Serie: SLHOKA Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Seit Jahren tobt auf dem Planeten Link-Arkhoide der Krieg der Flammen zwischen den Nationen Okrane und Zeide.
Ar'n Arunja und Slhoka Gunja, zwei Kampfpiloten im Dienste des Pupurkaisers von Okrane, sind eines Tages gezwungen, auf einem der tausend Eilande der abgelegenen Lamprizer-Inseln notzulanden.
Die blonden Eingeborenen dort nehmen die beiden Krieger so freundlich und zuvorkommend auf, dass sich Ar'n und Slhoka fast im Paradies wähnen. Insbesondere die junge Leidjill fühlt sich zu dem Fremden, Slhoka, hingezogen und führt den Jungen nach und nach nicht nur in die Rituale und Gebräuche ihrer Heimat ein.
Während einer dieser Riten wird Slhoka offenbart, dass er besondere Kräfte besitzt und sein Weg von den Göttern Link-Arkhoides vorherbestimmt ist; zudem begegnet er dem Rachegeist Shani, der als ätherischer geflügelter Leopard fortan die Wege des Jungen kreuzen wird.
Die friedliche Zeit auf dem Einland endet abrupt, als eines Tages Söldner des Purpurkaisers die friedlichen Insulaner überfallen, Ar'n töten und Slhoka zurück in die Hauptstadt Chadry-Bakan schaffen. Weil der Junge bei seiner Gefangennahme zahlreiche Soldaten mittels eines mystischen Glutballs vernichtet, ist man sich dort der besonderen Kräfte des Jungen bewusst und möchte unter Leitung der Doktorin Sendai Urvicham aus Slhoka eine Waffe gegen die Zeiden formen.
Der Feind wiederum ist durch Spione über die Pläne der Okraner im Bilde und versucht seinerseits, des Jungen habhaft zu werden bzw. ihn zu entführen.
Dieser Plan misslingt jedoch und plötzlich stehen Slhoka und Sendai Seite an Seite gegen zwei mächtige Gegner.
Adrien Floch wird Freunden franko-belgischer Comic-Kunst in erster Linie durch seine Arbeit an der Serie "Die Schiffbrüchigen von Ythag" ein Begriff sein, die ebenfalls im Splitter Verlag erscheint, mit der er 2006 auf dem Comicfestival von Angoulême in der Kategorie " Bester Jugendcomic für 9- - 12-Jährige" co-nominiert war und hinter der Slhoka in der Fan-Gunst - zu Unrecht - hintenan steht.
Flochs Artwork ist zwar angenehm und - trotz oder wegen einiger Gewalt-Eskapaden - nett anzuschauen, aber um echte Begeisterung hervorzurufen fehlt es ihm an Esprit, an zeichnerischer Raffinesse. Seiten- sowie Bild-Aufbau sind konventionell, die Darstellung der Bildelemente folgt weitgehend einem um Realismus bemühten Ansatz, wobei - und das ist tatsächlich ein besonderes Stilelement - die Figuren oftmals überbetont länglich-ovale Gesichter mit sehr markanten Kinnpartien aufweisen. Flochs große Stärke ist es, trotz seines eher konventionellen Duktus und Seitenaufbaus, den Rhythmus der Geschichte, das Abwechseln von ruhigen Passagen und Action-Sequenzen in selbst im Kleinen lebendigen, dynamischen Panels widerzuspiegeln.
Bei der Koloration bedient sich Lyse kräftiger Farben, die zuweilen zwar sehr bunt wirken, die jedoch die Lebendigkeit und Atmosphäre der Story perfekt unterstreichen.
Kommen wir zur Geschichte selbst: Godderidge erzählt eine Story voller großer Gefühle wie Hass und Liebe, Rache und Vergebung vor einem epischen Hintergrund, in dem Technik und schamanistische Magie eine lebendige, glaubhafte Verbindung auch deshalb eingehen, weil die technische Sphäre, die Sphäre der Zivilisation zahlreiche altmodische Stilelemente - insbesondere in Architektur und Kleidung - enthält.
Die Darstellung einer Beziehung von Mensch, Natur (Magie) und Technik ist innerhalb des Genres nicht neu und wurde von Künstlern wie z. B. Hayao Miyazaki immer wieder auf hohem Niveau auch in Animes thematisiert. Das, was Godderiges Ansatz auszeichnet, ist die Unbeschwertheit, mit der der Autor das eher philosophile Thema auf eine leichte und abenteuerliche Ebene hebt. Nicht große Gesellschaftsentwürfe oder eine grundsätzlich zivilsationskritische Ideologie stehen im Mittelpunkt dieser typischen Erlöser-Geschichte, sondern die kleinen, die persönlichen Dramen, Dilemmas und Probleme, denen sich insbesondere Slhoka zu stellen hat und haben wird, bis er seine Bestimmung erfüllt.
Fazit: Die spannende, komplexe Geschichte sowie das gute Artwork machen diesen ersten Band der Slhoka-Reihe zu einem leichten Einstieg in eine bunte und magisch-technische Fantasy-Welt.
Die vergessene Insel - die Rezension von Erik Schreiber