Titel: Die zerborstene Klinge Eine Rezension von Christel Scheja |
Kelly McCullogh ist der Sohn zweiter Hippies und wuchs so recht frei auf. Später besuchte er eine Schauspielschule und arbeitete eine ganze Weile als Improvisationskünstler, bevor er anfing zu schreiben. Heute lebt er mit seiner Frau Laura und einigen Katzen in den USA. „Die zerborstene Klinge“ ist der erste Roman, der von ihm auf Deutsch erscheint. Im Mittelpunkt steht Aral, einst eine der legendären „Klingen von Namara“, die als strafender Hand einer Göttin für Gerechtigkeit und Ordnung sorgten, indem sie die Störenfriede beseitigten. Inzwischen ist sein Ruf als Königsmörder allerdings verblasst. Er schlägt sich wie viele andere Söldner mit kleinen Aufträgen durchs Leben und wird dabei nur von seinem lebenden Schatten Triss begleitet. Dabei sind beide selbst zu Gaunern geworden. Trotzdem sind die alten Instinkte noch da, und er ahnt, dass der Auftrag, den ihm eine Frau im roten Kleid anbietet, als er wieder einmal in einer Kneipe auf einen Auftrag wartet, durchaus seine Tücken hat. Er soll eigentlich nur eine geheime Nachricht an jemanden überbringen und dabei nicht sonderlich auffallen. Daran ist nichts Besonderes – bis auf die Tatsache, dass seine Auftraggeberin nicht die ist, die sie zu sein scheint und er – ehe er sich versieht – mitten in einer Zusammenkunft landet, die nicht weniger plant als das Reich in einen Bürgerkrieg zu stürzen? Leider steckt er schon bis zum Hals im Ärger, als er den Ausmaß der Verschwörung erkennt und hat letztendlich keine andere Chance mehr, als mitzuspielen. Fragt sich nur für wie lange... „Die zerborstene Klinge“ ist einer jener Romane, die nicht unbedingt Teil eines großen epischen Werkes werden müssen, sondern erst einmal dazu gedacht sind, ein kurzweiliges und spannendes Abenteuer mit einem guten Schuss Magie vor einer archaischen Kulisse zu erzählen. Dabei konzentriert sich der Autor bewusst auf die Charaktere und nicht auf irgendwelche Götter oder anderen mächtigen Wesen. Magie ist vorhanden, bleibt aber doch eher im Hintergrund und dient mehr oder weniger als Werkzeug derjenigen, die sie anwenden können. Wichtiger ist die Intrige, in die der Held verstrickt wird und aus der er sich erst einmal nicht mehr herauswinden kann. Die Figuren sind zwar gut herausgearbeitet, bleiben doch eher an der Oberfläche. Aral ist der typische dunkle Held – eher Assassin als Krieger, zynisch und abgebrüht – allerdings auch nicht so gerissen, dass er die Intrige durchschaut, bevor er in sie gerät. Das einzige, was ihm auffällt ist, dass seine Auftraggeberin einiges verschleiert, auf der anderen Seite fühlt er sich auch ein wenig von ihr angezogen. Dennoch kann man nicht unbedingt von einer Romanze sprechen. Die Handlung ist ebenso einfach gestrickt wie die Charaktere – auf der anderen Seite aber auch nicht so durchschaubar, dass sie irgendwann langweilt. Dafür sorgen die sauber eingearbeitete Action, Hinweise, die genau zum richtigen Zeitpunkt kommen und ein paar kleine Überraschungen. Der Hintergrund indessen ist auf das Notwendige reduziert und bleibt eher schwammig, was aber der Geschichte selbst zugute kommt, da sie nicht durch unnötig viele Beschreibungen ausgebremst wird. Alles in allem erweist sich „Die zerborstene Klinge“ als durchaus unterhaltsames Fantasy-Abenteuer, das kurzweilig zu lesen ist und sich vor allem als entspannende Lektüre zwischendurch anbietet, da die Geschichte keine all zu hohen Anforderungen stellt und scheinbar auch in sich geschlossen ist.