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Titel: Eine Welt ohne Superman
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Superman ist tot! Gefallen im Kampf gegen Doomsday!
Auch wenn es viele seiner Wegbegleiter –Helden wie Normalsterbliche –zunächst nicht wahrhaben wollen, so holt sie spätestens die feierliche Trauerprozession und das monumentale Denkmal, das zu Ehren des gefallenen Helden errichtet wird, in die Realität zurück. Und es dauert nicht lange, bis die Folgen des Verlustes offenbar werden: während die Eltern den Verlust des Ziehsohnes betrauern und Menschen wie Louis Lane oder Dan Turpin versuchen, den Tod eines Freundes auf ihre Art zu verarbeiten, reiben sich Verbrecher wie Lex Luthor die Hände. Gerade jenen Schurken, der in der Öffentlichkeit die Maske eines Wohltäters trägt, erfüllt der Tod seines Erzfeindes geradezu mit Hass, da er selbst nicht das zu Ende bringen konnte, was er unzählige Male versucht hat: die Ermordung seines ewigen Gegenspielers. Dadurch fallen die Zweifel an Supermans Ableben auch auf fruchtbaren Boden, als der Leichnam aus seiner Gruft verschwindet, gestohlen auf Anweisung Mr. Westfields, der als stellvertretender Leiter des Projektes Cadmus nichts unversucht lassen will, Superman zu klonen, so wie er es beispielsweise mit Golden Guardian und Dubbilex schon zuvor getan hat.
Zwar findet Superman nicht zuletzt dank des Eingreifens und der Fürsprache des Guardians schlussendlich seine letzte Ruhestätte, doch der Schein trügt einmal mehr, denn erneut verschwindet der Tote, diesmal jedoch spurlos. Dafür tauchen, kurz nachdem Pa Kent in Smallville ein Nahtoderlebnis mit der Vision eines lebendigen Sohnes hatte, vier Helden mit sehr unterschiedlicher Erscheinung, die sich selbst entweder als wiedererweckter Superman bezeichnen, oder sich zumindest in seiner unmittelbare Nachfolge sehen.
Und so zweifelhaft ihre Identität auch ist, ihr Auftauchen ist ein Geschenk des Himmels, denn ohne Schutz von Superman feiert das Verbrechen wahre Orgien, denen Ersatzhelden wie Gangbuster kaum Herr werden.
Einer der umfangreichsten und aufsehenerregendsten Superman-Sagas geht in die zweite Runde wobei dieser zweite Akt des Dramas die Serien-übergreifende Storyline „Funeral for a friend“sowie den Oneshot „The Legacy of Superman“umfasst.
So umfangreich sich dieser Akt gestaltet, so geschwätzig, behäbig und bräsig kommt er daher. Nicht nur, dass zahlreiche Protagonisten, Haupt- und Nebenfiguren für ein deutlich unübersichtliches Setting sorgen, in dem mehrere hellrosa Handlungsfäden ein nur mühsam zu entwirrendes Knäuel bilden, nicht nur, dass die Autoren unerfreulich viel Augenmerk auf langatmiges, privates Kleinklein legen, sondern das Ganze wird auch noch mit grässlichem, schmalzigen. messianischem Pathos –im Großen wie im Kleinen –an den Mann gebracht. Besonders enttäuschend ist dabei, dass sich zwischen der ganzen Weinerlichkeit und dem nervigen Wehklagen die Autoren kaum der Figur „Superman“nähern, dem Leser quasi post mortem keine neuen Einsichten oder Perspektiven auf diese Ikone der Popkultur eröffnen. Im Grunde bleibt Superman sogar im Tod derselbe, persönlichkeitsreduzierte Langeweiler und Spießer, der er in großen Teilen der Comic-Geschichte gewesen ist.
Künstlerisch bietet der Sammelband ebenfalls jenen 80'er-/90'er-Mainstream, den man von „Superman“erwarten darf: ein klarer, straighter Duktus sowohl in grafischer Hinsicht, als auch im Seitenlayout und der Panelgestaltung sowie der Koloration, bei dem das visuell Aufregendste - alleine wegen ihres Formats - die eingestreuten Splash Pages sind.
Fazit: Deutlich zu lang, deutlich zu pathetisch, nur mäßig spannend und atmosphärisch kaum fesselnd. Ein Comic-Sammelband nur für Hardcore-Supie-Fans.