzugehen.
Doch mit Griffons Erscheinen in San Francisco ändert sich das schlagartig. Die Romantik nahm eine größere Rolle ein. Mit Griffons Erscheinen jedoch folgen wieder vermehrt Visionen und zunehmende Verunsicherung bei Cole. Da kommt es nicht überraschend, als Griffon ihr sein Geheimnis offenbart und ihr erklärt, was es mit ihren Visionen auf sich hat.
Für mich waren einige Szenen und Figuren im Buch vorhersehbar. Es hätte auch nicht geschadet, wenn man nicht schon vorab weiß, dass Griffon etwas entscheidendes verbirgt. Das trübte mein Bild auf ihn von Anfang an. Die Spannungsteile gefielen mir äußerst gut, waren aber etwas zu unausgeglichen auf die Buchseiten verteilt. Die Fortsetzung interessiert mich sehr, weil ich Coles Entwicklung sehen möchte. Natürlich gibt es zum Ende hin einen Aspekt, der für einigen Tumult sorgen könnte. Und ich möchte unbedingt mehr über die Akhet erfahren.
Dieser Auftakt erzählt das ungewöhnliche Leben bzw. die ungewöhnlichen Leben eines Mädchens. Gespickt wird die tolle Idee mit Romantik und Spannung. Ich bin sicher, dass Leser aus der Zielgruppe 13 bis 16 Jahre ihre Freude an dieser romantischen fantastisch angehauchten Geschichte haben werden.
Das Grafik-Team des Verlags hat sich bei der Covergestaltung sehr viel Mühe gegeben. Es ist wunderschön. Mit dem Plot hat es jedoch nichts zu tun. Es ist einfach nur schön anzuschauen.
Fazit…
Die Autorin hat sich mit “Für immer die Seele” an etwas neues, noch unangetastetes herangewagt. Die Idee der Akhet wurde von C. J. Omololu bemerkenswert gut umgesetzt und faszinierte mich. Die Figuren wirkten auf mich, trotz ihrer interessanten Seiten, in diesem Auftakt leider noch etwas blass um die Nase. Nichtsdestotrotz haben sie sehr viel Potenzial, aufgrund ihrer Vergangenheit(en), sich in der Fortsetzung zu entfalten. Die Visionen Coles aus ihren anderen Leben, waren für mich das Aufregendste und regten meine Fantasie an. Für die Fortsetzung wünsche ich mir, dass die Spannung besser über die gesamte Buchlänge verteilt wird. Ich gebe dem Für immer-Auftakt gute 3,5 Bewertungspunkte.