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Reihe: Band 1
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Am besten lässt sich das Cover mit den Worten der Autorin beschreiben: “Eine wunderschöne Frau zierte das Cover. Nackt, mit anmutig vor der Brust gekreuzten Armen. Offenbar befand sie sich unter Wasser, denn die Strähnen ihres langen Haares umgaben sie wie wogender Tang.” Das Cover ziert nämlich nicht nur die Ausgabe des Drachenmondverlags, sondern auch das des Buches, das den Protagonisten der Geschichte in den Bann zieht. Mir würde kein passenderes Cover für die Geschichte einfallen.
Es sind die merkwürdigen Worte seiner Mutter und ihre Bitte, die Kjell ihren Roman, “Die Seele des Ozeans”, aufschlagen lässt. Eine Geschichte, die ihn einmal begonnen nicht mehr aus seinen Bann lässt – und ihm ein Geheimnis enthüllt, dass sich mit der Tiefe des Ozeans messen kann. Denn “Die Seele des Ozeans” ist weit mehr als nur eine einfache Geschichte.
Ebenso wie Kjell hat auch mich die Geschichte seiner Mutter gleich in den Bann gezogen. Zum Glück war er nach den ersten Seiten ebenso neugierig auf den Inhalt wie ich – nicht auszudenken, wenn er es achtlos hätte liegen lassen und ich damit nie in den Genuss der Geschichte gekommen wäre. Eine Geschichte über eine totkranke junge Frau, Fae, und einen geheimnisvollen Menschen aus dem Meer, der ebenso heißt wie die Hauptperson der Rahmenhandlung: Kjell. Es ist eine Geschichte über die Liebe zweier Menschen (oder Wesen) zueinander, aber auch eine Geschichte über die Liebe zum Ozean. Es liest sich wie ein Märchen und wie ein Märchen hat es auch seine dunklen Seiten: Hier ist es ein finsterer Mann, der mit Hilfe dunkler Mächte den weißen Wal, der Kjell schuf, schon seit Jahrhunderten jagt – eine Figur, die tatsächlich aus “Moby Dick” sein könnte. Sein Motiv ist auf eine gewisse Weise durchaus nachvollziehbar: Rache für den Tod seiner Frau. Sympathisch macht es ihn nicht, lässt ihn aber von einem Hauch von Melancholie umwehen – zumindest anfangs.
Tod und Leben hängen in dem Buch genau so eng zusammen wie Liebe und Hass. Mit dem Tod beginnt diese Geschichte und mit dem Tod endet sie, nicht ungewöhnlich für die Geschichte eines Lebens. Die Gefühle in diesem Buch sind es allerdings schon, ungewöhnlich stark bilden sie einen bunten Strudel, der nicht nur Kjell in den Bann der Geschichte zieht. Eine Geschichte, die sowohl märchenhafte als auch überaus reale Elemente aufweist: Meeresfilmerei, Tauchgänge und die tödliche Krankheit sind weit von märchenhaften Erzählungen entfernt – umso schöner ist es, diese über den Ozean verbunden zu wissen, über die Begegnung von Märchen und Realität zu lesen. Zu merken, wie das, was märchenhaft scheint, sich langsam den Weg in Kjells Leben bahnt – oder war es einfach schon immer unbemerkt da gewesen? Die Unterwasserausflüge an Kjells Seite könnten jedenfalls genau so gut real wie auch einem Märchen entsprungen sein. Narwale, Delphine, Haie und Tintenfische in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, ein Teil davon zu sein – davon können viele Menschen nur träumen. An Kjells Seite oder durch die Kameralinse von Faes Begleiter wird man Teil davon. Die Liebe zwischen Kjell und Fae ist nicht die einzige, die man zwischen den Seiten spürt, auch die Liebe zum Meer, die die alte Generation mit der neuen verbindet, die Autorin mit dem Leser – und die Menschen mit dem Meer.
Mit dem Ende des Buches ist die Geschichte von Fae und Kjell zu Ende. Ich vermag nicht zu sagen, ob es ein gutes Ende ist, auf jeden Fall ist es eines, das der Geschichte würdig ist. Eines, bei dem sich Märchen und Realität einmal mehr vermischen. Kjells Geschichte hat jedoch gerade erst begonnen, mit der Rahmenhandlung des Buches legt die Autorin den Grundstein für seine Geschichte. Die Geheimnisse, die sich ihm beim Lesen und im Gespräch mit seiner Mutter offenbart haben, haben begonnen sein Leben zu verändern – und auch, wenn man als Leser seine Vermutungen hat, wird man wohl erst mit der Fortsetzung, “Das Herz des Ozeans”, erfahren, wie es mit ihm weitergeht. Ich jedenfalls bin gespannt.