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Reihe: Die Köche
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Der kleine Hobbykoch” ist die dritte Anthologie der “Köche”-Reihe aus dem Ulrich Burger Verlag. Wieder einmal gut gefüllt mit Rezepten und fantastischen Geschichten.
Das Titelbild ist ein altbekanntes: Schon Band eins und zwei zierte die Portion Spaghetti mit Fleischklößen, aufgespießt durch eine eindrucksvolle Gabel, die einem Dreizack ähnelt. Von den anderen Covern unterscheidet es sich in der Farbe – diesmal ist der Hintergrund grün – und der kleinen Schriftrolle, die eine Auswahl der Autoren nennt, die in der Anthologie vertreten sind.
Diesmal sind nicht nur deutsche, sondern auch englischsprachige Autoren in der Anthologie vertreten, den Anfang macht Dan Wells mit seinem Rezept “Dan’s Chiles Rellenos”, das Ende Stan Nicholls mit “A Trio” – einem von ihm empfohlenen Drei-Gänge-Menü. Beides leider nur Rezepte, keine Geschichten, dafür aber sowohl im Original als auch in Deutsch.
Auch nach dem “Verzehr” des Buches ist und bleibt Dianna Kinnes “”Godsmart – Wenn Götter einkaufen gehen” meine Lieblingsgeschichte. Der Einkaufsbummel von Jörd und ihrem kleinen Racker Thor ist einfach nur köstlich zu nennen. Weniger köstlich, aber mindestens genauso amüsant ist “Feuerei” von Stephan Russbült, eine Geschichte, die trotz aller Mühe, die sich die Gnome mit ihrem Gericht geben, nicht wirklich gut ausgeht. Von dieser Art düsteren Humors und Rezepten hat die Anthologie noch einige zu bieten, unter anderem “Die Ludisuppe” von Alexander Lohmann oder die Waldschratsuppe aus “Die Rache der Meerschweinchen” von Diana Mensching. Richtig böse wird es mit “Ess-Ethik” von Markus Heitz – definitiv nicht meine Lieblingsgeschichte, auch wenn ich ihm zu Gute halten muss, dass ich mit dem Ende absolut nicht gerechnet hätte.
Überraschend romantisch kam Christian von Asters “Der Unnachahmliche Jadetrunk der vollkommenen Vollendung” daher, ein kulinarisches Märchen mit Happy End. Auch die kurze, leicht melancholische Geschichte “Der Rabe” von Gesa Schwartz hat mir gut gefallen – und vielleicht werde ich bei Gelegenheit auch ihre Rabentaler mal testen. Ebenfalls sehr melancholisch, vor allem jedoch düster ist Ann-Kathrin Karschniks “Aufgezogen im Feld” – eine Geschichte, die mir vermutlich im nächsten Herbst wieder in Erinnerung gerufen wird (ich vermute fast, dass die Autorin genau das beabsichtigt hat).
Luci van Orgs Anleitung “Wie man eine Göttin bewirtet” sollte man fast schon jedem Mann als Pflichtlektüre empfehlen – auch wenn mir persönlich das zugehörige Rezept nicht ganz zusagt. Stil und vor allem die Pointe der Geschichte bzw. des Rezepts sind jedenfalls einfach klasse.
Aber auch klassische Gerichte wie Maultaschen oder Creme Brulee haben ihren Platz in der Anthologie gefunden – mal fast schon urschwäbisch mit einem kleinen Hauch Fantastik zubereitet, mal absolut fantastisch und eher ungewöhnlich gekocht – schließlich hat nicht jeder Haushalt einen “handelsüblichen Drachen” zur Hand.
Insgesamt bietet “Der kleine Hobbykoch” wieder einmal eine bunte Mischung aus Rezepten und Geschichten. Mir persönlich wären etwas weniger Rezepte und dafür mehr oder auch längere Geschichten lieber, aber letztendlich ist es eine fantastische Kochanthologie – und ohne Rezepte würde ihr definitiv etwas fehlen. Die Geschichten (und selbst die Rezepte) sind so unterschiedlich wie die Autoren selbst. Und ich bin mir sicher, dass jeder Fantasyleser ein paar für ihn interessante Geschichten finden wird, vielleicht sogar ein paar Rezepte zum nachkochen – ich jedenfalls habe sie gefunden.