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Titel: Eis und Dampf
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist ein echter Blickfang: Ein Rahmen aus Metallstreben umgibt den ebenfalls metallernen Titel, “Eis und Dampf”. Während das “Eis” im Titel von Raureif (oder auch Eis) überzogen ist, glüht das “Dampf” in feurigem Rot und wird von Dampfschwaden durchzogen. Hinter dem Rahmen kann man zwei Luftschiffe sowie den Eifelturm vor hellblauem (und eisigen) Hintergrund erkennen. Ein Cover, das von Eis durchzogenen Steampunk verspricht.
Und in “Eis und Dampf” wird es sowohl steampunkig als auch eisig, je nachdem, wo in der Welt von “Die zerbrochene Puppe” die einzelnen mehr oder weniger langen Geschichten spielen. Geschichten von dunklen Hinterhöfen, eisigen Wäldern, Luftschiffen und Luftpiraten, die den Leser bis in die entlegensten Winkel dieser Welt und sogar darüber hinaus führen – auch wenn die meisten Geschichten in Europa spielen.
Einige der Geschichten schaffen eine ziemlich düstere, fast gruselige Atmosphäre, die tatsächlich sogar das Ende der Geschichte überdauern könnte. Andere wiederum gehen fast schon glücklich aus – oder lassen den Leser zumindest mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Hauptperson zurück. Samanða aus “Das Auge des Sturmes” würde ich eine solche gönnen und am liebsten würde ich mich in einer weiteren Geschichte von Stefan Schweikert auch selbst davon überzeugen. Andere Protagonisten und Orte muss ich allerdings nicht unbedingt wiedertreffen, gerade die finsteren Winkel dieser Welt müssen für mich nicht weiter beleuchtet werden.
Mein Favorit der Sammlung führt den Leser nach Ägypten: “Das Ægyptische Axiom” ist eine wirklich gelungene Mischung aus althergebrachten Mumiengeschichten, Steampunkt und einem Hauch von Indiana Jones – und es hat tatsächlich ein Happy End. Am Anfang ist die Geschichte ein wenig zäh, dran bleiben lohnt sich hier aber in jedem Fall.
Ziemlich amüsiert haben mich vor allem “Der Gipfel” und “Honig mit Hindernissen”. Erstere wegen des amüsanten Schreibstils und dem inneren Dialog der Hauptperson, letztere wegen des ziemlich untypischen Helden: Ein dicker, süßkramliebender und auch wenig bewegungsfauler Luftpirat, der in dieser Geschichte tatsächlich eine Kaufmannstochter vor einem böswilligen Konkurrenten rettet.
Es sind allerdings nicht nur die Geschichten, die zu fesseln verstehen, sondern auch das Setting mit seinen vielen kleinen mechanischen Wunderwerken, wie das “Tourbillion” in der gleichnamigen Geschichte, der “Otori-Propeller” in “Japanische Stille” oder der kleine mechanische Vogel in seiner Nebenrolle in “Totenliebe”.
Mir hat die Anthologie trotz ihrer zum Teil doch sehr düsteren Geschichten wirklich fasziniert. Die vielen Facetten der Steampunk-Welt, die unterschiedlichen Figuren und Orte haben auch mein Interesse geweckt – und wüsste ich, dass “Die zerbrochene Puppe” glücklich endet, würde ich mich fast sofort ans Lesen machen – so denke ich zumindest darüber nach.
“Feuer und Dampf” ist damit eine gute Gelegenheit, in die Welt von “Die zerbrochene Puppe” hinein zu schnuppern, aber auch für Leser selbige sehr interessant, ihnen hat die Anthologie ein Wiedersehen mit alten Bekannten und sogar den ein oder anderen fehlenden Hintergrund zu bieten. Demnach also ein Buch für alle Steampunk-Fans und diejenigen, die es werden wollen.