Serie / Zyklus: Alien-Earth-Trilogie Eine Besprechung / Rezension von Alfred Kruse |
Die Aliens kämpfen sowohl gegen die Menschen als auch untereinander. Am Ende gelingt ihnen die Invasion: Die Erde gehört nicht mehr den Menschen. Nach zwei Teilen, die einem nicht wirklich gefallen haben, erwartet man bestenfalls einen mittelmäßigen Abschluß der Alien-Earth-Trilogie. Stattdessen legt Frank Borsch hier einen nahezu ausgereiften, kraftvollen Roman vor, derartig spannend und dynamisch geschrieben, dass man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Aber beginnen wir beim Anfang: Voreingenommen durch die ersten beiden Bände, fiel mir sofort auf, dass auf Seite 35 das Datum etwa ein Jahrhundert zu früh angegeben ist - ansonsten war die Idee, die Protagonisten und ihre aktuelle Situation als Risiko-Parteien darzustellen, mehr als gelungen. Auffallend an den ersten hundert Seiten ist die unglaubliche Dynamik, die Frank Borsch hier zum Leser transportiert. Man fiebert förmlich mit den (vielen verschiedenen) Protagonisten mit, will unbedingt wissen, wie die Entwicklung weitergeht. Allerdings zeigt sich hier auch eines der Mankos der ersten beiden Teile: zu viele Protagonisten, zu viele Handlungsstränge, zu viele (gleichzeitige) Entwicklungen. Diese Vielfalt bleibt auch den gesamten Roman über bestehen, konterkariert bis zu einem gewissem Grad die Dynamik der Geschichte. Auch entsteht der Eindruck, dass die Zusammenführungen der Handlungsstränge in der zweiten Hälfte des Romans zu sehr gewollt sind, zu stark ist das Feeling eines "Deus ex machina".
Gelungen ist die Erzählung der Entwicklung von Seelenspringern und Seelenbewahrern. Wenn auch das Nicht-menschliche der Aliens nicht wirklich rüberkommt, gelingt dem Autor doch die faszinierende Darstellung einer exotischen Gesellschaft/Evolution. Der "Sense of Wonder", den man in den ersten beiden Teilen so schmerzhaft vermisst, wird hier mit einer Macht dargestellt, dass man sich fragt, ob hier wirklich derselbe Autor schreibt.
Auch im dritten Teil ist nicht jeder Abschnitt gelungen, so zieht sich der Tod von Diane zäh über mehrere Kapitel hin. Der tiefere Sinn dieses Romanteils ist mir entgangen, ich habe ihn als langweilig und irrelevant empfunden. Dies ist aber der einzige Abschnitt aus "Phase 3", der mir überhaupt nicht gefallen hat. Mir kommt es vor, als hätte Frank Borsch hier ein sauberes und kritisches Lektorat gefehlt, ein Manko, das mir auch bereits den Lesepaß von "Phase 1" und "Phase 2" vergällt hat. Im Hinblick auf die Klasse dieses dritten Teils wünsche ich mir eine komplette Überarbeitung der Trilogie, das Ergebnis könnte durchaus mehr als bemerkenswert sein.
Fazit: insgesamt ein Top-Roman mit kleinen Längen, ein mehr als gelungener Abschluss. Frank Borsch überrascht hier mit einer großartigen Geschichte, einer gelungenen Konzeption und beweist einmal mehr seine Fähigkeiten als "Story-Teller". Die Spannung ist derartig mitreißend, die Qualtät des Romans so hoch, dass dieser dritte Teil die Mängel der ersten beiden "Alien Earth" - Romane vergessen lässt. Mich zumindest hat Frank Borsch damit überzeugt: Ich werde mir zukünftig auch jede andere Neuerscheinung dieses Autors besorgen.