Titel: Die Chroniken von Centrum Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
„Die Chroniken von Centrum“ beschreibt eine Stadt mit zwei Milliarden Menschen, die Europa vereinnahmt hat. Wer den Film „Bladerunner“ kennt, wird sich sofort wohlfühlen. Die Metropole, Centrum genannt, ist ähnlich aufgebaut. 90 Prozent der Stadtfläche bietet 98 Prozent der Bevölkerung Platz. Die restlichen zwei Prozent haben es besser, da ihnen viel mehr Platz zur Verfügung steht. Der Held der Handlung ist ein namenloser Kontrolleur, zu dessen Aufgabe es gehört, Menschen zu töten, und das im staatlichen Auftrag. Bei zwei Milliarden Menschen sind da ein paar Mäuler zu viel zu füttern. Also wird ausgelost und jährlich eine Million Menschen vom Leben zum Tode befördert. Durch das Losverfahren kann es jeden treffen, aber jeder hofft, der andere Mensch ist der nächste. Den Kontrolleur trifft es gleich doppelt: Erst verliebt er sich in seine Nachbarin und dann soll er sie eliminieren. Damit er den staatlich sanktionierten Mord nicht begehen muss, meldet er sich krank. Er will Jos retten, doch einer seiner Kollegen ist schneller: Jos stirbt. Dann nimmt ein alter Kamerad aus dem Krieg Kontakt zu ihm auf, und auch ihn muss der Kontrolleur eliminieren. Sein alter Kumpel Steranko sät aber Zweifel in Juan, wie der namenlose Kontrolleur irgendwann einmal genannt wird: Ob seine Arbeit, die er ausführt, in Ordnung ist? Ob nicht vielleicht doch noch ein Verschwörung hinter dem Losverfahren steckt?
In einer atemberaubenden (leider manchmal etwas unlogischen) Jagd geht es durch die tiefsten Untergründe der Metropole. Der Übersetzer hat sich wahrscheinlich dabei noch ein paar kleine Freiheiten geleistet, wenn Straßen nach Merkel, Putin, Berlusconi und anderen benannt sind. Die Zeichnungen sind etwas brutal-kantig gezeichnet, die Farben sind düster gehalten und nur beim Ausflug in die bessere Stadtgegend werden die Farben heller und die Konturen etwas weicher. Die ganze Aufmachung und die Komposition aus Farben, Text, guter Übersetzung, rasanter Handlung ist überaus gelungen. Als Bladerunner-Fan gefiel mir die Erzählung sofort, auch wenn nicht Replikanten gejagt werden. Eine Verschwörung, die zum Ende aufgelöst wird, bringt die Erzählung zu einem logischen Schluss, wenngleich der Schluss so offen gestaltet ist, dass unser Juan noch einmal in den Einsatz geschickt werden kann.
Die Chroniken von Centrum - die Rezension von Frank Drehmel