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Titel: Drizzt – Die Saga vom Dunkelelf Sammelband 1
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Mit dem Dunkelelfen Drizzt Do’Urden hat der us-amerikanische Autor R. A. Salvatore 1990 eine Ikone des Rollenspiel-Romans und der Sword & Sorcery erschaffen, die weit über Kreise eingefleischter „Dungeon & Dragons“-Fans hinaus Bekanntheit erlangt hat und deren Abenteuer regelmäßig auf der New York Times Bestsellerliste landen.
Der vorliegende Sammelband enthält in einer Neuauflage die vollständige Comic-Adaption der Roman-Trilogie - „The Dark Elf Trilogy“: „Homeland“, „Exile“ und „Sojourn“ -, welche wurde zuvor schon in drei Tradepaperbacks ab 2006 bei Panini erschienen sind. Für die erzählerische Umsetzung zeichnet Andrew Dabb verantwortlich, der aktuell Episoden für die TV-Show „Supernatural“ verfasst, während der zeichnerische Part Tim Seeley obliegt, für den diese Arbeit bei Devil's Due Publishing den Durchbruch im Comic-Geschäft markierte.
Als dritt geborenen Sohn erwartet den kleinen Drizzt in der matriarchalischen Gesellschaft der unterirdisch lebenden chaotisch-bösen Dunkelelfen – der Drow – das Schicksal eines Opfers für die Spinnengöttin Lolth. Ein glücklicher Zufall und eines Bruders Tod zur rechten Zeit lässt jedoch den kleinen Drow in der Erbfolge nach oben rutschen, sodass seine Opferung nicht länger zweckdienlich ist. Verbringt er die ersten Jahre noch unter der Knute seiner Schwester Vierna, so beginnt er ab seinem sechzehnten Geburtstag seine Ausbildung beim berühmtesten Schwertmeister seiner Heimatstadt Menzoberranzan, Zaknafein. Drizzt Do'Urdens überragendes Talent und sein reines Wesen wecken schon bald den Argwohn seines bösartigen Familein-Clans, sodass die Frauen beschließen seinen Willen zu brechen und ihn zu korrumpieren, indem sie ihn dem strengen Regiment der Akademie der Kämpfer – Melee-Magthere – unterwerfen. Hier jedoch wachsen lediglich die Abneigung und der Hass des jungen Drow gegenüber dem bösartigen Weg, den sein Volk eingeschlagen hat, ein Weg gesäumt von Verrat, Intrigen, Folter und Mord.
Schließlich verlässt Drizzt seine mörderische Spezies, um in in Begleitung seiner magischen Gefährtin, der Pantherin Guenhwyar, die dunklen Tiefen des Unterreichs zu durchstreifen. Kurz bevor ihn die Einsamkeit in den Wahnsinn zu treiben droht, findet er in der Heimstatt der guten Tiefengnome, der Svirfnebli, freundliche Aufnahme, obgleich ihre Völker eine alte Todfeindschaft verbindet. In Belwar Dissengub, dessen Leben er einst rettete findet Drizzt sogar einen treuen Freund, der ihn auch begleitet, als er gezwungen ist, die Stadt Blindgenstein zu verlassen, da seine Mutter, die den Abtrünnigen auch noch nach Jahren zur Rechenschaft ziehen will, gleichermaßen mächtige wie gnadenlosen Jäger auf seine Spur setzte, die zur einer Gefahr für die freundlichen Tiefengnome werden könnten.
Nachdem Drizzt und Belwar gemeinsam einige Abenteuer im Unterreich bestritten haben, verlässt der Drow endgültig das Unterreich, um mit Guenhwyar unter der Sonne Faerûns ein neues Leben zu beginnen, ein Leben voller Wunder, aber auch voller Gefahren, denn die Drow sind –nicht grundlos - von den Völkern der Oberwelt gehasst und gefürchtet. Dennoch findet der Dunkelelf nach einem harten Winter einen Mentor, den alten, blinden menschlichen Waldläufer Montolio, der Drizzt die Lehre der Göttin Mielikki nahebringt und ihm damit den Weg des Waldläufers weist, dem er in Zukunft folgen soll und der ihn zum Zwerg Bruenor Heldenhammer und dessen menschlicher Adoptivtochter Catti-brie führt.
Kennt man die Romane Salvatores, so wird einem relativ rasch positiv die Werknähe von Dabbs Comic-Adaption ins Auge fallen: sämtliche wichtigen Zusammenhängen und Beziehungs-Konstellationen werden gewürdigt, wobei lediglich einige Zwischentöne –und hier insbesondere die Innenansichten und Reflexionen der Charaktere –verloren gehen. Ansonsten bietet die Story spannende, abwechslungsreiche Sword & Sorcery mit vielschichtigen Figuren –allen voran natürlich Drizzt –in einem einzigartigen Setting.
Das klassische angelegte Artwork Seeleys –und hier habe ich seit der Erstveröffentlichung ich im Laufe der Jahre meine Meinung revidiert –überzeugt trotz kleinere Schwächen in Bezug auf Dynamik und Figurendarstellung durch Klarheit in Mimiken, Gesten und Posen sowie damit durch seinen narrativen Gehalt, der dem Geist der Romane relativ nahekommt.
Fazit: Wer auf Sword & Sorcery steht, der kommt an diesem fetten Sammelband mit seiner gefälligen, spannenden Geschichte und den markanten Protagonisten nicht vorbei.