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Titel: Die seufzende Wendeltreppe
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Lucy Carlyle hatte als Tochter kein ruhmreiches Kinderleben. Ihr Vater wurde trunken vom Bahnsteig fallend, wo er als Gepäckträger arbeitete, von einem Zug überfahren, die Mutter arbeitete in mehreren Hotels um die Kinder durchzubringen und Lucy wurde daher von einer älteren Schwester grossgezogen. Sie gehört zu den Jugendlichen, die in der Lage sind, Geister und Erscheinungen zu sehen und in ihrem speziellen Fall, besonders gut zu hören. Als ihre Mutter dies erkennt, verkauft sie Lucy als Lehrling an Mr. Jacobs. Der war früher selbst mal ein Medium und als Geisterjäger unterwegs. Mit dem Alter jedoch, dem Erwachsen werden, stumpft die Gabe ab, bis man sie ganz verliert. Mr. Jacobs wird also ihr Lehrer und schickt sie mit anderen in den Einsatz. Doch ihr letzter Einsatz geht gründlich schief, so dass Lucy ohne ein Wort zu sagen aus ihrem Dorf nach London fährt um in einer anderen Agentur Arbeit zu finden. Seit einigen Jahrzehnten wird die Welt von Geistererscheinungen heimgesucht die den lebenden Menschen sehr viel Ärger machen. Daher haben ganze Agenturen mit hunderten von Angestellten viel zu tun. Lucy kann jedoch nicht in den grossen Agenturen unterkommen und landet schliesslich bei Locckwood und Co. Das Co ist hauptsächlich George Cubbins und jetzt Lucy. Im Gegensatz zu anderen Agenturen haben sie jedoch keinen Erwachsenen, der sie bei den Einsätzen anleitet.
Der erste Einsatz, bei Lockwood, mit dem das Buch beginnt, geht gründlich schief. Die drei entdecken die Leiche einer jungen Frau, doch bei der Manifestation des Geistes fackelt das Haus ab. Lucy rettet ein Medaillon und nimmt es mit. Dadurch entstehen neue Gefahren, denn der Geist ist mit dem Schmuckstück verbunden und bringt Lucy fast um. Auf diesem Fall aufbauend, entsteht eine rasante Krimihandlung.
Lucy hat wenig Glück, sie macht Fehler, die einerseits nicht erlaubt sind, andererseits die drei Geisterjäger aber in ihrer Arbeit helfen. Natürlich können sie zum Schluss des Abenteuers auch den Mord an Annie Ward, so der Name der Besitzerin des Medaillons, rächen und aufklären, doch ist es ein langer Weg bis dahin.
Wer von Jonathan Stroud die Bartimäus-Romane kennt, findet hier einen ganz anderen Ansatz und ist vielleicht enttäuscht. Doch sei den Lesern gesagt, diese Enttäuschung hält nicht lange an. Was mir nicht gefiel war der Beginn, denn wir waren mit Lucy in deren Jetzt-Zeit, der danach erst einmal ein „Vorher“ folgte mit Ausblick in die Vergangenheit. Erst wieder in der Jetzt-Zeit oder Lucys Gegenwart wurde es wieder spannend. Mit einigen Fehlschlüssen bei den Ermittlungen und dem Kampf gegen einen ganzen Haufen Geistern und einem Mörder gelangte das Buch zu einem gelungenen Abschluss. Doch mit dem Ende des Romans fanden wir auch wieder einen Ausblick auf weitere Abenteuer. Wenn das Buch Mitte September erscheint, sollte es auf keiner Wunschliste und keinem Jugendbuchregal zu hause fehlen.