Serie: Red Sonja - Die Teufelin mit dem Schwert Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Red Sonjas neues Abenteuer beginnt, als sie einen Boten vor den Barbaren rettet, deren König er eine Botschaft aus Gathia überbringen soll. Noch bevor die beiden allerdings in die sichere Stadt zurückkehren können, wird Sonja selbst gezwungen, den geretteten Gesandten zu töten.
In Gathia, das von einem Priester-Krieger beherrscht wird, bezichtigt man sie, als sie ihre Geschichte vorträgt, der Lüge und der Ketzerei, versucht sie daraufhin zu töten, um sie schließlich, nachdem viele Stadtwachen ihre Leben verloren haben, in eine Grube zu stoßen, in der sie auf Leben und Tod kämpfen muss.
Obgleich es ihr gelingt, ihren monströsen Gegner zu besiegen, opfert man Red Sonja dem dunklen Gott Gathias. Sie stirbt, wird jedoch vom Hohepriester Fa ins Leben zurückgeholt. Der alte Mann hofft, mit ihrer Hilfe den Despoten der Stadt vom Thron stoßen und Frieden mit den Barbaren-Stämmen außerhalb der Stadt schließen zu können.
Gemeinsam brechen sie mit einigen Getreuen auf, um die Wilden um Unterstützung bei der Erstürmung der Stadt zu bitten. Tatsächlich gelingt es ihnen, ein Bündnis zu schmieden und Gathia zu erobern. Doch dann beginnen die Barbaren ein gnadenloses Gemetzel an Männern, Frauen und Kindern.
Vorderst soll mit einem landläufigen Irrtum aufgeräumt werden: Die Red Sonja dieses Comics ist ursprünglich keine Figur Robert E. Howards, des Schöpfers "Conans" und vieler anderer klassischer Helden. Zwar taucht in seinem Werk eine Kriegerin namens "Red Sonya of Rogatino" auf, doch in der aktuellen Form und vor allem in der Einbindung in den hyborischen Hintergrund ist die Figur auf die beiden Comic-Größen Barry Windsor Smith und Roy Thomas zurückzuführen, die schon 1973 wussten: Sex sells!
Die Story dieses ersten Tradepaperbacks, das die US-Ausgaben #0 bis #6 der Serie "Red Sonja: She-Devil with a Sword" in sich vereint, ist erfrischend gradlinig und erinnert an eine Zeit, in der Comics einfach nur bzw. nur einfach unterhalten wollten.
Die Charaktere sind relativ einfach strukturiert, wobei Red Sonja allerdings im Vergleich zu Conan deutlich weniger zynisch und verbittert rüberkommt. Die Nebenfiguren stellen - wie in den Geschichten des cimmerischen Barbaren - lediglich eine Art Staffage dar, denn nur wenige überleben letzten Endes die Abenteuer, die sie Seite an Seite mit der rothaarigen Kriegerin zu bestehen haben.
Das Artwork des Zeichners Mel Rubi und der diversen Koloristen ist außerordentlich gefällig. Zwar fehlt ihm das letzte Quäntchen Eigenständigkeit, um als herausragend angesehen zu werden, aber in seiner klassischen Seitenaufteilung, der mitreißenden Dynamik der Posen, der Wahl der Perspektiven und vor allem dem Mut zur kraftvollen Farbigkeit - die Koloristen schrecken nicht einmal vor Komplementärkontrasten (z.B. Orange-Blau) zurück - ist es der straighten, klaren Story in jeder Hinsicht angemessen.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang insbesondere das Erscheinungsbild der Hauptprotagonistin, die bei aller Üppigkeit tatsächlich eine natürliche Schönheit und Kraft ausstrahlt. Rubi gelingt - abgesehen davon, dass sich keine geistig gesunde Frau im Metallschuppen-Bikini durchs harte Barbaren-Leben prügeln würde - damit im Großen und Ganzen der Spagat zwischen realistischem Frauenabbild und dem Kotau vor notgeilen Fan-Boys.
Fazit: Frauenpower in einer leichten, schnörkellosen und gefällig gezeichneten "Sword & Sorcery"-Story. Dieses TPB macht Lust auf mehr "Red Sonja".