Reihe: Die vierte Gabe, Band 1 Buch/Verlagsdaten: edition fischer, Frankfurt, erschienen September 2006, broschiert, 489 Seiten, ISBN: 978-3-89950-172-8, 2011 neu aufgelegt im Verlag NOEL |
Viele junge Autoren wagen sich in ihren Debütromanen an die Fantasy heran, haben sie hier doch einen unbegrenzten Spielraum, wie man was beschreibt. Einige unter ihnen sind wirklich begabt, bei manchem fragt man sich, wie ein Verlag auf die Idee kommen konnte so ein Werk zu veröffentlichen. In den vergangenen Wochen sind mir viele dieser Romane in die Hände gefallen, von denen die meisten leider weniger zu empfehlen waren. Eines davon erweckt aber schon die Aufmerksamkeit durch den Verlag, der auf dem Cover zu erkennen ist. Es handelt sich hierbei um die Edition Fischer. Ullrich Freier zu Axberg hat das Glück gehabt, hier seinen Roman "Die vierte Gabe" veröffentlichen zu können. Doch was trifft hier zu? Schwacher Debütroman oder ein Glücksgriff des Verlags und ein Autor mit Talent?
Der alte Palfing lebt allein und abgeschieden. Zuerst glaubt er, dass ein Traum ihn aus dem Schlaf gerissen hat, doch ein erneutes Klopfen an der Tür bestätigt ihm, dass er tatsächlich etwas gehört hat. Mit Mühe und Not schleppt er sich zum Eingang seiner Behausung; als er die Tür jedoch öffnet, ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Erst als er nach unten schaut, sieht er ein kleines Bündel am Boden liegen. Ein Kind wurde ihm gebracht, doch vom Klopfer ist nichts mehr zu sehen. Er nimmt den Jungen auf, ohne zunächst zu wissen, worauf er sich da einlässt.
Elf Jahre später passieren viele Dinge auf einmal. Menschen sterben auf unergründliche Weise, Intrigen werden am Hof gesponnen, und während der junge Magnus auf dem Weg zum Krämer ist, wird sein Ziehvater, der alte Palfing, überfallen. Die Überraschung ist groß, als der Junge zurück nach Hause kommt und alles verwüstet vorfindet. Seine Sorge um den Ziehvater ist auch nicht gerade unbegründet, als er den alten Mann verletzt am Boden vorfindet. Glücklicherweise hat er den Überfall überlebt, doch etwas essentiell Wichtiges ist verschwunden. Magnus erfährt nun nach und nach, welches Leben der alte Gideon Palfing vor ihm geführt hat und warum er so in Abgeschiedenheit lebt. Die genauen Ausmaße kann er sich noch nicht vorstellen, doch nach und nach beginnt er zu verstehen, was um ihn herum gerade passiert.
Der Umfang des Buches "Die vierte Gabe" ist nicht nur von der Seitezahl her enorm. Der Autor wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen den Personen hin und her. Man lernt viele Menschen kennen, deren Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird. Das Lesen gleicht schon fast dem Strang eines Filmes oder einer Serie, auch durch den Abschluss der einzelnen Kapitel, die oftmals eine Überraschung beinhalten. So bekommt man diesen berühmten 'Aha!-Effekt' zu spüren. Leider verliert man aber auch recht schnell die Übersicht. Die Handlungen überschlagen sich bereits nach den ersten Seiten, und hin und wieder hat man das Gefühl, den Überblick zu verlieren, besonders auch deshalb, weil die einzelnen Personen unterschiedlich auftreten und man sich immer wieder fragt, ob dies wirklich die Person ist, die zwei Kapitel zuvor etwas ganz anderes getan hat.
Der Erzählstil des Autors ist angenehm zu lesen, Das Tempo wird gleichmäßig gehalten und es wird nie zu langatmig oder überstürzt beschrieben, was gerade vorgeht. Somit kann man den Handlungen gut folgen und verliert schnell das eigene Zeitgefühl, da man sich an das Tempo im Buch gewöhnt. Dieser Stil führt auch dazu, dass man das Buch stellenweise gar nicht aus der Hand legen mag.
Mit diesem Roman liegt zwar kein Bestseller vor, aber ein sehr lesenswertes Buch, welches jedem Fantasy-Fan gefallen könnte. Ulrich Freier zu Axberg kann es noch sehr weit schaffen, wenn er seinem Stil treu bleibt und sich selbst beim Schreiben weiterentwickelt. Ein richtiges Ende, wo viele Fragen beantwortet werden gibt es jedoch leider nicht, dafür kann man sich aber auf eine Fortsetzung freuen, schließlich gehört dieses Buch zu der Reihe "Sternschnuppen".