Zyklus: Dungeons & Dragons – Die Neverwinter-Erzählungen Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
R.A. Salvatores Romane um den Dunkelelfen Drizzt, die in der „Dungeons & Dragons“-Kampagnenwelt der „Vergessenen Reiche“ angesiedelt sind, begeistern seid mehr als zwei Dekaden Jung und Alt und schaffen es regelmäßig auf amerikanische Bestseller-Listen, wobei auch das deutsche Fandom seit den ersten, 1992 im Goldmann Verlag veröffentlichten (Teil)Romanen jedem neuen Band regelrecht entgegenfiebert.
Seit Panini die ersten Tradepaperbacks über die „Vergessenen Reiche“ veröffentlichte, ist es zwischenzeitlich still um den Dunkelelfen und seine heldenhaften Freunde geworden – der siebte Band mit dem Titel „Das Vermächtnis“ erschien vor über vier Jahren. Nun kehrt der Drow mit den violetten Augen zwar nicht mit einem Paukenschlag, so aber doch mit einem Abenteuer zurück, in dem zum einen die alten Handlungsfäden radikal abgeschnitten wurden, indem es chronologisch nach dem Tod seiner ehemaligen Freunde und damit nach dem ersten Roman des „Neverwinter“Zyklus' - „Gauntlgrym“; dt. bei Blanvalet – spielt, und das zum anderen von Salvatore exklusiv für Umsetzung in einer „Graphic Novel“ verfasst wurde.
Im Gegensatz zu seinem König Bruenor hat der Schlachtenwüter Pwent, der in einen mörderischen Stachel- und Nietenpanzer gehüllte Zwerg, die Schlacht um Gauntlgrym überlebt. Doch der loyale Gefolgsmann des gefallenen Königs hat sich verändert, denn der Biss des Vampirs Dor'Crae hat ihn selbst in einen Vampir verwandelt, ein untotes Geschöpf, das nunmehr die Sonne fürchten muss und das von einem stetig wachsenden Blutdurst getrieben wird. Mit seinem Schicksal hadernd macht sich Pwent auf die Suche nach dem, der ihm das angetan hat, nicht ahnend, dass der geisterhafte Dor'Crae und dessen chaotisch-böse Meisterin, Valinda Schattenmantel, versuchen, ihn so zu manipulieren, dass er zu einem willfährigen Werkzeug des Bösen wird. Doch noch widersteht der Zwerg den Einflüsterungen der Kreaturen und dem Drang, seinen Blutdurst an Menschen zu stillen, sondern mäht stattdessen Goblins nieder, die in der Gegend lagern.
Als Drizzt und Dahlia, die im Auftrag des Magistrats von Niewinter in den Wäldern um die Stadt ebenfalls Goblins jagen, die zerstückelten Leichen der Feinde finden, geraten sie nicht nur in einen Disput darüber, ob das Blutbad das Werk eines Schlachtenwüters oder eines Vampirs sei, sondern beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Schon bald finden die beiden Pwent, der offensichtlich kurz davor steht, ein augenscheinlich unschuldiges Mädchen zu ermorden. Den vereinten Kräften von Drizzt, Dahlia und dem magischen Panther Guenhwyvar hat der Untote schließlich nichts entgegenzusetzen, ergibt sich in sein Schicksal und bittet seinen ehemaligen Freund, ihm ein gnädiges Ende zu bereiten. Doch kurz bevor der Dunkelelf den Schlachtenwüter erlösen kann, greift der Geist Dor'Craes in das Geschehen ein.
Auch wenn die vorliegende Geschichte von vornherein als eine den Niewinter-Zyklus ergänzende Graphic Novel konzipiert ist, so ist sie zwar auch ohne Vorkenntnis der aktuellen Romane verständlich, setzt aber ansonsten ein generelles Wissen um die Zusammenhänge und Figuren voraus, da in der Story selbst nur wenig erklärt wird. Unterm Strich werden sich daher nur Fans des Settings angesprochen fühlen, wobei die wiederum wenig Neues erleben und erfahren, weil der Autor ganz auf die für ihn typische einfache, questorientierte Action setzt und letztlich keinen neuen, originellen Beitrag zum aktuellen Roman-Geschehen leistet. Als Figuren bleiben Drizzt und Dahlia vollkommen konturlos, während Pwent als vampirischer Schlachtenwüter grundsätzlich einiges Entwicklungs- und Spannungspotenzial aufweist, das jedoch zugunsten vordergründigen Pathos' oder stereotyper Plattitüden nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wird. Die Hoffnung jedenfalls, mit Pwent die Geburt eines ähnlichen interessanten, zerrissenen Charakters wie des „Ravenloft“-Vampirelfen Jander Sonnenstern mitzuerleben, ist zumindest nach diesem Comic fürs Erste gestorben.
Das Artwork Padillas ist klarer, glatter, vergleichsweise texturarmer Mainstream, der zwar insgesamt äußerst dynamisch angelegt ist, der aber eher zum Überfliegen verleitet, als dass er das Auge zum Verweilen einlädt. Insofern stellt es die angemessene Fortsetzung der glatten Geschichte mit künstlerischen Mitteln dar.
Als kleines Schmankerl finden Rollenspieler im Anhang ein siebenseitiges Stufe-1-Abenteuer, das allerdings keinen wirklichen Unterhaltungswert bietet und allenfalls vollkommen Neulingen und Nur-Lesern einen kleinen, sehr, sehr vagen Eindruck davon vermittelt, worum es bei „Pen & Paper“-Rollenspielen geht.
Fazit: Eine actionlastige Episode im Kontext des „Niewinter“-Roman-Zyklus', in der wegen der Vorhersehbarkeit der Handlung, der schwachen Figuren und des durchschnittlichen Artworks zu keinem Zeitpunkt Spannung aufkommen will.